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02.04.2014 | 16:05 | ISN-Schlachthofranking 

Zunehmende Konzentration in Schlachtbranche

Damme - Bereits im zehnten Jahr veröffentlicht die ISN - Interessengemeinschaft der Schweinehalter e.V. die Schlachtungen der zehn größten Schweineschlachtunternehmen in Deutschland.

Schweinefleischproduktion
(c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Ein Ergebnis vorweg: Das ISN-Schlachthofranking bestätigt den hohen Konzentrationsgrad in der Schlachtbranche.

Schlagzeilen haben deutsche Schlachtunternehmen im vergangenen Jahr vor allem im Zusammenhang mit den Diskussionen um das Lohnniveau und der Unterbringung von Werkvertragsmitarbeitern gemacht. Die öffentliche Kritik, zunehmend auch aus dem Ausland, war schwerwiegend und das Resultat sind nun verstärkte Kontrollen und die flächendeckende Einführung des Mindestlohns mit nur wenigen Ausnahmen.

Top 4: Wachstum gebremst



Die vier größten Unternehmen haben zusammen einen Marktanteil von fast 60 %. Im Vergleich zu den Vorjahren fällt aber auf, dass die großen Wachstumsschritte bei den Schlachtzahlen ausgeblieben sind. Selbst beim Primus Tönnies gab es keine Steigerung der Schlachtungen in Deutschland. Ein Novum in der Tönnies-Geschichte. Investiert wurde dennoch kräftig: In Dänemark wurden die Kapazitäten ausgebaut und in Deutschland wurde insbesondere in die Erweiterung der Geschäftsfelder investiert. So baut Tönnies aktuell das europaweit größte und modernste Werk zur Heparinherstellung.

Bei Vion konnten zumindest teilweise die Marktanteile, die 2012 verloren gingen, zurückgewonnen werden. Über die unpopulären Maßnahmen der Vergangenheit, wie verlängerte Zahlungsziele ist offenbar wieder Gras gewachsen. In 2013 machte Vion ansonsten in erster Linie mit sogenannten Restrukturierungen von sich reden. Die wirtschaftlichen Probleme des Konzerns sind offenkundig, immerhin wies der Geschäftsbericht in 2012 ein Minus von 830 Mio. € aus. Als direkte Folge wurde unter anderem die Ingredients-Sparte verkauft, um an „frisches Geld“ zu kommen. Zudem wurden unrentable Standorte, wie Minden, Kasel-Golzig, Weimar und jüngst Lingen, geschlossen.

Relativ unspektakulär verlief das Jahr 2013 bei Westfleisch. Diese konnte die Schlachtungen leicht auf 7,41 Mio. Schweine steigern. Nicht so Danish Crown in Essen/Oldenburg. Hier gingen bereits im dritten Jahr in Folge die Schlachtungen zurück und zwar auf 2,74 Mio. Schweine. Keine Erfolgsgeschichte - hatte der ehemalige Besitzer D&S Fleisch doch  bereits annähernd 3,6 Mio. Tiere geschlachtet.

Mittelstand uneinheitlich



Der Mittelstand hat sich im vergangenen Jahr recht uneinheitlich entwickelt. Vogler (Rang 5) konnte an den Erfolg im Vorjahr anknüpfen und mit 2,3 Mio. die Anzahl der geschlachteten Schweine noch einmal um 13,9 Prozent steigern. Die Müller Gruppe in Birkenfeld konnte die Steigerung der Schweineschlachtungen mit 1,63 Mio. Stück in 2013 gut behaupten. Für das Jahr 2014 erhofft man insbesondere mit dem Argument „Regionalität“ gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel zu punkten. Hierfür wurde eigens ein Rohstoffkonzept „Süddeutsches Schweinefleisch“ entwickelt.

Auch bei Böseler Goldschmaus mit Sitz in Garrel steht das Thema Regionalität hoch im Kurs. Durch eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen regionalen Einzelhändlern schafften es die Niedersachsen im diesjährigen Ranking mit 1,53 Mio. geschlachteten Schweinen auf Rang 7.

Nur knapp behaupten konnte sich Tummel in Schöppingen mit 1,53 Mio. Schlachtschweinen am Haken. Hier läuft noch immer das Kartellverfahren um die Übernahme durch Tönnies. Ein Ende ist bislang nicht in Sicht. Nach dem deutlichen Zugewinn in 2012 hatte BMR in Garrel in 2013 wieder einen deutlichen Rückgang zu verbuchen. Hier kamen nur noch 1,4 Mio. Schweine zur Schlachtung, was einem Minus von immerhin 11,4 Prozent entspricht. Damit rutschte BMR um zwei Plätze ab auf Rang 9. Die Schlachtzahlen bei Simon in Wittlich zeigten eine feste Entwicklung mit 0,96 Mio. Schlachtungen. Damit rangiert Simon weiterhin auf Rang 10.

Konsolidierungskurs geht weiter



„Vion hat es trotz wirtschaftlicher Probleme geschafft, die Schlachtzahlen wieder zu steigern. Ob es sich hier tatsächlich um eine Trendwende handelt, wird sich noch erweisen müssen. Im Sinne des Wettbewerbs ist dies zunächst jedenfalls eine erfreuliche Entwicklung“, kommentiert ISN-Marktexperte Matthias Quaing die Ergebnisse.

„Auffällig ist, dass die erfolgreichen Unternehmen im vergangenen Jahr verstärkt in die Verarbeitungstiefe bzw. in neue Geschäftsfelder, investiert haben. Neben der Effizienzsteigerung wird in der Steigerung der Wertschöpfung sicherlich eine zentrale Herausforderung für die Zukunft liegen. Schließlich ist Markt für Schweine begrenzt, eine wesentliche Erhöhung der Schweinebestände in Deutschland derzeit nicht in Sicht“, so Quaing weiter. „Sollten der Ankündigung Taten folgen und mit dem italienischen Schlachtkonzern Bresaole Pini ein weiterer „Global Player“ auf den deutschen Markt vorrücken, wird das den Wettbewerb noch einmal anheizen“, ist sich Quaing sicher. (isn)
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