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25.01.2022 | 01:51 | Strenge Vorgaben 

Verbraucherschützer kritisieren Handelsvorgaben für Obst und Gemüse

Berlin - Das Umweltbundesamt (UBA) und die Verbraucherzentralen fordern den Handel dazu auf, von seinen strengen Vorgaben zum «perfekten Aussehen» von Obst und Gemüse abzurücken, um Lebensmittelverluste zu vermeiden.

Unperfektes Gemüse
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«Hässliche Äpfel» und kleine Salatköpfe: Lebensmittel, die nicht ganz perfekt aussehen, haben es im Supermarkt nicht leicht. Umweltbundesamt und Verbraucherzentralen fordern deshalb ein Nachsteuern im Handel. Der zuständige Verband verteidigt die Märkte. (c) proplanta
In zwei aktuellen Veröffentlichungen bemängeln beide Stellen, dass es in den Supermärkten in Deutschland noch zu wenig Obst und Gemüse mit «Makeln» gebe. Die Ursache dafür sehen UBA und Verbraucherzentralen in «zahlreichen selbstgesetzten Vorgaben» des Handels, heißt es.

So würden beispielsweise «Äpfel nur mit makelloser Schale» verkauft, bei Möhren oder Kohlrabi würden «die frisch-grünen Blätter nur der Optik» dienen, ließen das Gemüse aber schneller welk werden, kritisieren beide Stellen.

Das Umweltbundesamt sieht laut einer aktuellen Experten-Analyse auch eine Belastung für Umwelt und Klima, da die strengen Handelsvorgaben nicht ohne einen zusätzlichen Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln erreichbar seien.

«Die gesetzlichen Vorgaben reichen aus für hochwertige Lebensmittel. Der Handel muss hier nicht noch unnötig nachlegen. Damit die Umwelt beim Obst- und Gemüseanbau weniger belastet wird, müssen alle aktiv werden - auch der Handel», forderte UBA-Chef Dirk Messner am Montag.

Weitere Kritikpunkte gehen aus dem aktuellen bundesweiten Marktcheck der Verbraucherzentralen hervor, der 25 Supermärkte, Biomärkte und Discounter unter die Lupe nimmt. Die Untersuchung ergab, dass nur rund 28 Prozent der untersuchten Märkte «unperfektes» Obst und Gemüse zu reduziertem Preis anböten, statt es zu entsorgen.

Einige Gemüsesorten - etwa Kohlrabi, Blumenkohl oder Eisbergsalat - gebe es zudem nur zum Stückpreis statt nach Gewicht. Eine Verkaufspraxis, «die wenig Anreiz bietet, auch zu kleinerem Gemüse zu greifen», heißt es dazu in der Mitteilung.

Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) wies darauf hin, dass «die Handelsunternehmen mit einer Reihe von Zielkonflikten umgehen» müssten, um etwa den Erwartungen der Kunden und rechtlichen Vorgaben gerecht werden zu können.

Der Handel treffe «zahlreiche Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung» und nutze dafür auch den Spielraum zur Vermarktung von noch verzehrbarem, aber überreifem Obst und Gemüse, erklärte der Verband auf Anfrage. Viele Handelshäuser böten zudem in eigenen Kampagnen «nicht normgerechtes Obst und Gemüse» an.

Auch die Spenden an Tafeln würden «stetig ausgebaut». Um die Handlungsspielräume «für alle Akteure zu vergrößern», müsse ein Dialog mit allen Beteiligten geführt werden, vom Erzeuger bis hin zum Verbraucher, schreibt der Verband.
dpa
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