(c) proplanta Die schwedische Lebensmittelaufsicht bestätigte am Mittwoch zwei Tage nach dem ersten Behörden-Alarm in Tschechien, dass neue Proben bei Ikeas Lieferanten Dafgård ebenfalls Anteile von Pferdefleisch von einem bis zehn Prozent enthalten hätten. In deutschen Filialen gab es laut Ikea keine Pferdefleisch-«Köttbullar». Die Möbelkette weitete ihren Verkaufsstopp derweil auf Würstchen aus.
Man nehme nun auch die Würste des schwedischen Lieferanten aus dem Angebot der Ikea-Häuser in fünf Ländern, teilte das Unternehmen mit. Deutschland gehört nicht dazu, weil diese Würstchen hier nicht angeboten werden. Weiter bleiben auch dort die «Köttbullar» aus den Schnellrestaurants und Kühltruhen aller 46 Ikea-Filialen verbannt. Die Möbelkette hatte bereits den Verkauf der Hackbällchen in Deutschland, Schweden und 22 weiteren Ländern gestoppt.
Konzernsprecherin Ylva Magnusson sagte der Nachrichtenagentur dpa: «Natürlich sehen wir das als sehr ernst an.» Man setze die selbst in Gang gesetzte Testreihe fort. Dafgård bestätigte ebenfalls die positiven Proben. Man untersuche nun, woher genau das Fleisch stamme.
Die deutschen Behörden sind bei der Suche nach falsch deklarierten Lebensmitteln mit Pferdefleisch inzwischen in 82 Fällen fündig geworden. Dabei handele es sich mittlerweile überwiegend um die Bestätigung bekannter Fälle und Produkte, die schon aus dem Handel genommen worden waren, teilte das Bundesverbraucherministerium in Berlin mit. Insgesamt wurden nunmehr bundesweit 1323 amtliche Proben bei Fertigprodukten genommen. Die Analysen sollen fortgesetzt werden. Nachgewiesen wurde nicht deklariertes Pferdefleisch demnach in 30 Proben in Nordrhein-Westfalen, 13 in Hessen, 10 in Mecklenburg-Vorpommern und je 8 in Baden-Württemberg und Bayern. Hinzu kommen bisher 4 positive Tests in Brandenburg, 3 in Berlin sowie je 2 in Niedersachsen, Hamburg und Sachsen-Anhalt. Bei den aufwendigeren Untersuchungen auf Rückstände des Tierarzneimittels Phenylbutazon in rohem Pferdefleisch fielen bisher 33 Tests negativ aus.
McDonald's ist vom Pferdefleisch-Skandal nicht betroffen, erklärte das Unternehmen am Mittwoch in München. Pferdefleisch habe «in unser System keinen Eingang gefunden». Der McDonald's-Deutschlandchef Bane Knezevic verwies auf die Lebensmittelskandale der vergangenen Jahren, von denen das Unternehmen nie betroffen gewesen sei.
Viele Verbraucher reagieren mit erhöhter Vorsicht auf den Pferdefleisch-Skandal und die Ermittlungen um möglicherweise falsch deklarierte Eier. «Es wird sicherlich so sein, dass sie entsprechend reagieren und weniger von diesen Produkte einkaufen werden. Tiefkühlprodukte oder Hackfleischprodukte werden zunächst bestimmt darunter leiden - auch Angebote, die mit Pferdefleisch überhaupt nichts zu tun haben», sagte Wolfgang Adlwarth vom Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK.
Allerdings ändere sich das Verhalten von Verbrauchern nur vorübergehend. «Wir wissen von früheren Skandalen, dass das Verhalten in aller Regel doch wieder relativ schnell zum Normalzustand zurückpegelt, wenn das ganze Medienecho nachlässt», so Adlwarth.
In Großbritannien sank der Verkauf von Burgern nach dem Pferdefleisch-Skandal um 43 Prozent. Das geht aus einer Studie des Marktforschungsunternehmens Kantar Worldpanel hervor. Auch in Lettland und Russland wurden inzwischen Spuren von Pferdefleisch entdeckt, auf den Etiketten war das nicht angegeben.
Die Ermittlungen der Oldenburger Staatsanwaltschaft wegen falsch deklarierter Eier dürften frühestens «in einigen Wochen» beendet sein. Unklar sei, ob sie dann wirklich in Anklageerhebungen münden werden, sagte Oberstaatsanwältin Frauke Wilken. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdachts, Verstoßes gegen das Futtermittelgesetz sowie in einigen Fällen auch wegen Verstößen gegen das ökologische Landbaugesetz.
Die ersten Verdachtsfälle gehen auf den Herbst 2011 zurück. In Niedersachsen geht es um etwa 150 Fälle, bei denen Millionen Eier aus Freiland- und Bodenhaltung sowie Bio-Betrieben vor allem als angebliche Bio-Eier vermarktet worden sein sollen. Die Legehennen sollen in überfüllten Ställen nicht so gehalten und gefüttert worden sein, wie es für die Produktion von Bio-Eiern vorgeschrieben ist. Verdachtsfälle gibt es zudem in sieben weiteren Bundesländern.
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