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04.12.2020 | 01:02

Reicht der Teil-Lockdown aus?

Kontaktbeschränkungen Teil-Lockdown
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Ein Ende mit Schrecken oder ein Schrecken ohne Ende? Ein deutlich härterer Lockdown würde der Pandemie zwar kein Ende bereiten, könnte die Infektionszahlen aber drücken. Ob das auf die Dauer besser wäre als der aktuelle Teil-Lockdown, ist umstritten. (c) proplanta
Weiter steigende Infektionszahlen in Sachsen - Kliniken an der Grenze

In Sachsen steigt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus und immer mehr Kliniken kommen in der Pandemie an ihre Grenzen. So kann etwa das Städtische Klinikum Dresden vorerst keine Corona-Patienten mehr aufnehmen. «Unsere Kapazitäten sind erschöpft», sagte Sprecherin Viviane Piffczyk am Donnerstag. Derzeit würden dort 119 Covid-19-Patienten behandelt - einschließlich der Verdachtsfälle. Auf den Intensivstationen müssten 30 Corona-Patienten versorgt werden.

Als erstes Kreiskrankenhaus in Nordsachsen verhängte die Collm-Klinik Oschatz einen Aufnahme- und Besucherstopp. Mehr als 40 Mitarbeiter und Patienten sind eigenen Angaben zufolge von einer Corona-Infektion betroffen. «Um den Krankenhausbetrieb weiter aufrecht erhalten zu können, muss positiv getestetes Personal die Betreuung von positiv getesteten Patienten übernehmen» erklärte Chefarzt Mario Günther. Dafür sei die Klinik in zwei streng voneinander getrennte Hälften geteilt. Nur lebensbedrohliche Fälle könnten als Notfall derzeit angenommen werden.

Der Oschatzer Oberbürgermeister Andreas Kretschmar appellierte an die Menschen, sich an die Corona-Regeln zu halten. «Ich hoffe, jetzt begreift auch der Letzte, wie ernst die Lage ist. Wir müssen Corona stoppen und die Zahlen wieder nach unten bekommen.»  Insgesamt werden in den sächsischen Krankenhäusern laut Gesundheitsministerium derzeit knapp 2.300 Covid-19-Patienten behandelt - davon 438 auf der Intensivstation. Auch in den Kliniken in Ostsachsen ist die Lage schon länger angespannt, vielerorts hilft die Bundeswehr aus.

Der Marburger Bund in Sachsen forderte mit Blick auf die zugespitzte Situation in den Krankenhäusern die konsequente Umsetzung der neuen Corona-Maßnahmen. Die Zahl der stationären Covid-19-Patienten habe ein Niveau erreicht, «das die Kliniken an die Grenze des Machbaren bringt», heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten «Dringenden Appell». Dabei handele es sich, «anders als von den ignoranten Leugnern des Pandemiezustandes behauptet, um erkrankte Menschen und nicht bloß positive Testergebnisse.»

Sachsen gilt weiterhin bundesweit als Corona-Brennpunkt. Am Donnerstag wurden laut Gesundheitsministerium knapp 2700 Corona-Neuinfektionen und 63 Todesfälle im Vergleich zum Vortag registriert. Betroffen sind vor vor allem die Landkreise Görlitz, Bautzen, das Erzgebirge, Meißen, Zwickau sowie die Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Zum Teil liegt die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche - bei mehr als 400. Mit Schnelltests und strengen Regeln wie Ausgangsbeschränkungen und einem Alkoholverbot in der Öffentlichkeit hofft Sachsen, die Infektionszahlen absenken zu können.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) geht allerdings davon aus, dass erst in einem halben Jahr wieder Normalität einkehrt. «Ich glaube, dass wir, sobald der Sommer kommt, wieder eine grundsätzliche Entspannung haben», sagte er am Donnerstag im Gespräch mit dem Sender MDR-Sachsenradio. Dann seien auch viele Menschen geimpft, «so dass wir ab Mai/Juni wieder ein normales Leben führen werden. Bis dahin müssen wir kommen».

Kretschmer zufolge befördert nachlässiges Verhalten die weitere Ausbreitung des Coronavirus trotz des geltenden Teil-Lockdowns im Freistaat. «Es liegt daran, dass wir zu viele Kontakte haben und zu viel Unachtsamkeit insgesamt», sagte er. «Wir wollen gern wieder Dinge ermöglichen, auch in der Gastronomie.» Aber dafür müsse die Zahl der Neuinfektionen binnen einer Woche je 100.000 Einwohner wieder deutlich unter 100, am besten unter 50 sinken. «Das ist möglich bis Januar, daran sollten wir alle arbeiten. Die Hotspots in Pflegeeinrichtungen machten nur vielleicht 20 bis 30 Prozent der Entwicklung aus. «Der Rest ist Unachtsamkeit» - die gemütlichen Runden mit einem Bier oder Wein mit Menschen, mit denen man täglich und mit Abstand zu tun habe.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig pocht angesichts der geplanten Verlängerung des Teil-Lockdowns weiterhin auf staatliche Hilfen. «Viele Unternehmen, Hotels oder Gastronomen und die Belegschaften nehmen die Einschränkungen, welche auf Grund der Pandemie von ihnen zu tragen sind, tapfer hin. Sie sind angewiesen auf Unterstützung des Staates», sagte der SPD-Politiker. Mit den November- und Dezemberhilfen habe der Bund seine Verantwortung wahrgenommen. «Es muss auch im kommenden Jahr Hilfen geben, um die Härten weiter auszugleichen», sagte Dulig.
dpa
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