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01.04.2017 | 08:13 | Solarkonzern 

Solarworld erneut in der Krise

Bonn - Frank Asbeck ist einer der wenigen deutschen Energiemanager, für den sich auch Society-Reporter interessieren.

Solarworld
In guten Zeiten des Solarkonzerns «Solarworld» galt Frank Asbeck als der «Sonnenkönig». Doch schon vor Jahren wurde sein Imperium erschüttert. Nun steckt die Firma erneut in der Krise, Asbeck kämpft um die Wende und das Vertrauen der Aktionäre. (c) solarworld
Der lockige, breit gebaute Gründer des Solarkonzerns «Solarworld» - passionierter Jäger mit eigenem Schloss am Rhein - hat gerne einen flotten Spruch auf den Lippen.

In den goldenen Zeiten des Solarbooms zu Anfang der Energiewende hieß er in der Presse nur der «Sonnenkönig». Doch mit der zunehmenden Konkurrenz bei Sonnenmodulen aus Asien zu Tiefstpreisen kam Asbecks Geschäftsmodell schon in den Jahren 2012 und 2013 massiv ins Rutschen. Damals rettete den Konzern nur ein Aktien- und Schuldenschnitt, bei dem Anleger Millionen verloren.

Jetzt steckt Solarworld wieder in der Krise. Nach einem abrupten Preisrückgang für Solarmodule auf dem Weltmarkt im vergangenen Jahr um 20 Prozent stehen in der Jahresbilanz tiefrote Zahlen und über 90 Millionen Euro Verlust.

«2016 war ein heftiges Jahr für die gesamte Solarbranche, geprägt von chinesischen Überkapazitäten und einem massiven Preisverfall», sagte Asbeck am Mittwoch. «Wir haben mit Maßnahmen darauf reagiert, die unsere Kosten senken und es gleichzeitig ermöglichen, uns mit Qualität und Technologie weiter vom asiatischen Wettbewerb abzusetzen.»

Asbeck kämpft um die Wende im Unternehmen. 2017 will er mit einem Sparprogramm und Personalabbau die Verluste eindämmen und die Sanierung des Konzerns vorantreiben. Die Kosten sollen bis 2019 um ein Fünftel sinken. Gegen die Billigkonkurrenz aus Asien setzt er verstärkt auf hochwertige monokristalline Solarmodule. Für den Umbau und den Abbau von 400 der jetzt noch rund 3.300 Stellen braucht Solarworld aber erst mal Geld.

Die nötigen Rückstellungen und Abschreibungen in der Bilanz ließen das Eigenkapital in der Solarworld-Muttergesellschaft stark auf nur noch 2,6 Millionen Euro schrumpfen. Laut Gesetz musste Asbeck daher jüngst eine außerordentliche Hauptversammlung ankündigen - äußerst schlecht fürs Image. Der Börsenkurs stürzte nach der Mitteilung kurzzeitig ab.

Solarworld-Finanzchef Philipp Koecke betont indes, dass im Konzern noch rund 120 Millionen Euro Eigenkapital stecken und nur diese Zahl relevant sei. Das Unternehmen habe 88 Millionen Euro an liquiden Mitteln. «Das ist ein ausreichendes Polster, um über das Jahr hinweg gut steuern zu können.»

Kapitalmaßnahmen für frisches Geld seien nicht geplant, sagte Asbeck. Das Geld reiche auch für die geplanten künftigen Investitionen eines «mittleren zweistelligen Millionenbetrages im Jahr».

Ruhe bewahren und Kurs halten ist die Devise des Managements auch für die anstehende Hauptversammlung Anfang Juli. Spätestens dort dürfte das Thema hochkochen, das Solarworld-Anleger derzeit mit am meisten beschäftigt: Müssen die Bonner Rückstellungen bilden für das gewaltige Prozessrisiko, das ihnen in den USA droht?

Der ehemalige Siliziumlieferant Hemlock hatte Solarworld dort 2013 wegen nicht erfüllter Abnahmezusagen auf umgerechnet rund 720 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Ein US-Gericht hat diesen Anspruch im Sommer 2016 bejaht, Solarworld ging in Berufung. Gewinnt Hemlock und kann seine Ansprüche auch in Deutschland geltend machen, wird es eng: Rücklagen für die Forderung hat Solarworld bisher nicht.

Der Vorstand hält die Forderung aber hierzulande für nicht durchsetzbar und Asbeck ist in engen Gesprächen über eine einvernehmliche Lösung mit Hemlock, wie er sagte.

Die Frage ist, ob die Aktionäre Solarworld die Treue halten und ob das Umsteuern Asbecks nicht zu spät kommt. Fachleute wie der Aktionärsschützer Roland Klose vom Anlegerschutzverein DSW glauben an die Beharrlichkeit der Aktionäre: «Die sind dem Unternehmen und der Energiewende sehr verbunden: Die, die jetzt noch dabei sind, sind hart gesottene Überzeugungstäter.»
dpa
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