Die Amerikaner versüßten ihr Angebot um rund eine Milliarde Pfund und zahlen jetzt 11,5 Milliarden Pfund (13,1 Mrd Euro). Das Cadbury-Management habe dieser Offerte zugestimmt, teilte Kraft am Dienstag mit. Gemeinsam können Kraft und Cadbury nun zum Weltmarktführer bei Lebensmitteln,
Nestlé, aufschließen.
Segnen die Cadbury-Aktionäre das Milliarden-Geschäft ab, wäre der seit rund einem halben Jahr laufende Übernahmepoker beendet. Auch das Ende der fast 200-jährigen unabhängigen Geschichte des britischen Schoko-Produzenten ist damit besiegelt. Kraft bietet nun 840 Pence je Cadbury-Aktie. Cadbury hatte das bisherige feindliche Angebot von rund 10,4 Milliarden Pfund als «lächerlich» zurückgewiesen und sich vehement gegen eine Übernahme gestemmt. Britische Gewerkschaften fürchten, dass weltweit Tausende der etwa 45.000 Jobs bei Cadbury wegfallen.
Kraft-Chefin Irene Rosenfeld betonte jedoch, «großen Respekt vor Cadburys Marken, Erbe und Mitarbeitern» zu haben. Der britische Premierminister Gordon Brown sagte, die Regierung sei entschlossen, Jobs zu sichern. Am Dienstag endete für Kraft die Frist, ein neues Angebot für Cadbury zu präsentieren. Cadburys Geschichte geht bis 1824 zurück. Die Firma ist der bekannteste Süßwarenproduzent Großbritanniens. Sie stellt Dairy- Schokolade, Cadbury-Creme-Eier und Trident-Kaugummi her. Zu Kraft gehören unter anderem Milka- und Toblerone-Schokolade, Philadelphia- Käse und Jacobs-Kaffee.
Sollte der Zusammenschluss gelingen, muss Cadbury auf Druck der EU-Wettbewerbshüter einen Teil des Schokoladengeschäfts in Osteuropa verkaufen, um nicht übermächtig zu werden. Gemeinsam würden Kraft und Cadbury auf einen Umsatz von umgerechnet etwa 50 Milliarden Dollar kommen. In den Übernahmekampf hatten sich im Laufe der Monate gleich mehrere andere Lebensmittel-Konzerne eingemischt. So hatten auch die direkten Konkurrenten Hershey aus den USA und Ferrero aus Italien Interesse an Cadbury angemeldet. Die Finanzierung stellte sich jedoch als Problem heraus.
Um die Übernahme stemmen zu können, verkauft Kraft sein Geschäft mit Tiefkühlpizzen ausgerechnet an den Schweizer Rivalen Nestlé. Widerstand droht allerdings noch vom Kraft-Hauptaktionär Berkshire Hathaway mit Investorenlegende Warren Buffett an der Spitze. Der fürchtet, dass Kraft zu viel Geld für die Briten auf den Tisch legt.
Cadbury - Süßwarenhersteller mit langer Tradition
Der britische Süßwarenhersteller Cadbury ist eines der führenden 20 Lebensmittelunternehmen weltweit und blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1824 betrieb der Gründer John Cadbury in Birmingham einen kleinen Laden, in dem er Kakao verkaufte. Sieben Jahre später gründete er in der Stadt eine kleine eigene Produktion. Seitdem gehört vor allem der Vertrieb von Schokoladeprodukten - wie etwa der Schokoriegel «Dairy Milk» - zum Kerngeschäft: Allein 2008 machten diese rund 46 Prozent des Umsatzes von rund 5,4 Milliarden Pfund (6,2 Mrd Euro) aus. Der Vorsteuer-Gewinn lag 2008 bei 400 Millionen Pfund.
Nach dem Zusammenschluss mit dem Limonadeproduzenten Schweppes 1969 vertrieb Cadbury auch Getränke (Schweppes, Orangina und Dr Pepper), bis die Sparte 2008 als «Dr Pepper Snapple Group» wieder abgestoßen wurde. Mit der Übernahme des dänischen Unternehmens Stimorol 2002 gehören neben Bonbons auch Kaugummis zur Produktpalette. Unter Firmenchef Todd Stitzer sind derzeit über 45.000 Mitarbeiter in 60 Ländern beschäftigt. (dpa)