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05.05.2020 | 05:53 | Coronakrise 

Globale Allianz sammelt Milliarden für Corona-Impfstoffentwicklung

Brüssel - Im Kampf gegen das Corona-Virus will eine globale Allianz die Suche nach Impfstoffen und Medikamenten beschleunigen und die Mittel dann allen Ländern auf der Welt zugänglich machen.

Impfstoff-Entwicklung
Ein Impfstoff soll letztlich den Sieg über das Coronavirus bringen. Aber schafft es die Weltgemeinschaft, die Verteilung dann gerecht zu organisieren? Die EU-Kommission will eine Allianz schmieden. Doch einer fehlt. (c) shoot4u - fotolia.com
Die ersten 7,5 Milliarden Euro dafür soll eine Online-Geberkonferenz mit Dutzenden Ländern und Organisationen erbringen, die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen für Montagnachmittag einberufen hat.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel will sprechen und nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur einen dreistelligen Millionenbetrag zusagen. Großbritannien legte sich bereits fest: Die Regierung gibt 388 Millionen Pfund (etwa 442 Millionen Euro).

Premierminister Boris Johnson betonte, das Rennen um den Impfstoff sei «kein Wettbewerb zwischen Ländern, sondern das dringendste gemeinsame Unterfangen unseres Lebens».

Trump lässt selber forschen



Die USA haben indes keine Beteiligung zugesagt. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt ein eigenes Programm gestartet, um einen Impfstoff in «Warp-Geschwindigkeit» zu entwickeln und Amerikanern bis zum Jahresende Hunderte Millionen Dosen zur Verfügung zu stellen. Am Sonntag bekräftigte Trump, er rechne mit einem Impfstoff noch dieses Jahr - was viele Forscher bezweifeln.

In Europa herrscht Sorge, dass Trump vorrangig die USA versorgen würde, falls dort ein Durchbruch für den Impfstoff gelingt. Er sehe «die Gefahr, dass Donald Trump das Prinzip «America first» durchsetzt», warnte der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese und brachte Zwangslizenzen zur Produktion von Wirkstoffen ohne ausdrückliche Genehmigung des Originalherstellers ins Gespräch.

Alle Länder sollen profitieren



Die sogenannte Global Response stellt dagegen weltweite Zusammenarbeit an oberste Stelle: Die Initiative soll alle Kräfte für die Forschung an Impfstoffen und Arzneien bündeln und sicherstellen, dass auch ärmere Länder davon profitieren.

Beteiligt sind nicht nur die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation WHO, sondern auch private Partner wie die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, die Koalition für Innovationen zur Vorsorge gegen Epidemien Cepi und die Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierungen Gavi.

Saudi-Arabien ist als Vorsitzland der G-20-Gruppe dabei, ebenso wie China und Australien, die Türkei, Südafrika und viele mehr. Prominente wie die Violinistin Anne-Sophie Mutter oder der Fußball-Coach José Mourinho warben für die Konferenz.

Der mühsame Weg zum Impfstoff



Weltweit wird derzeit nach Angaben der EU-Kommission an mehr als 70 möglichen Impfstoffen geforscht. Mindestens drei werden inzwischen klinisch getestet. Anders als Trump erwarten viele Forscher, dass ein Impfstoff wegen langwieriger Studien und Zulassungsverfahren erst nächstes Jahr breit verfügbar sein wird.

In jedem Fall bleibt die Herausforderung, einen Impfstoff rasch in riesigen Mengen für die Weltbevölkerung zu produzieren. Die Geberkonferenz soll allein für Impfstoffe mindestens vier Milliarden Euro bringen. Geht es erst in die Produktionsphase, werde ein Vielfaches nötig, sagen EU-Beamte.

Welches Medikament wirkt?



Auf der Suche nach einer Therapie für Covid-19 haben sich nach offiziellen Angaben mehr als 40 Entwickler bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA gemeldet. Der Pharmaverband IFPMA spricht sogar von 140 Wirkstoffen in Tests. Darunter seien 77 Medikamente, die für andere Krankheiten entwickelt wurden, 68 seien neu. Hoffnung weckten zuletzt vorläufige Ergebnisse zum Ebola-Medikament Remdesivir. Die Herausforderung ist ebenfalls die Produktion im großen Maßstab. Die Geberkonferenz soll dafür zwei Milliarden Euro sammeln.

Testen, testen, testen



Breite Testreihen gelten als Schlüssel dafür, Kontaktbeschränkungen in der Pandemie zu lockern. Genutzt werden zwei unterschiedliche Kategorien: Tests zum Nachweis einer aktiven Infektion - diese sollen durch weitere Forschung schnell, sicher und handhabbarer werden; und solche zum Nachweis von Antikörpern nach überstandener Erkrankung - hier geht es um Verlässlichkeit und die Produktion im großen Maßstab. Die Geberkonferenz soll hierfür 1,5 Milliarden Euro erbringen.

Die am Montag zugesagten Gelder von Regierungen und Organisationen sollen bei der EU-Kommission nur verbucht werden. Die Mittel werden über die beteiligten internationalen Partner in den drei Kategorien an die Forscher verteilt. Dafür müssen die Empfänger offenen Zugang zu Ergebnissen versprechen und sich auf das Ziel verpflichten, die neuen Mittel allen zu erschwinglichen Preisen zugänglich zu machen.

Auf die Gesamtsumme von 7,5 Milliarden Euro sollen auch Mittel angerechnet werden, die die Regierungen seit dem 30. Januar bereits national für dieselben Zwecke zugesagt haben.

Die Präsidentin der Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, äußerte im SWR Zweifel, ob die EU-Kommission die richtige Instanz zur Koordinierung sei. Es flössen öffentliche Gelder ohne klare Mechanismen zur Rechenschaftslegung. «Das ist stark ungewöhnlich», sagte sie.
dpa
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