Alle Hersteller sollen künftig registriert und von staatlichen Inspektoren überwacht werden, teilte das Landwirtschaftsministerium in Peking am Dienstag weiter mit. Damit solle verhindert werden, dass den Milchprodukten weiterhin Melamin beigemischt wird.
Offiziellen Angaben zufolge waren vier Kinder gestorben, weil sie Milch zu sich genommen hatten, die mit der giftigen Chemikalie Melamin versetzt war. Ferner wurden in den vergangenen Wochen knapp 13.000 Säuglinge und Kleinkinder in den Krankenhäusern des Landes behandelt. Außerhalb der Kliniken werden weitere 40.000 Kinder wegen Beschwerden versorgt, die mit dem Milchpulver in Verbindung gebracht werden. Unterdessen haben zahlreiche asiatische Länder wie Vietnam, Kambodscha, Malaysia, Indonesien und die Philippinen Milchprodukte aus chinesischer Herstellung aus den Regalen genommen.
Der chinesische Landwirtschaftsminister Sun Zhengcai sagte, nach den Vorfällen müsse «mit aller Härte» gegen die Verantwortlichen vorgegangen werden. Die Sprecherin des Außenministeriums, Jiang Yu, räumte am Dienstag ein, das die Regierung in Peking erst vom neuseeländischen Botschafter über das verseuchte Milchpulver unterrichtet worden sei. Der neuseeländische Milchproduzent Fonterra hält einen 43-Prozent-Anteil an dem chinesischen Hersteller Sanlu, durch dessen vergiftetes Milchpulver der Skandal ausgelöst wurde.
Das staatliche chinesische Fernsehen hatte am Montag berichtet, Sanlu habe den intern seit Monaten bekannten Skandal am 2. August den örtlichen Behörden gemeldet. Diese hätten die Informationen nicht weitergegeben und auch keine Maßnahmen ergriffen. Der verantwortliche Bürgermeister sei entlassen worden. Am Montag musste demnach auch der Spitzenbeamte im Bereich Qualitätskontrolle seinen Platz räumen.
Bundeslandwirtschaftsminister Horst
Seehofer (CSU) hat sich angesichts des Skandals in China besorgt gezeigt. Es sei zwar «eigentlich verboten, Milch oder Milcherzeugnisse aus China in die Europäische Union zu exportieren», sagte Seehofer am Dienstag in Annecy (Frankreich) beim einem Treffen mit seinen 26 EU-Kollegen. «Aber bei den kriminellen Energien, die hier unterwegs sind, lege ich höchsten Wert darauf, dass unsere Bundesländer, die für die Überwachung zuständig sind, verstärkt und scharf kontrollieren.»
Die Weltgesundheitsorganisation (
WHO) ist rund zehn Tage nach ersten Berichten noch immer nicht über das ganze Ausmaß des Milchskandals informiert. «Wir kennen den Umfang des Problems nicht», sagte WHO-Sprecherin Fadela Chaib am Dienstag in Genf. Der Organisation liege ein Schreiben der chinesischen Behörden vom 11. September vor. Ansonsten müsse sich die Gesundheitsorganisation auf das stützen, was die Regierung veröffentliche. «Wir warten auf eine vollständige Untersuchung der chinesischen Behörden, wie dies passiert ist», sagte die WHO-Sprecherin.
Dass auch Melamin in Produkten des Schweizer Lebensmittelriesen
Nestlé gefunden worden sein soll, war Chaib nicht bekannt. Der Konzern hatte zugegeben, dass Spuren der Chemikalie in einem für die Gastronomie bestimmten Produkt in Hongkong entdeckt wurden. Der Konzern wies am Dienstag noch einmal darauf hin, dass alle seine Milchprodukte in China und Hongkong «absolut sicher» seien. «Keine Nestlé-Milchprodukte in China und Hongkong werden mit durch Melamin verdorbener Milch hergestellt», hieß es weiter. (dpa)