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28.12.2023 | 08:02 | Silvester-Feuerwerk 

Städte bereiten sich auf Silvester vor - Aufrufe zum Böller-Verzicht

Frankfurt/Wiesbaden/Marburg - Hessens Städte rüsten sich für den Jahreswechsel. Mit Raketen und Knallkörpern dürften in der Silvesternacht wieder viele Menschen in Städten und Gemeinden das Jahr 2024 einläuten.

Silvester Feuerwerk 2023
Das neue Jahr mit bunt leuchtenden Raketen und Knallerei begrüßen - für viele Menschen in Hessen gehört das an Silvester einfach dazu. Doch nicht überall ist die Böllerei erlaubt - und Umwelt- und Tierschützer rufen auch in diesem Jahr zum Verzicht auf. (c) proplanta
In einigen Innenstädten mit historischer Bausubstanz ist das jedoch auch in diesem Jahr verboten, und die Bürger müssen dort auf andere Bereiche ausweichen. Auch die Einsatzkräfte halten sich in Bereitschaft, teils finden verstärkt Kontrollen statt. Und nach der Knallerei werden an vielen Orten städtische Bedienstete helfen, die Party-Müllberge wieder zu beseitigen.

In Marburg ist wegen erhöhter Brandgefahr in der Oberstadt mit ihren schmucken Fachwerkhäusern das Abfeuern von Raketen und Böllern grundsätzlich verboten - und das nicht nur an Silvester, sondern das ganze Jahr über. Das Verbot gelte für die komplette Oberstadt einschließlich Schloss und Schlosspark, für den Lutherischen Kirchhof sowie die Fläche vor der Elisabethkirche, teilte die Stadt auf Anfrage mit.

Stadt- und Ordnungspolizei seien wie in den vergangenen Jahren einsatzbereit, es werde aber nicht von einer erhöhten Gefahrenlage ausgegangen. Rund um das Landgrafenschloss gebe es außerdem verstärkte Kontrollen von Sicherheitskräften im Auftrag der Marburger Philipps-Universität. Um die Überreste der Böllerei zu beseitigen, werden am Neujahrsmorgen voraussichtlich 25 Mitarbeitende etwa vier Stunden im Einsatz sein. Die Personalkosten einschließlich Fahrzeug- und Entsorgungskosten dürften sich auf etwa 10.500 Euro belaufen.

Auch im historischen Altstadtkern von Michelstadt im Odenwald gilt ganzjährig ein Böllerverbot und somit auch an Silvester und Neujahr. «Aufgrund der zahlreichen Weihnachtsmarkt-Hütten aus Holz, die auch zum Jahreswechsel noch in der Altstadt stehen, ist die Brandgefahr besonders erhöht», teilte die Stadt mit. Als Alternative könnten geeignete Freiflächen wie ein Großparkplatz vor den Toren der Altstadt für das private Feuerwerk genutzt werden.

Der Jahreswechsel im Odenwald verlaufe erfahrungsgemäß ruhig und friedlich, hieß es. Für Eventualitäten seien die Sicherheitsbehörden gewappnet, so halte der Sicherheitsdienstleister in der Altstadt mehr Personal bereit. Das Aufräumen und Säubern nach der Feier übernähmen die Bürger überwiegend selbst nach ihrem Feuerwerk, und dies oft direkt noch in der Neujahrsnacht. «Kommunaler Aufwand wird nur an einigen wenigen Orten notwendig», hieß es, die Kosten ließen sich nicht beziffern.

In Fulda besteht ein Feuerwerksverbot in der gesamten Altstadt. Auch außerhalb der Altstadt gilt das Verbot an Stellen, an denen ein Sicherheitsabstand von acht Metern zu Fachwerkhäusern nicht eingehalten werden kann. Auch auf dem Domplatz dürfen nach Angaben der Stadt keine Böller und keine Raketen abgefeuert werden. Ein eigenes Feuerwerk der Stadt ist nicht geplant.

In Fulda hat es im vergangenen Jahr keine Übergriffe auf Polizei oder Rettungskräfte gegeben. Derzeit gebe es auch keine Erkenntnisse, dass sich daran etwas ändern könnte. Polizei und Ordnungsamt stünden dazu im regelmäßigen Austausch. Die Reinigung der Flächen von Feuerwerksresten ist den Angaben zufolge grundsätzlich Pflicht der Anlieger, so dass für die Stadtverwaltung keine zusätzlichen Reinigungskosten anfallen.

In Kassel gelten die üblichen Verbote in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Altenheimen und ähnlichen Orten. Verbote bestehen zudem in den historischen Parks Karlsaue und Bergpark Wilhelmshöhe. Ein eigenes Feuerwerk plant die Stadt nach eigenen Angaben nicht. Städtische Reinigungsteams werden am frühen Neujahrsmorgen in zentralen Bereichen die Überreste der Silvesternacht beseitigen. Die Kosten dafür betragen den Angaben zufolge rund 5.000 Euro.

Ansonsten werden die Bürger gebeten, die Stadtreinigung zu unterstützen und abgebranntes Feuerwerk im Restmüll zu entsorgen, damit der Abfall nicht auf der Straße festfriert. Zu etwaigen Sicherheitskonzepten im Zusammenhang mit möglichen Übergriffen beispielsweise auf Rettungskräfte wollte sich die Stadt nicht äußern.

In Frankfurt sind Feuerwerk und Böller auf dem Eisernen Steg verboten. Grund ist vor allem die Verletzungsgefahr wegen der vielen Menschen, die sich jedes Jahr zu Silvester auf dieser Brücke aufhalten. In anderen Teilen des Stadtgebiets ist Feuerwerk wegen erhöhter Brandgefahr nicht erlaubt. Dazu zählen Bereiche im Umkreis von 200 Metern von Kirchen, Krankenhäusern, Altenheimen, dem Zoo und von Fachwerkhäusern, wie das Ordnungsamt mitteilte.

Der Frankfurter Zoo setzt in der Silvesternacht nach Stadtangaben eine Brandwache ein. Außerdem werde die Stadtpolizei rund um den Zoo präsent sein, um auf die Einhaltung des dort geltenden Böllerverbots zu achten. «Wir wollen bestimmt keine Spaßbremsen sein und die Freude an der Silvesterfeier trüben», sagte Zoodirektorin Christina Geiger nach einer Mitteilung. «Aber man muss sich einfach klarmachen, welchen Schaden und welches Leid eine einzige Rakete oder ähnliches auslösen kann. Im Namen der Tiere und aller meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bitte ich daher herzlich darum, das Böllerverbot rund um den Zoo zu respektieren.»

Ein öffentliches Feuerwerk gibt es in Wiesbaden am Kurhaus im Rahmen einer dortigen Silvesterparty. Es koste rund 6.000 Euro und werde von der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH durch die Einnahmen aus der Party finanziert, erklärte die Stadt. Zeitnah nach der Knallerei sorge das Team der Stadtreinigung mit Kehrmaschinen und Straßenreinigern wieder für saubere Straßen. Dadurch entstünden zusätzliche Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro.

Der hessische Sozialminister Kai Klose (Grüne) rief zu Vorsicht im Umgang mit Feuerwerk auf. «Immer wieder kommt es durch den Gebrauch von Raketen und Böllern zu schweren Verletzungen und Sachschäden», teilte er am Mittwoch mit. Um mögliche Gefährdungen auszuschließen, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher darauf achten, nur geprüfte Produkte zu kaufen. Die Aufsichtsbehörden für Arbeitsschutz und Produktsicherheit überprüften in der Woche vor dem Jahreswechsel schwerpunktmäßig, dass nur zugelassene und mit Prüfzeichen versehene pyrotechnische Gegenstände im Handel erhältlich seien.

Der Umweltverband BUND Hessen sprach sich mit Blick auf Verletzungsgefahren, Luftverschmutzung und Müllberge für ein Verbot privater Feuerwerke aus. «An keinem Tag im Jahr ist die Feinstaubbelastung höher als in der Silvesternacht», erklärte Werner Neumann, Mitglied im BUND-Landesvorstand.

Als Alternativen zum privaten Feuerwerk mit Böllern und Raketen schlug der Verband zentrale (Höhen-)Feuerwerke oder Lichtshows vor, «die Tradition, Umwelt- und Gesundheitsschutz vereinen», so der BUND. «Es geht nicht darum, den Menschen die Freude zu nehmen und mit Traditionen zu brechen, sondern die Gesundheit aller zu schützen», so Neumann.

Auch der Deutsche Tierschutzbund rief erneut zum Verzicht auf die Böllerei auf. «Während Menschen mit Raketen und Knallern das neue Jahr begrüßen, lösen der ohrenbetäubende Lärm, der Brandgeruch und blitzende Lichter am Himmel bei vielen Tieren Todesangst aus», sagt Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Hunde würden sich zitternd in der hintersten Wohnungsecke verkriechen und trauten sich manchmal sogar Tage danach kaum aus dem Haus. Freigängerkatzen flöhen in Panik und fänden nicht mehr zurück. Aufgeschreckte Wildtiere verließen mitten in der Nacht unter erheblichem Stress ihre Schlafplätze.
dpa/lhe
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