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19.03.2013 | 19:10 | Fischzucht-Konferenz 

Strategie für umweltverträgliche Aquakultur gewinnt an Bedeutung

Kiel / Berlin - Schleswig-Holsteins Umwelt- und Fischereiminister Robert Habeck will einen Strategieplan entwickeln, um marine Aquakultur im Einklang mit Umwelt und Tierwohl behutsam auszubauen.

Forellen
(c) proplanta
„Wir müssen nach Wegen suchen, wie wir tierisches Eiweiß fair produzieren können, ohne gleichzeitig den Schutz von Umwelt, Gewässern und Tieren zu riskieren", sagte der Minister gestern (18. März 2013) anlässlich einer von Schleswig-Holstein ausgerichteten Konferenz zur Aquakultur in Berlin. Dort diskutierten Fachleute über die Chancen und Risiken der Zucht von Fischen, Muscheln und Algen. Schleswig-Holstein hat die Federführung bei der Entwicklung eines Nationalen Aktionsplan für Aquakultur.

Die größte Herausforderung bei der Entwicklung der heimischen Aquakultur ist die Frage des Nährstoffaustrags in Gewässer. Dank moderner Futtermittel haben sich Austräge aus Fischzuchten zwar deutlich verringert, doch die Ausscheidungen der Fische lassen sich natürlich nicht verhindern. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit einer Strategie etwas einreißen, das wir mit einer anderen mühevoll aufgebaut haben", sagte Habeck mit Blick auf die Erfolge im Gewässerschutz.

„Aber es gilt auch: Wir haben eine internationale Verantwortung. Wir können nicht guten Gewissens Fisch aus Aquakulturen in anderen, meist ärmeren Ländern mit niedrigeren Umweltstandards kaufen, die Augen vor den negativen Auswirkungen dort verschließen und für unser Land einfach sagen: Hier wollen wir keine Aquakultur. Das wäre eine Politik nach dem Motto ‚überall - nur nicht vor meiner Haustür." Der Strategieplan soll deshalb Möglichkeiten aufzeigen, wie im Rahmen künftiger Genehmigungsverfahren Belange der Fischzucht und des Gewässer- und Naturschutzes unter einen Hut zu bringen sind.

Habeck machte deutlich, dass es bereits vielversprechende Forschungsansätze für marine Aquakulturen gebe, etwa, um dem Problem der Nährstoffausträge zu begegnen. Dazu zählt die Kombination von Fischproduktion mit einer Kultivierung von Muscheln und Algen, die die Ausscheidungen der Fische quasi wieder „auffressen". Bei der Fütterung der gezüchteten Fische habe es dank intensiver Forschung ebenfalls Fortschritte gegeben. So sei der Fisch-Anteil am Futter deutlich verringert worden. Ehemalige Fischmehlanteile sind inzwischen durch pflanzliche Eiweißträger ersetzt worden, etwa durch Soja, aber auch heimische Rohstoffe wie Bohnen. „Das ist ganz wichtig, denn sonst würde der Raubbau an den Meeren noch größer", sagte Habeck.

Positiv bewertete er, dass Aquakultur gegenüber anderen Formen der Erzeugung tierischer Eiweiße deutliche Vorteile habe. „Fische brauchen keine Heizung." Während Warmblüter wie Rinder und Schweine viel Energiezufuhr für den eigenen Stoffwechsel benötigen, setzten Fische als wechselwarme Tiere fast die gesamte Energie, die sie aufnehmen, in Körperzuwachs um. „Für die Lösung der Ernährungsprobleme der wachsenden Menschheit werden Fische und Meeresfrüchte aus Aquakulturen künftig unverzichtbar sein." (PD)
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