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08.03.2015 | 08:37 | Zuckerkonsum 

Zuckerbranche kritisiert neue WHO-Richtwerte

Bonn - Den britischen Fünf-Uhr-Tee ohne Zucker, unsere geliebte Currywurst ohne Ketchup: Wenn es nach der Weltgesundheitsorganisation geht, ist nach einem Glas Fruchtsaft zum Frühstück Schluss mit Zucker – Honig eingeschlossen.

Zuckerkonsum
(c) proplanta
Diese jüngste Empfehlung der WHO muss Kopfschütteln erzeugen, und zwar nicht nur bei Vertretern der Lebensmittelindustrie, sondern bei jedem, der sich die Empfehlungen genauer anschaut. Die bisherige WHO-Empfehlung lag bei 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr, also bei rund 50 Gramm pro Tag. Nun wurde dieser Wert noch einmal halbiert.

Kurios: Die bisherige Empfehlung stammte aus dem Jahr 2002 und wurde damals nicht nur von der Zuckerwirtschaft mit klaren Argumenten kritisiert. Umso unverständlicher ist die neue Empfehlung. Denn der alte Wert basiert auf einem WHO-Report aus dem Jahr 1990, so dass man schlussfolgern darf, dass die Verbraucher 24 Jahre lang auf Empfehlung der WHO 100 Prozent mehr Zucker verzehren durften als die Organisation heute als „gesund“ einstuft. Ihren Sinneswandel begründet die WHO nicht.

Noch kurioser: Die Argumentation, mit dieser Maßnahme Adipositas und Karies – gerade in den Schwellenländern – bekämpfen zu können, ist nicht stichhaltig. „Wer Zucker durch andere Zutaten ersetzen will, der verkennt, dass weniger Zucker nicht automatisch weniger Kalorien bedeutet“, erklärt Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ). Denn selbst die WHO veröffentlicht in einem anderen Bericht, was jeder mündige Verbraucher längst weiß: Energiebilanz, Bewegungsmangel und genetische Ursachen sind für das Gewicht verantwortlich. Und jeder weiß auch, dass Zucker – in welcher Form auch immer – Teil unserer Ernährungskultur ist und Karies fördern kann; das allerdings nur, wenn die Empfehlungen der WHO bezüglich Zahngesundheit konsequent missachtet werden.

Seriöse wissenschaftliche Studien belegen: Auch Kartoffeln, Nudeln, Reis und Brot können die Entstehung von Karies begünstigen. Am Zucker allein kann es gar nicht liegen, hat doch die Karieshäufigkeit in Deutschland – bei seit vier Jahrzehnten nahezu konstantem Pro-Kopf-Zuckerabsatz – nachweislich deutlich abgenommen: Über 70 % der 12-Jährigen sind heute kariesfrei. Das macht eins besonders deutlich: Prävention und Aufklärung sind effektiver als erhobene Zeigefinger und aus der Luft gegriffene Zahlen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt einen moderaten Zuckerverzehr. Die deutsche Zuckerwirtschaft teilt diese Auffassung und hat im Rahmen des Konsultationsverfahrens eine umfassende Stellungnahme zum WHO-Entwurf eingereicht. (zuckerverbände)
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