«Bei vier Patienten liegt ein Infektionszusammenhang nahe», sagte eine Sprecherin des Robert Koch Instituts (RKI) am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Die Fälle stammten aus diesem Jahr. Zwei Krankheitsfälle wurden bereits am Mittwoch in Mecklenburg-Vorpommern bekannt, die beiden anderen Patienten sollen aus Hessen und Schleswig-Holstein kommen. Das RKI schloss nicht aus, dass weitere Erkrankungen wegen des Käses entdeckt werden.
Der verseuchte Käse ist in Österreich unterdessen ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Die Anklagebehörde in Graz habe Ermittlungen aufgenommen, sagte ein Sprecher zur österreichischen Nachrichtenagentur APA. Im vergangenen Jahr waren vier Österreicher und zwei Deutsche an einer Bakterieninfektion gestorben. Die zwei deutschen Opfer kamen nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Stuttgart aus Baden-Württemberg. Den Angehörigen der sechs Todesopfer steht nach Ansicht von österreichischen Anwälten Schadenersatz zu. Die deutschen Molkereien erklärten, der Käse werde in Deutschland auf höchstem hygienischen Niveau hergestellt. In Deutschland habe es in den vergangenen Jahren keine vergleichbaren Fälle wie in Österreich gegeben. Mit richtiger Lagerung könnten auch die Verbraucher ein Risiko verhindern.
Die Firma Prolactal in der Steiermark, die den Käse produziert hatte, beauftragte nach eigenen Angaben ein Experten-Team mit der Ursachenforschung. Die gesamte Käseproduktion - die weiterhin ruht - soll überprüft werden. In dem Käse war bei Proben ein erhöhter Wert an sogenannten Listerien festgestellt worden. In Deutschland hatte der Discounter Lidl die Sorten «Reinhardshof Harzer Käse 200 g» und «Reinhardshof Bauernkäse mit Edelschimmel 200 g» im Januar zurückgerufen. In Österreich wurde der Harzer Käse unter verschiedenen Namen auch bei Spar, Geschäften der Rewe-Gruppe und dem österreichischen Aldi namens Hofer verkauft.
Ein Zusammenhang zwischen den Todesfällen von 2009 und dem Käse wurde erst in den vergangenen Tagen klar, nachdem die Einkaufszettel der Erkrankten in Österreich untersucht worden waren. Danach wies Lidl erneut auf die Kundeninformation hin. Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode warf Behörden und Unternehmen vor, zu spät informiert zu haben. «Eine ausdrückliche Verzehrswarnung für den Listerien- belasteten Käse ist viel zu spät erfolgt», sagte Bode. In Deutschland haben hunderte Menschen jedes Jahr eine Listeriose. Die Symptome sind zunächst ähnlich wie bei einer Grippe. Vor allem bei Menschen mit schwachem Immunsystem ist aber eine Hirnhautentzündung möglich, die zum Tod führen kann. (dpa)
Weitere Informationen zu Listeriose unter: http://dpaq.de/gR0f8