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12.09.2006 | 16:12 | Lebensmittelkontrolle 

Länder haben Kontrollen nach Fleischskandalen kaum verstärkt

Berlin - Länder haben die Lebensmittelkontrollen nach den Gammelfleischskandalen im vergangenen Jahr kaum aufgestockt und «schwarze Schafe» nur in einigen Fällen genannt.

Fleisch
(c) proplanta
Lediglich Baden-Württemberg erhöhte die Zahl der Kontrolleure seit Februar um 61 auf 283, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vom Dienstag. Das Land stellte im Herbst 2005 zusätzliche Mittel für die Überwachung bereit. Die Anzahl der Lebensmittelkontrolleure schwankt in den Ländern erheblich: So gibt es nach Angaben der Behörden in Niedersachsen rund 1400 Kontrolleure, im kleineren Bremen nur 16.

Aussagekräftiger ist das Verhältnis von Kontrolleuren zu Betrieben: In Hessen ist ein Überwacher für etwa 520 Betriebe zuständig, in Nordrhein-Westfalen nach Angaben der Grünen für rund 600 und in Baden-Württemberg für etwa 630 Betriebe.
In Nordrhein-Westfalen nehmen insgesamt rund 1800 Mitarbeiter die Lebensmittel von bis zu 185 000 Betrieben unter die Lupe. Darunter sind allerdings auch Chemiker und Techniker. Die Zahl der Kontrolleure blieb in den Ländern nahezu konstant.


In Sachsen gibt es knapp 250 Lebensmittelkontrolleure, die allein im ersten Halbjahr 33 000 Kontrollen bei den rund 64 000 Betrieben absolvierten. Im gesamten vergangenen Jahr waren es rund 49 000 Kontrollen.
Die Überwacher in Mecklenburg-Vorpommern kontrollierten
2005 rund 44 000 Mal bei etwa 25 000 Betrieben, zu 194 Behördenmitarbeitern kommen mehr als 200 Veterinäre. Kühlhäuser werden vierteljährlich geprüft, bei Mängeln häufiger.
Hessen zählte
136 Kontrolleure im Jahr 2005 sowie 260 amtliche Tierärzte, die für etwa 71 000 Betriebe zuständig sind.

In Brandenburg sind 135 Kontrolleure unterwegs. In den rund 27 000 Unternehmen gibt es pro Jahr laut Agrarministerium etwa 70 000 Kontrollen. Auf der Liste ganz oben: Betriebe für Kindernahrung und Hackfleischverarbeitung. Die Kontrolleure wechselten alle zwei bis drei Jahre, um «Betriebsblindheit» zu vermeiden, sagte Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade. Die Zahl der Kontrollen sei in den vergangenen Jahren nahezu konstant geblieben.
In Sachsen-Anhalt überwachen nach wie vor rund 110 Kontrolleure die Lebensmittel.


Thüringen hat unverändert 100 Kontrolleure sowie 23 Amtstierärzte, die für rund 37 000 Betriebe zuständig sind. Fleischerzeuger müssten mit häufigeren und intensiveren Prüfungen rechnen als etwa Gaststätten, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Thomas Schulz.
Auch in Rheinland-Pfalz gibt es rund 100 Kontrolleure, dazu kommen 73 spezielle Fleischkontrolleure und 60 Amtstierärzte, die auch in Schlachthäusern und Höfen kontrollieren können.

Schleswig- Holstein hat 73 Stellen für Kontrolleure, die für fast 500 Betriebe zuständig sind. Das Land prüft, diejenigen Betriebe öfter zu überwachen, in denen das Risiko verdorbener Lebensmittel größer ist.

In Berlin sind seit dem Jahr 2000 konstant 75 Kontrolleure in rund
38 500 Lebensmittelbetrieben unterwegs, um Stichproben zu machen.

In Hamburg überwachen 62 Kontrolleure Fleischbetriebe und Schlachthöfe, dazu kommen 60 Mitarbeiter des Veterinäramts. Knapp 23 000 Betriebe haben mit Lebensmitteln zu tun.
In Bremen und Bremerhaven übernehmen
16 Überwacher bis zu 650 Kontrollen im Jahr. Regelmäßig gibt es Schwerpunktkontrollen. Formal sind die Länder für die Kontrollen zuständig, in zahlreichen Fällen übernehmen dies Kommunen.
Hessen übertrug die Überwachung im April 2005 auf die Kommunen.
In Nordrhein-Westfalen sind überwiegend Kommunen zuständig.


Die Namen «schwarzer Schafe» der Lebensmittelbranche sind in den vergangenen Jahren unter anderem in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen veröffentlicht worden. Dies soll mit einem neuen Gesetz künftig einfacher möglich werden. Nordrhein-Westfalen gab erst am Montag den Namen eines Gastronomiegroßhändlers aus Heinsberg an, bei dem zu lange gelagerte Lebensmittel entdeckt worden waren. Mehrere Länder waren auch vom jüngsten Gammelfleischskandal in Bayern betroffen.


Quelle: dpa 12.09.2006 / 16:02
© dpa
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