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08.03.2021 | 15:15 | Gesund wegen Corona-Regeln? 

Verkauf von Erkältungsmitteln bricht ein

Frankfurt/Main - Weil die Menschen in Corona-Zeiten auf Abstand gehen und sich dadurch weniger erkälten, ist der Verkauf von rezeptfreien Arzneimitteln in Deutschland deutlich abgesackt.

Erkältungsmittel
Man ist fast geneigt zu sagen: Corona hat auch seine gute Seite. Denn weil die Menschen Abstand halten, stecken sie sich weniger an und haben weniger Husten oder Schnupfen. Das machte sich im Geschäft der Hersteller von Erkältungsmitteln und in den Apotheken bemerkbar. (c) proplanta
Bayer-Chef Werner Baumann nennt bei Erkältungspräparaten ein Marktminus von über 20 Prozent im vergangenen Jahr - diese Entwicklung betreffe auch seine Firma. Procter & Gamble, Stada und Sanofi vermeldeten ebenfalls Einbußen, ohne das mit Zahlen zu konkretisieren. Die Unternehmen sind bekannt für Mittel wie etwa «Wick», «Grippostad», «Mucosolvan» und «Alka-Seltzer Plus».

Die gesunkene Nachfrage bekamen auch die Apotheken in Deutschland zu spüren. Die Apothekervereinigung ABDA teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, dass bei Erkältungs-, Durchfall- und Läusemitteln in den ersten drei Quartalen 2020 der Absatz rezeptfreier Medikamente deutlich gefallen sei. Dabei bezog sich die Vereinigung auf Daten des Marktforschers Insight Health.

Den Daten zufolge wurden bei Durchfallmitteln in den ersten neun Monaten der Vorjahre etwa 15 Millionen Packungen nachgefragt - 2020 waren es dagegen nur knapp 12 Millionen, also ein Fünftel weniger. Auch bei Erkältungsmitteln gab es Rückgänge: Fragten Apothekenkunden normalerweise knapp 150 Millionen Arzneimittel in den ersten drei Quartalen nach, waren es 2020 noch knapp 130 Millionen. Bei Läusemitteln habe sich zudem der Absatz von etwa zwei Millionen auf 1,2 Millionen Medikamente fast halbiert. In den Zahlen sind das Apothekengeschäft vor Ort und der Versandhandel inbegriffen.

«Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln in der Corona-Pandemie sorgte vermutlich für den Rückgang der Ansteckungen im Bereich von Durchfallerkrankungen und Erkältungen», erklärte die ABDA. Zudem könne wegen der AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) ein Rückgang der Übertragung von Parasiten wie Läusen angenommen werden.

Die Pandemie mit Lockdowns und Kontaktbeschränkungen habe für ein Auf und Ab der Nachfrage in den Apotheken gesorgt. Zwar seien Desinfektionsmittel stark gefragt gewesen. «Sie waren aber kein großer Umsatztreiber für Apotheken», sagte ein ABDA-Sprecher. Der Ansturm auf medizinische Masken spiegle sich noch nicht in den Zahlen für 2020 wieder. Komplette Umsatz- und Absatzzahlen der Apotheken für das gesamte vergangene Jahr lagen noch nicht vor.

Die Apotheken in Deutschland hatten 2019 einen Umsatz von mehr als 54 Milliarden Euro erzielt, den Großteil mit verschreibungspflichtigen Arzneien. Die Zahl der Apotheken hierzulande sinkt seit Jahren deutlich. Zum Jahresende 2020 lag sie bei 18.753.

Die Corona-Einschränkungen hatten für die Arzneihersteller wirtschaftlich gesehen allerdings nicht nur negative, sondern auch positive Folgen. Denn die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln stieg - etwa nach Vitamin-Tabletten zur Stärkung der Abwehrkräfte.

Dieses Geschäft habe von der Corona-Situation «sehr profitiert», sagt Bayer-Chef Baumann. Procter & Gamble sieht ebenfalls ein zunehmendes Interesse an Nahrungsergänzungsmitteln. «Wir haben einen deutlichen Trend zur aktiven Gesundheitsvorsorge beobachtet», teilt die Firma mit. «Viele Menschen sind sich bewusst geworden, welchen Einfluss sie selbst auf ihre eigene Gesundheit haben können.»

In den kommenden Monaten dürften die Erkältungszahlen auch witterungsbedingt relativ niedrig bleiben. Im Herbst wird die Erkältungssaison wohl wieder losgehen - und die Arzneihersteller und Apotheken könnten wieder Kasse machen. Hinzu kommt, dass die Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen in den nächsten Monaten vermutlich wesentlich gelockert werden. «Unserer Einschätzung nach wird auch der Absatz von Produkten gegen Grippe und Erkältung saisonal wieder ansteigen, sobald die Menschen zu einer gewissen Normalität zurückkehren», heißt es von Stada.
dpa
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