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18.12.2009 | 13:40 | Energiewirtschaft  

Strompreise 2010 steigen - und fallen zugleich

Düsseldorf - Viele Menschen werden sich zum Jahresende wieder über ihre Stromversorger ärgern:

Stromversorgung
(c) proplanta
Zahlreiche städtische Betreiber, regionale und überregionale Unternehmen haben für Anfang 2010 teils zweistellige Preisaufschläge angekündigt. Doch es gibt auch gute Nachrichten - denn andere Betreiber senken ihre Preise sogar. Das Internetportal verivox.de ermittelte Mitte Dezember rund 140 Versorger, die ihre Preise erhöhen wollen. Andere behalten sich Preisschritte für später vor. Branchenprimus Eon will die Preise mindestens bis Ende März 2010 stabil halten.

Doch das ist nur eine Seite der Strompreisentwicklung: Der schärfer werdende Wettbewerb hat nämlich das Preisgefüge in der Branche ordentlich durcheinandergewirbelt. Die Bundesnetzagentur, die seit einigen Jahren die Netzdurchleitung reguliert, hat zudem dafür gesorgt, dass der Wettbewerb durch einen fairen Netzzugang angeschoben wurde. Und so gibt es neben den Unternehmen, die die Preise erhöhen, auch andere Betreiber, die nach unten anpassen. Während früher die Versorger fast durchweg im Gleichschritt marschierten, sei der Strommarkt inzwischen uneinheitlich geworden, erklärt Thorsten Storck von verivox. Und das zum Vorteil der Verbraucher: «Die Preisspannen werden größer, die Zahl der Anbieter steigt und der Wettbewerb wird stärker», erläutert der Energieexperte. Das eröffnet den Verbrauchern neue Möglichkeiten, durch einen Anbieterwechsel die Haushaltskasse zu schonen.

Ein Preisvergleich bei verivox zeigt: In Großstädten wie Köln oder München kann ein Vier-Personen-Haushalt mit 4.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch im Vergleich mit dem Grundversorgungstarif des örtlichen Betreibers mehr als 200 Euro sparen. Noch günstiger kann es auf dem Lande werden: In Grevenbroich am Niederrhein beispielsweise sind im günstigsten Tarif Einsparungen von mehr als 300 Euro möglich, in Staufen im Breisgau mehr als 330 Euro und in Gera und Prenzlau sogar fast 400 Euro im Jahr. Unter den Billigheimern machen vor allem Unternehmen wie die FlexStrom AG und Teldafax von sich reden.

Doch trotz der Preisunterschiede haben die Versorger unter dem Strich im laufenden Jahr die privaten Haushalte wieder ordentlich zur Kasse gebeten. Nach Angaben des Internet-Vergleichsportals toptarif.de zahlen die rund 40,1 Millionen Haushalte in diesem Jahr insgesamt 2,1 Milliarden Euro mehr für Strom als 2008. Und außerdem, orakelt Thorsten Bohg von toptarif, «dürfte sich die Preisspirale 2010 weiter nach oben drehen». Der Vorstandschef der Eon Energie, Klaus-Dieter Maulbach, sieht dagegen auch Chancen für eine Entspannung an der Preisfront: Die niedrigen Kosten für Öl und Kohle hätten die Stromgroßhandelspreise gedrückt; halte dieser Trend an, könnten auch die Strompreise für Privatkunden 2010 zurückgehen.

Begründet werden höhere Strompreise bei den Anbietern fast immer mit höheren Strombezugskosten und vor allem dem teuren Ökostrom. Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft sollen sich die Vergütungszahlungen an die Betreiber von Solar-, Wind- und Biomasseanlagen von rund 10 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 12,7 Milliarden Euro im Jahr 2010 erhöhen. So müssten die Verbraucher dann rund 2 Cent für jede verbrauchte Kilowattstunde zur Förderung der erneuerbaren Energien zahlen.

Doch der Chef der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hält die Argumente der Unternehmen zum Teil für vorgeschoben und unredlich. Durch die zunehmende Einspeisung von erneuerbarer Energie komme es zu einer Strompreissteigerung von gerade einmal 0,2 Cent je Kilowattstunde, und das bei einem Strompreis von 20 Cent. Verbraucher sollten deshalb zur stärksten Waffe zu greifen, rät Kurth: dem Anbieterwechsel. Waren vor einigen Jahren die Haushalte noch zurückhaltend, hat sich dieses Bild inzwischen gewandelt. Laut Bundesnetzagentur haben 2008 rund zwei Millionen Haushalte in Deutschland den Stromversorger gewechselt - Tendenz steigend. In diesem Jahr könnten die Zahl auf drei Millionen ansteigen. Auch beim Gas belebt sich das Wechselgeschäft. Dabei wird die Wahl angesichts einer Anbieterzahl von mehr als 1.000 beim Strom und mehr als 700 beim Gas jedoch allmählich zur Qual. (dpa)
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