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26.05.2011 | 15:37

EHEC-Erreger an spanischen Salatgurken verursacht die schweren Durchfallerkrankungen

Salatgurken
Salat, Gurken und Tomaten verschwinden von deutschen Tellern

In Deutschland grassiert die Angst vor dem gefährlichen EHEC-Bakterium. Nach der Warnung des Robert Koch-Instituts, auf rohe Tomaten, Salate und Gurken zu verzichten, sind diese Lebensmittel aus vielen Gemüseabteilungen und Kühlschränken verschwunden. Zahlreiche Restaurants, Kantinen und Einrichtungen wie Krankenhäuser und Kindertagesstätten haben sie vorerst vom Speiseplan gestrichen.

Der Autokonzern BMW bietet in seinen Kantinen vorerst keine frischen Tomaten, Blattsalate und Gurken mehr an. Dies sei jedoch eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagte ein Sprecher des Autobauers am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in München. «Aber wir wollen natürlich niemand einem Risiko aussetzen.» Die Lage werde weiter beobachtet, auch die Hinweise der Behörden würden stets geprüft.

Der Caterer Apetito, der bundesweit täglich 1,3 Millionen Menschen in Kindergärten, Schulen, Kantinen, Kliniken, Heimen und daheim mit Essen versorgt, geht sogar noch weiter. «Um das Risiko für unsere Tischgäste auszuschließen, verzichten wir auf frische Salate, ungegartes Gemüse und auf Obst, das man nicht schälen kann, beispielsweise Erdbeeren», sagte eine Sprecherin. Damit sei man auf der sicheren Seite. Zuvor hatte es zahlreiche Anfragen von Kunden zum Thema EHEC gegeben. «Wir machen das solange, bis der Erreger eindeutig identifiziert und die Quelle abgeklärt ist.»

So verfahren auch die Mensen der Studentenwerke in Hamburg und Würzburg. An den Salattheken in Würzburg werden nun gegarte Gemüseprodukte angeboten. In Hamburg werden Proben von Speisen jetzt 15 Tage statt bisher nur 5 Tage aufbewahrt. Das liegt daran, dass die Zeit zwischen Infektion und Erkrankung bis zu zehn Tage dauern kann.

Dagegen bleiben Salate und Rohkost in den Mensen in Sachsen im Angebot. Allerdings sei man bei der Zubereitung von Speisen im Moment noch gründlicher, als es ohnehin schon vorgeschrieben ist. Die Studenten ließen sich aber von der EHEC-Welle anscheinend nicht verunsichern. «Gerichte mit Salat und Rohkost werden ganz normal nachgefragt», sagte ein Sprecher.

Auf Top-Hygiene setzt auch der Gastronomie-Verband DEHOGA. Die Mitglieder seien aufgerufen worden, noch mehr als sonst auf Sauberkeit zu achten. «Wir verfolgen die aktuelle Entwicklung mit höchster Aufmerksamkeit, haben bislang aber keine Handlungsempfehlungen an unsere Mitglieder gegeben, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten», sagte DEHOGA-Sprecherin Stefanie Heckel. Bis zum Mittwoch habe es noch keine Veränderung im Gästeverhalten gegeben, ebenso wenig Nachfragen der Mitglieder.

Große Vorsicht lassen viele Einrichtungen walten, die Essen für Kinder anbieten. So verzichten zahlreiche Kindergärten und Schulen etwa in Niedersachsen und Bayern auf rohes Gemüse. «Wir haben unsere Kindergärtnerinnen in einem Brief dazu aufgefordert Gemüse zum Mittagessen nur gegart anzubieten», sagte Johanna Hohmann-Baumann von der Arbeiterwohlfahrt am Donnerstag in Hannover. Es entfalle auch der «gesunde Teller» für die Kleinen. «Sie bekommen jetzt erstmal nur noch Äpfel und Kohlrabi zu essen.»

Für lange Gesichter hat die EHEC-Angst in einer Berliner Kita gesorgt. In der Kita Friedenauer Strolche wurde ein seit Monaten vorbereitetes Sommerfest abgesagt. Kritisch war wohl vor allem das Buffet, für das alle Eltern etwas mitbringen sollten - wie Kuchen, Obst und Würstchen. «Mein Sohn hat sich wahnsinnig auf das Fest gefreut. Er ist drei, das wird nicht leicht, ihm die Absage zu erklären», sagte eine Mutter. Die Entscheidung findet sie etwas übervorsichtig. Allerdings hätten wahrscheinlich mehr als 200 Menschen die Toiletten benutzt. «Was ist, wenn sich dann doch Kinder anstecken? Diese Verantwortung hätte ich auch nicht tragen mögen.»


Hamburgs Mensen nehmen Gurken, Salat und Tomaten aus dem Programm

Hamburg - Hamburgs Mensen verzichten nach der Warnung vor dem Verzehr von rohem Gemüse vorerst auf Salat, Tomaten und Gurken. «Die Quelle der EHEC-Infektionen ist noch nicht eindeutig geklärt», sagte der Geschäftsführer des Studierendenwerks Hamburg, Jürgen Allemeyer, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Da sich ein Verdacht des Robert Koch-Instituts aber auf Gurken, Tomaten und Blattsalate richte, «haben wir uns als Vorsichtsmaßnahme dazu entschlossen, diese Produkte ab sofort aus dem Angebot zu nehmen und bei der Produktion von Speisen und Snacks gar nicht mehr beziehungsweise nur noch gegart zu verwenden».

Außerdem werde die Aufbewahrungsfrist der Rückstellproben angebotener Speisen von 5 auf 15 Tage erhöht, da von einer längeren Zeit zwischen Infektion und Erkrankung auszugehen sei. An den 13 Hamburger Mensen und 15 Cafés werden laut Studierendenwerk täglich bis zu 21000 Essen verkauft. (dpa)
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