(c) BioFach «Die Erzeugung kann das Marktwachstum bei weitem nicht auffangen», sagte der Vorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, am Donnerstag zum Auftakt der weltweit größten Bio-Messe BioFach in Nürnberg. Der Präsident des größten deutschen Anbauverbandes Bioland, Thomas Dosch, warnte davor, dass die Produktion ins Ausland abwandern werde, wenn die Umweltleistungen des Öko-Landbaus vom Staat nicht besser honoriert würden. «Wir brauchen mehr Bauern, die die Chance nutzen», sagte Dosch. Auch Agrarstaatssekretär Gerd Müller (CSU) sprach sich dafür aus, die wachsende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln stärker aus heimischer Erzeugung zu decken. Bio stehe auch für regionale und saisonale Erzeugung, sagte Müller. Schon aus Gründen des Klimaschutzes sollten Bio-Lebensmittel nicht rund um den Globus transportiert werden. Das Umsatzvolumen der deutschen Bio-Branche ist im vergangenen Jahr um etwa 15 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro gewachsen. Damit ist Deutschland hinter den USA der zweitgrößte Bio-Markt der Welt.
Fachleute halten bis 2010 einen Umsatzanstieg auf 8 Milliarden Euro für möglich. BÖLW-Chef Löwenstein sagte, dass die Chancen des Bio-Marktes von konventionell bewirtschafteten Betrieben noch wenig wahrgenommen würden, liege an der zu geringen Ausstattung der Umstellungsprogramme. Nach Verbandsangaben wirtschaften derzeit in Deutschland rund 18.000 Betriebe nach Bio-Kriterien, das sind 2,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die ökologisch bebaute Fläche wuchs um 5,8 Prozent auf 873.000 Hektar. Staatssekretär Müller forderte die Länder auf, die Umstellung auf den Öko-Landbau ausreichend zu unterstützen.
Auf der BioFach und der angeschlossenen Naturkosmetik-Messe Vivaness präsentieren bis zum Sonntag mehr als 2700 Aussteller aus 78 Ländern in Nürnberg ihre Produkte. Die Veranstalter erwarten 45.000 Fachbesucher aus über 100 Nationen. Der Präsident des Weltverbands der Ökolandbau-Bewegungen (IFOAM), Gerald Herrmann, appellierte an die Erzeuger, die Glaubwürdigkeit der Bio-Branche angesichts der immer größeren Nachfrage nicht zu gefährden. Es stelle sich die Frage, wo alle die Produkte herkämen. «Nicht alles läuft rund», räumte Herrmann ein. «Es gibt Zweifel, ob wir das System im Griff haben.» Bio sei heute ein weltweites Geschäft mit jährlichen Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent geworden. «Glaubwürdigkeit ist die Basis des Marktes», mahnte Herrmann.
Verärgert reagierte die Branche auf das Fehlen von Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) bei der Weltleitmesse. «Das ist ein großes Messe-Ereignis, da gehört der Landwirtschaftsminister her», sagte der BÖLW-Vorsitzende Löwenstein. Seehofer habe eine große Chance verpasst, den Bio-Markt kennenzulernen. Der Minister hatte die Teilnahme am Starkbieranstich auf dem Nockherberg in München vorgezogen. IFOAM-Chef Herrmann sagte, Seehofers Anwesenheit hätte ein Signal für die deutschen Landwirte sein können, schneller auf ökologischen Landbau umzustellen.
Eröffnet wurde die Messe von dem französischen Schauspieler Gérard Depardieu, der sich als großen Anhänger der Bio-Bewegung bezeichnete. «Ich esse kein Fastfood und verwende nur Bio-Produkte», versicherte Depardieu, der auch Winzer und Restaurantbesitzer ist. Die Verbraucher müssten über die Gefahren aufgeklärt werden, die beispielsweise von genetisch veränderten Lebensmitteln ausgingen. Bio stehe für gesundes Genießen und authentische Lebensmittel, sagte der französische Filmstar. (dpa)
|
|