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13.11.2018 | 14:37 | Glyphosat-Streit 

Mehr Glyphosat-Klagen gegen Bayer - Konzern schließt Vergleiche aus

Leverkusen - Der Agrarchemie-Konzern Bayer muss sich in den USA noch mehr Glyphosat-Klagen stellen als bisher bekannt.

Glyphosat-Klagen
Mit der Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto ist Bayer zu einem Riesen geworden auf dem globalen Agrarchemie-Markt. Doch die neue Konzerntochter brockt den Leverkusenern juristische Querelen ein, die noch lange dauern werden. (c) proplanta
Bis Ende Oktober seien Gerichtsschriften von insgesamt etwa 9.300 Klägern zugestellt worden, sagte Bayer-Konzernchef Werner Baumann am Dienstag in Leverkusen. Das waren circa 600 mehr als Ende August. Baumann rechnet mit einem weiteren Anstieg.

Die Kläger werfen dem von Bayer übernommenen US-Unternehmen Monsanto vor, mit Glyphosat ein krebserregendes Mittel verkauft und nicht ausreichend über die Schädlichkeit informiert zu haben. Baumann widersprach: «Glyphosat ist von der Chemie her, vom Wirkmechanismus her ein ausgesprochen sicheres Produkt.»

Im Sommer hatte ein erstes Glyphosat-Urteil in Kalifornien für Schlagzeilen gesorgt, demzufolge der Konzern einem Krebskranken 289 Millionen Dollar zahlen sollte. Später wurde die Strafzahlung auf 78 Millionen Dollar gesenkt. Aus Sorge vor immens hohen Gesamtzahlungen zogen viele Anleger die Reißleine und verkauften ihre Anteilsscheine - die Bayer-Aktie ging auf Talfahrt.

In dem Verfahren will das Unternehmen in Berufung gehen und bereitet hierfür derzeit noch entsprechende Schriften vor. Nach dem Urteil schnellte die Zahl der Kläger nach oben - andere Menschen, die sich durch Glyphosat geschädigt sehen, zogen ebenfalls vor Gericht.

Bayer-Manager Baumann betonte, dass es sich nur um ein erstinstanzliches Urteil handele, das keine bindende Wirkung für die anderen Verfahren habe. «Wir halten dieses Urteil für falsch.» Mit dem Ergebnis der Berufung rechnet der Konzernchef spätestens 2021. Anfang nächsten Jahres wiederum dürften weitere Glyphosat-Fälle in erster Instanz vor US-Gerichten beginnen.

Baumann sieht sich beim Thema Glyphosat weiterhin im Recht, einen Vergleich in einzelnen Fällen schloss er aus. Es könnte in Zukunft aber sein, dass man «geringfügige Beträge» für einen Gesamtkomplex zahlen würde, etwa um höhere, absehbare Rechts- und Anwaltskosten für die Fortsetzung des juristischen Streits zu vermeiden.

Kläger, Umweltschützer, Kleinbauern und verschiedene Wissenschaftler halten die Chemikalie für gefährlich für die Natur und die Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Glyphosat 2015 als ein «wahrscheinliches humanes Karzinogen» ein, also als mutmaßlich krebserregend.

Baumann betonte, dass nach der WHO-Publikation Gesundheitsbehörden der EU, aus Japan und Südkorea sowie weiteren Staaten abermals tätig geworden seien und danach Glyphosat erneut nicht als krebserregend eingestuft haben. Es gebe mehr als 800 Studien, denen zufolge Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung sicher sei, so Baumann.

Der Konzernchef stellte zudem Quartalszahlen vor, die insgesamt solide, aber nicht berauschend ausfielen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten hielt sich den Angaben zufolge im dritten Quartal 2018 bei 2,2 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente der Dax-Konzern mit rund 2,9 Milliarden Euro zwar weniger, nach knapp 3,9 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Allerdings hatte Bayer vor einem Jahr auch von einigen Sondereffekten profitiert, die sich nicht wiederholten. Im abgelaufenen dritten Quartal steigerte Bayer den Umsatz infolge der Übernahme von Monsanto um fast ein Viertel auf 9,9 Milliarden Euro.

Im Agrarchemie-Geschäft (Crop Science) vermeldete Bayer ein einen Quartalsumsatz von 3,7 Milliarden Euro, davon 2,2 Milliarden Euro durch den Zukauf. Das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten wie dem Gerinnungshemmer Xarelto zog an, der Verkauf von rezeptfreien Präparaten und von Mitteln für Tiere brachte hingegen weniger Euro in die Kasse als zuvor. Auch künftig sieht sich Bayer insgesamt auf Wachstumskurs, der Gesamtumsatz 2018 soll bei mehr als 39 Milliarden Euro liegen.
dpa
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