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17.09.2008 | 11:46 | Lebensmittel-Skandal 

Drei Tote und 6.244 erkrankte Kinder durch Milchpulver in China

Peking - Der Skandal um verseuchtes Babymilchpulver hat weite Teile der Milchindustrie in China erfasst. Mindestens drei erkrankte Kinder starben.

Milchpulver
(c) proplanta
Die Nierenerkrankungen von 6.244 Säuglingen durch die Chemikalie Melamin in Milchpulver sind amtlich bestätigt. In Produkten von insgesamt 22 Herstellern wurde das Gift gefunden, berichtete der Leiter der staatlichen Qualitätsaufsicht, Li Changjiang, am Mittwoch vor Journalisten in Peking. Nach ersten Geständnissen von verhafteten Milchhändlern scheint in der Industrie allgemein bekanntgewesen zu sein, dass Melamin den Proteingehalt von minderwertiger oder mit Wasser verdünnter Milch aufbessert.

Obwohl sich die Chemikalie derart gewinnbringend einsetzen lässt, wurden Lieferungen von Milchhändlern nicht auf Melamin untersucht. Die Regierung in Peking ordnete umgehend an, dass Milch künftig auch auf diese Chemikalie hin geprüft wird, die in der Industrie als Bindemittel oder in der Plastikverarbeitung eingesetzt wird. In Deutschland wäre eine solche Milchpanscherei nicht möglich, versicherte ein Experte. Die Kontrollen für Babynahrung seien in Deutschland so streng, dass so etwas sofort auffliegen würde. Bei Stichproben in China wurden 14 Prozent oder 69 Lieferungen von 491 Fertigungsreihen beanstandet.

Chinas Regierung sichert erkrankten Kinder kostenlose medizinische Behandlung zu. 1.327 vor allem Neugeborene lägen gegenwärtig in Krankenhäusern, berichtete Gesundheitsminister Chen Zhu. 158 Kinder litten unter «ernsthaften Nierenproblemen». Die Zahl könnte noch steigen, da noch mehr Informationen aus dem Land zusammenfließen. Ein fünf Monate alter Junge starb im Mai, ein acht Monate altes Mädchen im Juli. Erste Berichte über Erkrankungen erhielt der führende Milchpulverhersteller Sanlu bereits im März. Der Skandal wurde lange vertuscht - wenn nicht monatelang, dann aber mindestens seit Anfang August, als die Vergiftung des Pulvers durch Melamin zumindest bei Sanlu bekannt war, ohne dass ein Rückruf gestartet wurde.

Der neuseeländische Hauptanteilseigner, die Fonterra Gruppe, stellte Sanlu allerdings als Opfer einer «kriminellen Verschmutzung» dar. Es sei nicht ungewöhnlich, dass Milchpulver nicht auf Melamin getestet werde, sagte Fonterra-Chef Andrew Ferrier in Wellington. «Es lässt sich nicht auf jedes Gift testen.» Außer Sanlu sind auch andere Markennamen wie Mengniu, Yili, Yashili oder die Shanghaier Bright Dairy betroffen. Belastetes Milchpulver wurde auch ausgeführt. Die Unternehmen Yashili und Qingdao Suokang hätten nach Bangladesch, Jemen, Birma, Burundi und Gabun exportiert, berichtete Qualitätschef Li Changjiang. Die Produkte würden zurückgezogen.

Außer der neuseeländischen Fonterra-Gruppe sind auch andere ausländische Milchunternehmen betroffen. Der skandinavische Molkereikonzern Arla, der mit Mengniu in China kooperiert, rief alle Milchpulver-Produkte vom chinesischen Markt zurück und stellt die Produktion ein. Wie ein Konzernsprecher in Stockholm im Rundfunk sagte, wurde in drei von 28 untersuchten Produktproben des Tochterunternehmens Mengniu Arla die giftige Chemikalie gefunden.

Der Skandal hat auch erste personelle Konsequenzen. Die Vorstandsv orsitzende und Parteichefin des Herstellers Sanlu mit Sitz in Shijiazhuang in der Provinz Hebei, Tian Wenhua, wurde entlassen. In der Stadt verloren der für Landwirtschaft zuständige Vizebürgermeister, die jeweiligen Chefs der städtischen Viehverwaltung, der Nahrungs- und Arzneimittelaufsicht und der Qualitätsinspektion wegen Vernachlässigung ihrer Aufsichtspflicht ihre Posten. (dpa)
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