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07.08.2013 | 14:03 | Bio-Fachmesse 

Organic 3.0 - Schwerpunkt der BioFach 2014

Nürnberg - Zum 25-jährigen Jubiläum der BIOFACH blicken Branche und Messe gemeinsam in die Zukunft und rufen Organic 3.0 als Schwerpunktthema der umfassendsten internationalen Bio-Fachmesse mit begleitendem Kongress aus.

BioFach 2014
(c) nürnberg-messe
Internationale Branchen-Akteure gestalten von dort aus Markt, Bio-Bewegung und Politik für eine zukunftsfähige Welt mit. Das anstehende Jubiläum ist Anlass, den Blick in die Zukunft zu richten.

Organic 1.0 und 2.0 liegen hinter den Vordenkern und Pionieren sowie einer beständig wachsenden globalen Bio-Branche. Aber wohin wird sich diese zukünftig entwickeln? Wie sieht Organic 3.0 und damit die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft von morgen aus?

Inspirierende Ansichten, Ideen und mögliche Antworten nicht nur zu den drei Kernaspekten des Schwerpunkts – Ressourcen, Wirkung und Transparenz – gibt es vom 12. bis 15. Februar 2014 im Nürnberger Messezentrum. Dann werden erneut rund 2.400 Aussteller und mehr als 40.000 Fachbesucher zum Messe-Duo BIOFACH, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, und VIVANESS, internationale Fachmesse für Naturkosmetik, erwartet.

Der Schwerpunkt der BIOFACH 2014 wird von der International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM), dem internationalen Schirmherren der Weltleitmesse, gemeinsam mit dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), dem nationalen ideellen Träger, sowie der NürnbergMesse gestaltet. Der inhaltliche Fokus wird unter anderem am Medientag und in der Eröffnung aufgegriffen, vor allem jedoch rückt er ins Zentrum des Kongressprogramms.

Die Basis für den Ökolandbau – Organic 1.0 – wurde von Bio-Pionieren unterschiedlicher Disziplinen gelegt. In den letzten Jahrzehnten – Organic 2.0 – entwickelte die Branche den Ökolandbau weiter zu dem, was er heute ist. Diese Phase ist gekennzeichnet durch die praktische Umsetzung sowie die Vermarktung und die Entwicklung von privaten und gesetzlich verankerten Standards und Labels.

Heute gibt es in 160 Ländern zertifizierte Bio-Landwirtschaft. Die Anbaumethoden haben sich durch wissenschaftliche Forschung und Wissensmanagement der Bauern stark weiterentwickelt. Die Bio-Bewegung hat eine Vielzahl dezentraler und unabhängig agierender Institutionen geschaffen.

Stefan Zwoll, Geschäftsführer, BÖLW: „Der Ökolandbau hat weltweit große Entwicklungspotentiale. Er ist der ideale strategische Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Damit wir Chancen nutzen können, müssen wir jetzt einen Schritt weiter gehen hin zu Organic 3.0. Wir wollen Bio noch stärker in Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft verankern. Es gilt dabei zunächst, veränderte Bedingungen weltweit zu analysieren.“

Markus Arbenz, Geschäftsführer, IFOAM: „Bio-Erzeuger, Händler und Verarbeiter müssen sich gemeinsam der Aufgabe stellen, Konzepte für den Ökolandbau der Zukunft zu erarbeiten. Konzepte, die Nachhaltigkeit fördern, Wachstum zulassen ohne Qualitäten aufzugeben und gleichzeitig die Glaubwürdigkeit gegenüber den Kunden erhöhen.“

Der Schwerpunkt Organic 3.0 rückt zur BIOFACH 2014 die Landwirtschaftin den Mittelpunkt. Die Branchenakteure stellen ihre Aktivitäten dabei auch in den Rahmen des UNO Jahres der Familienbetriebe (UN International Year of Family Farming).

Zugang zu Ressourcen, Ressourceneffizienz und Ernährungsstile



Markus Arbenz, Geschäftsführer, IFOAM: „Bereits bei Organic 1.0 und 2.0 ging es um die Frage, wie sich alle Menschen rund um den Globus  auf Grundlage begrenzter Ressourcen ernähren können. Neue Herausforderungen brauchen neue Entwicklungsimpulse. Die Akteure müssen sich grundlegenden Fragen nach der Ressourceneffizienz  und Ernährungsstilen stellen.

Der Zugang der Bauernfamilien zu Land, Wasser, Saatgut, Wissen, Kapital und Einkommen beschäftigt uns besonders. Das sind wichtige Voraussetzungen für eine nachhaltige Landwirtschaft und das Wohl der Bauern, aber auch für die Sicherung der Versorgung entlang der Wertschöpfungskette und die Minimierung der Risiken in einer komplexer werdenden Welt.“

Wirkung: Ganzheitliche Konzepte stehen im Fokus von Organic 3.0



Stefan Zwoll, Geschäftsführer, BÖLW: „Organic 2.0 war geleitet von der Sicherung der Prozesse, die im Detail geregelt werden. Mit der Zertifizierung hat die Bio-Branche viel Vertrauen und Sicherheit geschaffen.  In Zukunft möchten wir uns die Frage nach der Wirkung stellen. Der Ökolandbau unterstützt natürliche Ressourcen, intakte wirtschaftliche Strukturen, gerechte Gesellschaften, reiche Traditionen und effektive Strukturen.“

Markus Arbenz, Geschäftsführer, IFOAM: „Ganzheitlichkeit, Integrität der Systeme und der Mensch – insbesondere die benachteiligten Menschen der Landbevölkerung – stehen im Zentrum von Organic 3.0. Wir stehen für die Nachhaltigkeit der bäuerlichen Familienbetriebe und wollen damit die globalen Herausforderungen der Zeit, allen voran Armut, Hunger, Verlust an Bio-Diversität und Klimawandel, angehen. Es ist schon viel erreicht. Vielfältige und umfassende positive ökologische und soziale Wirkungen des Ökolandbaus sind bereits belegt.

Das Ziel einer nachhaltigen Land- und Lebensmittelwirtschaft liegt aber noch in weiter Ferne. Wir stehen vor einem wichtigen Entwicklungsschritt, um eine noch größere Wirkung zu erzielen. Daher setzen wir uns aktiv mit den weltweiten Lösungsbeiträgen des Ökolandbaus auseinander. Wir suchen neue Ideen und Allianzen mit Menschen, die ähnliche Anliegen aus einer anderen Perspektive vertreten.

Beispiele dafür sind Fair Trade, Slow Food oder die verschiedenen Kleinbauerninitiativen sowie Verfechter des Urban Gardenings. Nichtzertifizierte Öko-Landwirtschaft für die Versorgung im weiteren Familienkreis, partizipative Garantiesysteme für lokalen Handel, urbane Landwirtschaft oder Aquakultur sind zusätzliche und wichtige Bausteine zur breiten Verankerung in der Gesellschaft.“

Stefan Zwoll, Geschäftsführer, BÖLW: „Wir wollen wachsen, ohne die Nachhaltigkeitsentwicklung und unsere Glaubwürdigkeit zu vernachlässigen. Wir wollen Menschen Möglichkeiten eröffnen, nachhaltigere Methoden der Landbewirtschaftung anzuwenden.“

Transparenz: Neue Anforderungen durch veränderte Märkte



Branchenvertreter wie IFOAM und BÖLW wollen den Ökolandbau zusammen mit der Zivilgesellschaft weiterentwickeln und den Menschen neu erklären. Gleichzeitig will man sich klar gegenüber Greenwashing abgrenzen. Markus Arbenz, Geschäftsführer, IFOAM: „Neue Medien, neue Interessen der Konsumenten sowie neue gesellschaftliche Strömungen verändern den Markt weltweit.

In Zukunft wird eine Vielzahl kleiner und kleinster Märkte entstehen, wo sich Produzenten und Verbraucher dank neuer Medien zusammenfinden. Qualitäts- und Produktionseigenschaften werden sich stärker individualisieren und die Transparenz wird nicht  nur eine Frage der Zertifizierung, sondern des direkten Informations-austausches sein. Sie wird zudem auch über modernste Analytik des Endproduktes erzeugt werden können.

Authentizität erfordert fundierte Erklärungen, aber auch gläserne Produktionsketten. Wir wollen uns  diesen und weiteren Fragen wie Preistransparenz oder Gerechtigkeit der Systeme stellen.“ (PD)
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