(c) proplanta Es hat farbenfrohe Tücher ausgebreitet und lockt mit leuchtenden Granatäpfeln, getrockneten Aprikosen und üppigen Safranblüten. Auf 13 mal 13 Metern trägt das gebeutelte Land am Hindukusch auf der Grünen Woche ein anderes Bild seiner selbst nach Europa.
«Es ist der Versuch eine Sinneswandels», sagt Mohammad Fazel Wasit. Erstmals seit 30 Jahren ist sein Land auf der weltgrößten Agrarmesse präsent. Das Land will seinen Export ankurbeln, der seit ein paar Jahren zaghaft wieder anläuft, während die Importe noch immer ein Vielfaches betragen.
«Afghanistan war einmal ein wichtiger Exporteur von Trockenobst, von Weizen und Reis», erklärt Wasit, der stellvertretende Leiter der Ausfuhrförderagentur des Landes, das nach Bürgerkrieg, sowjetischer Besatzung und Taliban-Herrschaft zu den ärmsten der Welt zählt. «Drei Jahrzehnte Krieg haben unsere Infrastruktur ruiniert.»
Das afghanische Bruttoinlandsprodukt pro Kopf entspricht derzeit gerade einmal einem Hundertstel des deutschen. Zwar ist die Wirtschaftsleistung nach dem aktuellen Fortschrittsbericht der Bundesregierung seit 2003 merklich gewachsen, aber von sehr niedrigem Niveau ausgehend. Die prekäre Sicherheitslage bleibt eine ständige Gefahr, und eine einzige Dürre kann die afghanische Wirtschaft um Jahre zurückwerfen. Sie stützt sich noch immer zu einem Drittel auf die Landwirtschaft. Von ihr leben mehr als die Hälfte aller Haushalte.
Die Exporte des Landes insgesamt stiegen von 2002 von rund 100 Millionen US-Dollar auf rund 545 Millionen Dollar 2008 - ein sehr zartes Pflänzchen, das auch durch den Schritt auf eine Messe in Europa weiter gedeihen soll. «Wir wollen an alte Zeiten anknüpfen», sagt Wasit.
Am Messestand kosten Besucher Rosinen, Mandeln und Walnussöl. Gewürze wie Anis und Kümmel wechseln den Besitzer. Die Afghanen hoffen, dass auch Feigen und Maulbeeren in Europa Abnehmer finden. Tafeln und Faltblätter informieren an dem von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit geförderten Stand über Produkte und Tradition des Landes.
Die Stände anderer Krisenländer sind da weniger üppig ausgestattet. Das afrikanische Ruanda etwa ist nur durch einen Imbiss vertreten, an dem es Straußensteaks und Rinder-Couscous gibt. Auch die Tunesier ködern mit Holzschnitzereien, ätherischen Ölen und Parfüm eher das Messepublikum denn langfristige Handelspartner. (dpa)
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