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20.02.2008 | 16:27 | BioFach 2008 

Bei Bio stehen die Zeichen auf Wachstum - Fragezeichen bleiben

Nürnberg - Ob Milch, Müsli oder Möhren: Bio boomt. Neue Bio-Supermärkte schießen aus dem Boden, auch in die Discounter haben Bio-Produkte längst Einzug gehalten.

BioFach-2008
(c) BioFach
Der deutsche Markt, weltweit der zweitgrößte hinter den USA, hat im vergangenen Jahr um rund 15 Prozent zugelegt und die Umsatzmarke von fünf Milliarden Euro überschritten. «Das Wachstum wird weitergehen», prophezeit der Marktexperte Kai Kreuzer, der die Bio-Branche schon seit 25 Jahren beobachtet. Bis 2010 könnte Bio das Umsatzvolumen auf acht Milliarden Euro steigern und seinen Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt von drei auf sechs Prozent erhöhen, schätzt Kreuzer.

Für den Boom gibt es mehrere Gründe. Längst hat der Bio-Markt sein Nischendasein verlassen. Ökoprodukte werden nicht mehr wie früher in kleinen, alternativ angehauchten Läden angeboten, sondern liegen bei Aldi und Lidl, Rewe und Edeka im Regal. Die Preisunterschiede zu konventionellen Lebensmitteln sind nicht mehr so groß, in puncto Vermarktung hat die Branche viel dazugelernt, und das staatliche Bio- Siegel gibt den Verbrauchern Orientierung. Die Diskussionen um Gentechnik und Pestizid-Rückstände tun ein übriges, um die Nachfrage nach Öko-Lebensmitteln anzuheizen. Nach einer GfK-Studie haben bereits 90 Prozent aller Haushalte im vergangenen Jahr mindestens einmal ein Bio-Produkt gekauft. 10 Prozent seien sogar «Intensiv- Käufer», die regelmäßig Bio kaufen.

Schon jetzt übersteigt die Nachfrage das Angebot. Ein Drittel der Produkte wird aus dem Ausland importiert. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner forderte die Landwirte kürzlich auf, stärker auf Öko- Landbau umzustellen. Es dürfe nicht sein, dass das Wachstum des Bio- Marktes ohne die einheimischen Bauern stattfinde, warnt er. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, verlangt von Bund und Ländern eine Image- und Förderoffensive für den Öko-Landbau. «Sonst droht der Niedergang einer der zukunftsfähigsten Branchen in Deutschland.»

Das starke Wachstum der Bio-Branche spiegelt sich auch auf der weltweit größten Fachmesse für Bio-Produkte, der BioFach in Nürnberg, wider. Die an diesem Donnerstag beginnende viertägige Messe verzeichnet mit 2.740 Ausstellern aus 78 Nationen eine Rekordbeteiligung. Erwartet werden mehr als 45.000 Fachbesucher aus über 100 Ländern. Selbst afrikanische Länder interessieren sich zunehmend für Öko-Landbau, wie die Beteiligung von «Newcomern» wie Benin, Kamerun, Ruanda oder Simbabwe zeigt.

Doch der Bio-Boom hat auch Schattenseiten. Ist wirklich alles Bio, was in den Regalen liegt? Weltweit verbindliche Kriterien fehlen bislang. «Immer mehr Staaten haben ihre eigene Gesetzgebung», sagt Peter Grosch von der Nürnberger BCS Öko-Garantie GmbH. Seine Firma zertifiziert Bio-Produkte weltweit. «Die Unsicherheit wächst», sagt Grosch, der manch fragwürdiges Gebaren bei der Zertifizierung beobachtet hat. Optimistischer ist der Präsident des Weltdachverbands der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM), Gerald Herrmann: «Auch in Europa und in den USA war zu Anfang nicht alles perfekt. Die meiste Ware kommt aber mit einem europäischen Zertifikat auf den Markt und entspricht den Anforderungen.»

Trotz mancher Fragezeichen dürfte die Bio-Erfolgsstory in den nächsten Jahren fortgeschrieben werden. Der weltweite Bio-Markt wird nach Expertenschätzungen bis 2010 von derzeit 27 auf dann 40 Milliarden Euro wachsen. Die Nürnberger Messeprofis haben ihr Lieblingskind BioFach bereits in alle Welt exportiert: Entsprechende Bio-Messen gibt es auch in Japan, den USA, Brasilien und neuerdings in China. «Weltweit führen die BioFach und ihre Töchter jährlich rund 3.700 Aussteller und 100.000 Fachbesucher zusammen», rechnet Herta Krausmann vor, die Geschäftsführerin von Nürnberg Global Fairs. (dpa)


Zusatzinformationen
Neben den deutschen Bio-Produzenten als stärkster Gruppe (935 Aussteller) sind auch Italien (392), Spanien (204), Frankreich (176) und Österreich (111) gut vertreten. Der Bio-Markt hat nach Messe- Angaben 2007 weltweit die Umsatzmarke von 40 Milliarden Dollar (27,2 Milliarden Euro) überschritten. Etwa die Hälfte entfällt auf die USA, den größten Markt für Bio-Produkte. In Europa führt Deutschland mit einem Umsatzvolumen von mehr als 5 Milliarden Euro vor Großbritannien, Italien und Frankreich.

Die größten Erzeugerländer sind Australien (12,3 Millionen Hektar Anbaufläche), China (2,3 Millionen) und Argentinien (2,2 Millionen). In Europa werden derzeit 7,3 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftet, davon entfallen auf Deutschland etwa 825.000 Hektar.
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