Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
15.04.2017 | 10:08 | Wasservielfalt 

Wie kommt Mineralwasser zu unterschiedlichem Geschmack?

München - Peter Schropp hat aufgetischt: Vier Gläser mit durchsichtigem Inhalt stehen auf dem Tisch. Sie sehen alle gleich aus - denn sie sind mit stillem Mineralwasser gefüllt. Doch auch Wasser schmecken unterschiedlich, diese vier ganz besonders.

Geschmack von Mineralwasser
Deutschland ist ein Mineralwasserland, sagt Peter Schropp. Er ist Wassersommelier - und beschäftigt sich daher viel mit dem kühlen Nass. Doch was macht den Geschmack im Wasser aus? (c) proplanta
Und genau das will Schropp heute vorführen. Das eine unauffällig, das nächste bitter, eines erzeugt einen trockenen Mund. Doch was ist der Grund für die Unterschiede bei dem vermeintlich einfach gestrickten Lebensmittel? Es liegt an der Zusammensetzung der Mineralstoffe, erklärt Schropp.

Der Lebensmittelchemiker arbeitet an der Doemens Akademie in Gräfelfing bei München, einem Fortbildungs- und Beratungsunternehmen für die Getränke- und Lebensmittelwirtschaft.

Schropp hat sich in den vergangenen Jahren auf das Getränk Wasser spezialisiert und zusammen mit seinen Kollegen eine Weiterbildung zum Wassersommelier entwickelt. In einem zweiwöchigen Kurs können sich Interessierte zu Experten rund um Mineralwasser ausbilden lassen.

Dabei lassen sich die Unterschiede bei stillem Wasser besonders gut erkennen. In den Kursen lernen die Teilnehmer unter anderem, wie Calcium, Natrium, Magnesium und Hydrogencarbonat den Geschmack des Wassers verändern:

Calcium: Viel Calcium im Wasser sorgt für einen leicht bitteren Geschmack. «Viel Calcium ruft oft ein trockenes Mundgefühl hervor», sagt Schropp. Laut Mineralwasser-Verordnung darf ein Wasser mit mehr als 150 Milligramm pro Liter calciumhaltig genannt werden.

Magnesium: Der Geschmack von Magnesium im Wasser werde sehr unterschiedlich beschrieben, sagt Schropp: «Manchmal bitter, manchmal aber auch süßlich.» Viel Magnesium im Wasser liegt bei mehr als 50 Milligramm pro Liter vor.

Natrium: Salzig schmeckendes Mineralwasser ist besonders natriumhaltig. So bezeichnet werden dürfen Wässer mit mehr als 200 Milligramm Natrium pro Liter. «Natrium ist für viele Verbraucher aber etwas Negatives, daher wird eher natriumarmes Wasser beworben», sagt Schropp. Der Grenzwert liegt dafür bei weniger als 20 Milligramm.

Hydrogencarbonat: Der Einfluss von Hydrogencarbonat auf den Geschmack eines Wassers lässt sich am besten beim Mischen einer Schorle zeigen. Denn Hydrogencarbonat bindet Säure. «Eine Schorle mit einem Wasser mit viel Hydrogencarbonat schmeckt daher kaum noch säuerlich», sagt Schropp. Wasser mit mindestens 600 Milligramm Hydrogencarbonat pro Liter wird bicarbonathaltig geannt.

Weniger Mineralstoffe :Besonders wenige Mineralstoffe im Wasser bedeuten nicht, dass es neutral schmeckt. «Wenn ein Wasser von den Mineralstoffen her dem Speichel ähnelt, erkennt der Mensch keine Reizänderung», sagt Schropp. Daher werde ein Wasser mit 600 bis 700 Milligramm Mineralstoffen pro Liter meist am mildesten und weichesten beschrieben.

In Deutschland sind nach Angaben des Verbands Deutscher Mineralbrunnen derzeit über 850 natürliche Mineralwässer amtlich anerkannt. Die Vielfalt ist also sehr groß, auch was die Mineralstoffzusammensetzungen angeht. Der Konsum von Mineralwasser - ob still oder sprudlig - ist nach Angaben des Mineralbrunnen-Verbands in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen: Während 1970 nur rund zwölf Liter pro Person pro Jahr getrunken wurden, waren es 2015 rund 147 Liter. Doch ist Mineralwasser besser als Leitungswasser?

«Es gibt eigentlich nichts Reineres als ein Mineralwasser», sagt Peter Schropp. Zudem könnten die Mineralstoffe bei der Wahl des richtigen Wassers mögliche Mängel ausgleichen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung entgegnet: «Der Beitrag von Mineralwasser zur Nährstoffversorgung sollte nicht überschätzt werden.» Feste Lebensmittel seien die mit Abstand wichtigste Mineralstoffquelle für den Menschen.

Mit Blick auf die Öko-Bilanz ist Leitungswasser «mit Abstand» die beste Wahl, wie Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe erklärt. «Wem Mineralwasser aber besser schmeckt, der sollte zu Mehrwegflaschen greifen», sagt Fischer. Schließlich könne eine Mehrwegflasche gut 50 Mal wiederbefüllt werden - und sei damit deutlich umweltfreundlicher als Einwegflaschen

Egal ob Mineral-, Leitungs- oder Sprudelwasser: In erster Linie ist es wichtig, überhaupt ausreichend zu trinken. «Erwachsene sollten täglich rund 1,5 Liter trinken und auf keinen Fall weniger als einen Liter pro  Tag», teilt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung mit.

Der Berliner Wassersommelier Arno Steguweit formuliert es noch drastischer: «Wenn der Körper zwei Prozent seines Wasserhaushalts einbüßt, verliert man zehn Prozent der Leistungsfähigkeit. Wenn man Durst bekommt, ist man mit dem Trinken eigentlich schon zu spät dran.»
dpa
zurück
Seite:12
weiter
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Mineralwasserkonsum 2023 gesunken

  Kommentierte Artikel

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger