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04.12.2011 | 05:25 | EHEC-Krise 

Lehren nach EHEC: Einfach zu wenige Laboruntersuchungen

Berlin - 53 Tote. Das war im Sommer die traurige Bilanz des bisher größten bekannten Ausbruchs einer EHEC-Epidemie in Deutschland.

Laboruntersuchung
(c) Andreas F. - fotolia.com
Vor aggressiven Lebensmittel-Keimen gibt es auch weiterhin keinen perfekten Schutz. Ein Diagnose-Überwachungssystem für Krankenhäuser und mehr Labortests nach Arztbesuchen seien für die Zukunft aber sinnvoll, sagt Christina Frank, Expertin für Magen- und Darminfektionen am Berliner Robert-Koch-Institut.


Die EHEC-Epidemie war offiziell Anfang Juli 2011 beendet. Gab es auch danach noch Fälle?

Christina Frank: «Es gibt 16 EHEC-O104-Fälle aus der Zeit nach dem 4. Juli. Darunter ist nur ein HUS-Fall. Todesfälle gab es nicht mehr. Nur ein Fall stammt aus dem Oktober. Er traf die Mutter eines Kindes, das im Ausbruchszeitraum erkrankte. Es ist also ein Fall von Haushaltsübertragung.»


Dann hat sich die Lage vollständig entspannt?

Christina Frank: «Die Lage bei EHEC hat sich sehr beruhigt. Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass der Keim sich in der Umwelt einnistet. Aber er wird sicherlich noch vereinzelt ausgeschieden. Wir verfolgen die Genesung der Patienten. Sie scheiden den Keim teilweise sehr lange aus, bis zu 20 Wochen und noch länger.


Können Patienten so lange nicht in ihrem Beruf arbeiten?

Christina Frank: «Wichtig ist zu wissen, wie hoch die Konzentration der Keime im Stuhl der Patienten ist. Wann sie wieder arbeiten können, liegt im Ermessen des lokalen Gesundheitsamts. Wichtig ist vor allem, dass diese Ausscheider sich über die Möglichkeit der Übertragung per Lebensmittel oder Schmierinfektion bewusst sind und eine sehr gründliche Hygiene einhalten, damit es nicht zu Folgefällen im Haushalt oder auf der Arbeit kommt. Wenn ein Koch nachweislich diesen EHEC-Keim im Stuhl hätte, würde es aber sicher schwierig.»


Es gab im Sommer viel Kritik an den Reaktionen auf die EHEC-Krise, besonders am komplizierten und langsamen Meldesystem. Hat sich etwas geändert?

Christina Frank: «Bei der Beschleunigung des Meldesystems ist man in den letzten Zügen des Gesetzgebungsprozesses. Danach wird alles noch ein bisschen schneller gehen. Mit rund drei Wochen zwischen der Ausbruchserkennung und der Warnung vor Sprossen ging das bei uns aber sehr schnell.»


Vor aggressiven EHEC-Keimen gibt es keinen perfekten Schutz. Lässt sich trotzdem noch etwas verbessern?

Christina Frank: «Für die Zukunft sollte man überlegen, wie man Diagnose-Überwachungs-Systeme für Krankenhäuser dauerhaft etablieren kann - wie ein Frühwarnsystem. Im Krankenhaus wird eine Erkrankungsform wie zum Beispiel blutiger Durchfall ja ein paar Tage früher registriert als es ein vor allem auf Labornachweisen basierendes Meldesystem über das Gesundheitsamt leisten kann. Das liefert dafür aber die genaue Diagnose. Die Kombination macht es.»


Wurde in der EHEC-Krise etwas versäumt?

Christina Frank: «Wo wir wirklich dran arbeiten müssen: Bei vielen Patienten in der Anfangsphase des Ausbruchs wurde damals der Stuhl nicht auf EHEC untersucht. Die Ärzte haben einfach zu wenige Laboruntersuchungen angefordert. Sonst hätten wir ja auch über die Laborschiene bemerken können, dass plötzlich viele Leute mit EHEC infiziert sind. Das liegt vielleicht an Ängsten aufseiten der Ärzte, dass sie die Kosten für die Tests nicht bezahlt bekommen. Und es ist es auch für Patienten lästig, mit einem Stuhlröhrchen nach Hause zu gehen, es zu füllen und die Probe dann wieder in die Praxis zurückzubringen. Das wäre aber wichtig.» (dpa)
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