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05.12.2008 | 16:06 | Eier 

Welche Eier und wo kauft der Verbraucher?

Bonn - Dieser Frage stellte sich der ZMP-Eiermarktexperte Werner Böttcher mit seinem Vortrag am 13. November auf dem Geflügel Forum im Rahmen der World Poultry Show der EuroTier in Hannover.

Eiererzeugung
(c) proplanta
Seine Kernaussagen: Jede Haltungsform hat ihre Chancen am Markt. Selbst gegen die in Deutschland auslaufende konventionelle Käfighaltung hat der Durchschnittsverbraucher keine kaufentscheidenden Vorbehalte. Folglich dürfte er auch keine gegen die sich in der Markteinführung befindliche deutsche Sonderform „Kleingruppenhaltung“ haben.


Preis ist entscheidend

In diesem Jahr hat sich der deutsche Otto-Normalverbraucher offenbart: Was will er kaufen? Schlicht und ergreifend Eier und die möglichst günstig! Das hindert ihn jedoch nicht daran, in entsprechenden Befragungen gegenteilig zu behaupten, dass er in erster Linie auf Haltungsform, Tierschutz etc. achten würde.

Nach den starken Rückgängen der Haushaltskäufe von Eiern aus Käfighaltung in den Jahren 2004 und 2005 – damals nahm Aldi Nord die Käfigware aus den Regalen – gab es bis Mitte 2007 nur noch moderate Veränderungen. Angesichts schrumpfender Preisdifferenzen zwischen Eiern aus Käfig- und solchen aus Bodenhaltung stiegen im 2. Halbjahr 2007 die Anteile der Eier aus Bodenhaltung zu Lasten der Käfigware deutlich.

Mit zu Beginn 2008 wieder steigender Preisdifferenz schwenkten die Verbraucher um und kauften von Monat zu Monat wieder mehr Eier aus Käfighaltung. Für die Verfechter der deutschen Haltungsform „Kleingruppe“ sah dies hoffnungsvoll aus, denn wenn der Verbraucher keine kaufentscheidenden Vorbehalte gegen Käfigeier hat, warum sollte er dann welche gegen die Kleingruppe haben?


Eier aus Käfighaltung erstaunlich gut behauptet

Paradoxerweise fiel in die Phase steigenden Preisdifferenz die Entscheidung zahlreicher LEH-Gruppen, künftig keine Eier mehr mit der Haltungskennziffer „3“ anzubieten. Diese Kennziffer „3“ steht nach EU-Vermarktungsnorm sowohl für die in der EU noch bis 2012 zugelassene konventionelle Käfighaltung als auch für die damit nicht vergleichbare deutsche Kleingruppenhaltung.

Obwohl seit August in immer mehr LEH-Geschäften keine Eier aus Käfighaltung mehr angeboten werden, sind die Einkaufsmengen dieser Ware weniger drastisch zurückgegangen als erwartet. Entsprechend sind die Käufe von Eiern aus Bodenhaltung verhaltener gestiegen als in Folge der Angebotszunahme zu vermuten war. Offenbar sind die Verbraucher angesichts der Preisunterschiede in nicht unerheblichem Maße auf Geschäfte ausgewichen, in denen Käfigware noch angeboten wurde.

Die Anteile der Eier aus Freilandhaltung haben sich während der zurückliegenden Monate nur wenig verändert. Bio-Eier konnten zeitweise kräftig zulegen, dies auch vor dem Hintergrund einer breiteren Distribution. Auf dem jetzt erreichten Niveau scheinen sich die Mengen jetzt einzupendeln.


Aldi verliert Marktanteile

Discounter sind für die Eierkäufer in Deutschland die Haupt-Einkaufsstätte. Rund 46 Prozent der von den Haushalten gekauften Eier wandern hier über das Kassenband. Einbußen musste in diesem Jahr aber der Marktführer Aldi hinnehmen. Der kleinstrukturierte traditionelle LEH behauptete sich 2008, die Gruppe Verbrauchermärkte/SB-Warenhaus (ab 1.500 m² Verkaufsfläche) konnte vorangegangene Verluste wieder ausgleichen.

Mit rückläufiger Tendenz werden nur noch 18,4 Prozent der Eier auf so genannten erzeugernahen Absatzwegen (ab Hof, Verkaufswagen, Wochenmärkte) gekauft. Trotzdem darf die Direktvermarktung nicht abgeschrieben werden.

Die geringeren Einkaufsmengen sind nicht ausschließlich mit dem fehlenden Interesse der Verbraucher zu begründen. Sie hängen auch mit der schrumpfenden Zahl der Anbieter zusammen, denn die Zahl der Betriebe geht seit Jahren zurück. Dies trifft vor allem auf kleinere Betriebe zu, bei denen die Direktvermarktung dominiert.

Direktabsatz und auch Regionalvermarktung bieten generell die Möglichkeit, sich als Produzent und Vermarkter von der Masse abzuheben. Durch den engeren Kontakt zwischen Konsumenten und Produzenten tritt zudem die Frage der Haltungsform – die beim LEH-Zentraleinkäufer eine wesentliche Rolle spielt – noch weiter in den Hintergrund. Der Eierproduzent hat hier die Möglichkeit, seine Kunden von der Haltungsform zu überzeugen, von der er selbst überzeugt ist. (ZMP)
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