Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
27.11.2016 | 12:30 | Zoonose-Monitoring 
Diskutiere mit... 
   1   2

Schweinefleisch bleibt bedeutende Salmonellen-Infektionsquelle

Berlin - Der Verzehr von Schweinefleisch, insbesondere in rohem Zustand, birgt weiterhin ein potentielles Risiko für eine Infektion des Menschen mit Salmonellen. Das zeigen die Ergebnisse des repräsentativen Zoonosen-Monitorings 2015, die vergangener Woche vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vorgelegt wurden.

Salmonellen-Infektionsquelle
(c) Jezper - fotolia.com
Demnach wurden insgesamt 5,6 % der Kotproben von Zuchtsauen und 10,3 % bei den Läufern, also Schweinen vor der Hauptmast bis 30 kg, positiv getestet. Laut BVL kann es im Rahmen der Schlachtung zu einer Kontamination der Schlachtkörper und des Fleisches mit eingetragenen Keimen kommen; der Anteil der positiven Proben bei der Verschleppung habe hier 4,5 % betragen. Frisches Schweinefleisch aus dem Einzelhandel sei zu 0,4 % mit den Erregern verunreinigt gewesen.

Das Bundesamt unterstrich vor dem Hintergrund der Ergebnisse erneut die hohe Wichtigkeit der Salmonellenbekämpfung bereits auf Ebene der Zuchtbetriebe, um die Einschleppung über infizierte Ferkel in die Mastbetriebe zu verhindern. Zudem sei zu beachten, dass sich rohes Hackfleisch und Rohwurstprodukte angesichts möglicher Bakterienbelastungen nicht als Lebensmittel für empfindliche Verbrauchergruppen wie Kleinkinder, Schwangere oder ältere Menschen eigneten.

Hinsichtlich der Kontamination mit Campylobacter veröffentlichte das BVL die Ergebnisse aus den Lebensmittelketten Schweinefleisch und Rindfleisch. Hier lag der Anteil positiver Proben von frischem, gekühltem Fleisch beim Schwein bei 0,2 % und beim Rind bei 0,0 %. Hier gilt allerdings der Verzehr von Geflügelfleisch mit Bakterieneintrag als eine der Hauptursachen für Infektionen; für die entsprechende Produktgruppe waren zuletzt im März Ergebnisse präsentiert worden. Für das Zoonose-Monitoring 2015 waren insgesamt 6.106 Proben auf allen Ebenen der Lebensmittelkette durch die Überwachungsbehörden der Bundesländer gezogen und untersucht worden.

Antibiotikaresistente Erreger bei Schweinefleisch

Hinsichtlich des Auftretens von verotoxinbildenden Escherichia coli (VTEC) liegt die Häufigkeit bei dem aktuellen Zoonose-Monitoring für Mastkälber und Jungrinder laut BVL auf dem Niveau der Vorjahre. In rund einem Viertel der Proben von Blinddarminhalt am Schlachthof und in 0,9 % der Proben von frischem Rindfleisch aus dem Einzelhandel sei VTEC nachgewiesen worden. Die sich durch Resistenz gegen sämtliche Beta-Laktam-Antibiotika, also Penicilline und Cephalosporine, auszeichnenden Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) kamen nach Angaben der Prüfer in der Lebensmittelkette Schweinefleisch „relativ häufig“ vor. Insgesamt 26,3 % der Proben aus dem Wartebereich von Zuchtsauen habe man positiv auf MRSA getestet.

Die Nachweisrate in Proben aus dem Aufzuchtbereich von Läufern sei mit 41,3 % noch signifikant höher ausgefallen. Dieses Ergebnis verdeutliche, dass von den weiter vermarkteten Läufern ein Risiko für die Einschleppung von MRSA in die Mastbetriebe ausgehe, so das BVL. Die Schlachtkörper von Mastschweinen und frisches Schweinefleisch seien zu etwa 20 % beziehungsweise 13 % mit MRSA kontaminiert gewesen. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft scheine die Übertragung auf den Menschen über den Verzehr von Lebensmitteln zwar von untergeordneter Rolle zu sein, erklärte das Bundesamt. Bei einem häufigen Kontakt zu Tierbeständen bestehe aber ein erhöhtes Risiko, Träger von Nutztier-assoziierten MRSA-Stämmen zu werden. Insgesamt hätten sich die Resistenzraten gegenüber den Vorjahren - abgesehen von MRSA - jedoch eher rückläufig entwickelt.

Infektionsrisiko für E. coli nicht exakt abschätzbar

Die antibiotikaresistenten Bakterien, die Extended-Spectrum-Beta-Laktamase (ESBL) und AmpC-Beta-Laktamase (AmpC) bilden, wurden dem BVL zufolge mittels selektiver Verfahren in etwa der Hälfte der untersuchten Kotproben von Zuchtsauen, Läufern und Mastschweinen nachgewiesen. Im Blinddarminhalt von Mastkälbern und Jungrindern am Schlachthof seien ESBL/AmpC-bildende Escherichia coli mit 60,6 % positiver Proben noch häufiger festgestellt worden als bei Schweinen. Bei frischem Schweinefleisch und Rindfleisch habe die Kontaminationsrate mit ESBL/AmpC-bildenden Escherichia coli bei 5,7 % beziehungsweise 4,0 % gelegen.

Nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand sei davon auszugehen, dass die Bakterien auch über Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden könnten, wobei sich das Infektionsrisiko gegenwärtig nicht genau abschätzen lasse, stellte das Bundesamt fest. Escherichia coli-Isolate aus der Schweinefleischkette seien beim Monitoring zu 50 % bis 70% resistent gegenüber mindestens einer der getesteten antibiotischen Substanzen gewesen.
AgE
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
cource schrieb am 29.11.2016 08:07 Uhrzustimmen(77) widersprechen(56)
und kommen diese bakterien auch bei den wildschweinen vor? wenn nicht, dann kann es nur an der tierhaltung/futter liegen ! wie viele beweise benötigen wir denn noch um zu begreifen, dass uns unsere ernährung unnötig schwächt und krank macht
  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte