Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
16.04.2007 | 15:16 | Zecken 

Fast ganz Süddeutschland Zecken-Risikogebiet - Höchststand 2006

Berlin - Fast der gesamte Süden Deutschlands gilt künftig als Risikogebiet für die von Zecken übertragene Hirnhautentzündung.

Zecke
(c) proplanta
Zum Auftakt der Europäischen Impfwoche beklagten Gesundheitsexperten in Berlin eine allgemeine Impfmüdigkeit der Deutschen. Jeder müsse wissen, dass der Impfschutz «lebenswichtig sein kann», sagte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium Klaus Theo Schröder (SPD). Defizite bestehen nach RKI-Angaben bei Impfungen gegen Masern, Tetanus und Diphtherie. Eine Ursache für die Impfblockade sieht RKI-Präsident Reinhard Kurth darin, dass viele Eltern bestimmte Krankheiten gar nicht mehr kennen. Masern zum Beispiel seien aber keine «harmlose Kinderkrankheit».

Schröder appellierte an Hausärzte, die vergangenen Impfungen ihrer Patienten abzufragen. «Viele Patienten kennen ihren eigenen Impfstatus gar nicht mehr», bemängelte er. Schröder erinnerte daran, dass die Krankenkassen seit dem In-Kraft-Treten der Gesundheitsreform die Kosten für Schutzimpfungen übernehmen. Eine Impfpflicht lehnten allerdings sowohl er als auch Kurth ab.

Die Impfung gegen FSME wird allen Menschen in Risikogebieten empfohlen, die einer Zeckenstichgefahr ausgesetzt sind. Mit der neuen Methode zählt das RKI nun insgesamt 129 Landkreise zu den FSME-Risikoregionen - darunter fast alle Landkreise in Bayern und Baden-Württemberg, dort sind es 26 Kreise mehr als bisher. Ausnahmen sind Ballungsräume um Großstädte wie München, Augsburg und Ulm. Im südlichen Thüringen kamen die Stadtkreise Jena und Gera sowie die Landkreise Saalfeld-Rudolstadt und Sonneberg neu zu den bestehenden Risikogebieten hinzu. In Hessen wurden drei neue Risikogebiete ausgewiesen, der Main-Kinzig-Kreis, der Landkreis Groß Gerau sowie der Stadtkreis Darmstadt.

Die im Volksmund auch Holzbock genannte Zecke kann verschiedene Krankheiten übertragen, am häufigsten ist mit geschätzten 60 000 bis 80 000 Fällen pro Jahr die von Bakterien ausgelöste Borreliose, die bundesweit verbreitet ist. Eine Impfung existiert nicht, die Borreliose ist aber im Frühstadium gut mit Antibiotika zu behandeln. Gegen die FSME-Viren, die nur in bestimmten Risikoregionen vorkommen, gibt es eine Impfung.

Als Gründe für die steigenden FSME-Zahlen vermutet das RKI mehr Freizeitaktivitäten im Freien, aber auch ein erhöhtes Bewusstsein bei Ärzten. Mit wärmeren Wintern und längeren Sommern gibt es darüber hinaus günstigere Klimaverhältnisse für Zecken. Stärker vermehrt haben sich auch Nagetiere wie Mäuse, die wichtige Wirte für Zecken sind.

Die meisten registrierten Patienten wurden in Deutschland gestochen, einige Infektionen stammten von Stichen im Ausland. Von 511 Infektionsorten in Deutschland liegen 269 in Baden-Württemberg und 182 in Bayern. Weit weniger Fälle gab es in Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Vereinzelt kamen Meldungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Nicht betroffen sind bisher Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Berlin, Nordrhein-Westfalen und das Saarland. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Zecken in Hessen auf dem Vormarsch - Stiko rät zu FSME-Impfung

 Landkreis Oberhavel ruft zu Vorsicht vor Zecken auf

 Zeckenforschung in der Dübener Heide - Hier ist es schon extrem

 Experten rechnen mit vielen Zecken nach mildem Winter in Niedersachsen

 Erste Fälle von Borreliose nach Zeckenstichen gemeldet

  Kommentierte Artikel

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung