Bereits am Vormittag hatte sie der Verbraucherzentrale Brandenburg e.V. zum 20. Geburtstag gratuliert und die Arbeit der Verbraucherschützer gewürdigt. Tack hat aber auch neue Wege in der Verbraucherbildung - insbesondere für Kinder und Jugendliche - sowie einen Ausbau der staatlichen Markt- und Produktüberwachung gefordert.
„Die EU-Politik setzt weniger auf den mündigen Verbraucher, sondern mehr auf den verantwortungsbewussten Produzenten. Das Motto lautet: Hin zur Eigenverantwortung der Produzenten und des Handels, weniger staatliche Überwachung. Und ich sage Ihnen, das funktioniert in vielen Bereichen leider nicht“, erklärte Tack.
Sie wolle insbesondere deshalb das Gespräch mit Brandenburger Akteuren des Verbraucherschutzes und angrenzender Bereiche suchen, um mit den Fachleuten über die konzeptionelle und strategische Ausrichtung des Verbraucherschutzes der nächsten Jahre zu sprechen. „Wir müssen stärker als bisher die junge Generation erreichen und sie zu einer kritischeren Betrachtung gegenüber den Verlockungen des Marktes befähigen“, so Tack. Des Weiteren sei ihr wichtig, dass die vielfältigen Initiativen des Verbraucherschutzes noch besser vernetzt werden, unabhängig bleiben sowie näher und schneller an die Verbraucherinnen und Verbraucher gebracht werden können.
Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverband, sieht das ganz ähnlich: „Heute steht die Stärkung der Souveränität der Verbraucher im Energie-, Finanz- und Gesundheitsmarkt sowie in der digitalen Welt im Fokus. Die weitere Erfolgsgeschichte der Verbraucherpolitik hängt von der Effektivität ihrer Instrumente wie Verbraucherinformation, Marktaufsicht, Normgebung, Anreizregulierung, Kennzeichnung oder Zertifizierung ab“, sagte Billen.
Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Ingo Balderjahn von der Universität Potsdam mahnte an, einen realistischen Blick zu bewahren und mit Psychologie und Augenmaß an die Aufgaben der Zukunft zu gehen. „Die Verbraucherpolitik wird in ihrer so wichtigen Aufgabe, den Verbraucher im Markt zu stärken, scheitern, wenn sie ihre Maßnahmen auf das Leitbild des homo oeconomicus, des rational handelnden Menschen, ausrichtet. Dieses Leitbild widerspricht der Realität.“
Karl-Heinz Schröter, Landrat des Landkreises Oberhavel, beschrieb die Aufgabe der Landkreise und Kommunen im Verbraucherschutz. "Die Kernkompetenz der Landkreise und Kommunen liegt nicht so sehr im Bereich der Verbraucherinformation und -beratung, sondern in der unmittelbaren Erbringung verschiedenster Leistungen auf den Gebieten der Gefahrenabwehr und der Daseinsvorsorge - Stichworte Bauaufsicht und Abfallwirtschaft, um nur zwei herauszugreifen. Die verbraucherschutzpolitischen Herausforderungen für die Kommunen sind in erster Linie strukturelle Herausforderungen. Demografischer Wandel und immer stärker belastete kommunale Haushalte zwingen zur Überprüfung der Leistungsangebote. Vor einem Herunterfahren kommunaler Angebote kann ich allerdings nur warnen".
Der Weltverbrauchertag wird seit 1983 jährlich als Aktionstag begangen, an dem Verbraucherorganisationen verstärkt auf die Rechte der Verbraucher aufmerksam machen. Aus Anlass des Weltverbrauchertags hat Tack zu Fachvorträgen und Diskussionen nach Potsdam eingeladen. Hier wird in diesem Herbst auch die Konferenz der Verbraucherschutzminister aller Bundesländer stattfinden, deren Vorsitz Brandenburg in diesem Jahr hat. (PD)
|
|