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26.04.2009 | 20:29 | Energiepreise 

Vage Signale für niedrigere Strom- und Gaspreise

Berlin - Wann sinken endlich die Strom- und Gaspreise?

Strompreise
(c) proplanta
Und zwar spürbar? Auf diese am häufigsten gestellte Verbraucherfrage im Energiesektor reagieren die vier großen Konzerne E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall nur zögerlich. Sie haben in den letzten Jahren einen guten Schluck aus der Pulle genommen. Damit hatten sie Geld für Gewinne, Aktionäre, Firmenkäufe - und teilweise für Investitionen in Netze sowie Gas- oder Kohlekraftwerke. Der Strompreis wird nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in diesem Jahr für private Haushalte im Schnitt um gut 35 Prozent höher sein als im Jahr 1998.

Damals wurde der Strommarkt geöffnet: Zunächst gingen die Preise zurück, doch seit 2002 zogen sie ungebremst wieder an. Die schwankende Strombörse EEX in Leipzig konnte dies nicht verhindern. Dabei nahm der Staat in den letzten elf Jahren im wesentlichen nur zwei Mal negativen Einfluss auf die Preise: Im Frühjahr 1999 durch Einführung der Stromsteuer und Anfang 2007 durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Punkte auf 19 Prozent.

Nun ist etwas in Bewegung geraten, so dass die Preise scheinbar nicht mehr durch die Decke rasen. «Eine Trendwende bei den Haushaltsstrompreisen könnte es ab Anfang nächsten Jahres geben», erklärte kürzlich die Kanzler-Vertraute und jetzige Spitzenmanagerin des BDEW, Hildegard Müller. «Wenn die Großhandelspreise für Strom an der Börse weiter auf dem derzeitigen Niveau blieben, könnte dies zu niedrigeren Beschaffungspreisen für die Stromvertriebsgesellschaften und damit zu niedrigeren Strompreisen für die Haushaltskunden führen.» Das aber könne noch zu unterschiedlichen Zeitpunkten geschehen. Klartext: Es wird vorläufig nichts mit geringeren Stromkosten - es sei denn man nutzt alle Einsparmöglichkeiten im Haushalt. Nur langfristig hatte der Branchenprimus E.ON im März eine «Abwärtsbewegung bei Strom» in Aussicht gestellt.

Beim Gas war kürzlich in einer umstrittenen Studie im Auftrag der Grünen moniert worden, dass die Versorger in diesem Frühjahr die Preise für das Haushaltsgas nur sehr schwach gesenkt hätten. Den drastisch gesunkenen Ölpreisen waren sie damit - entgegen der eigentlich vorgeschriebenen Preiskoppelung der beiden Energieträger aneinander - eben nicht gefolgt.

Auf diesem Markt tut sich nach Feststellungen von EU- Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes allerdings etwas. Der Energiekonzern RWE verkauft sein deutsches Ferngasnetz im Umfang von 4.000 Streckenkilometern. Ein Konsortium von Stadtwerken hat Interesse gezeigt und Kroes meinte kürzlich, dieser Wechsel vom regionalen Teilmonopol hin zu mehr Wettbewerb werde «die deutschen Gasmärkte grundlegend verändern» - und damit über mehr Wahlmöglichkeiten für Verbraucher Preisdruck erzeugen.

RWE, der zweitgrößte deutsche Energiekonzern, speckt etwas ab. E.ON tut es auch: Statt 36 sollen jetzt nur noch 30 Milliarden bis 2011 in den Konzern investiert werden, teilte Bernotat kürzlich mit. Zehn Milliarden Euro Einnahmen erhofft er sich allein durch Beteiligungs-Verkäufe - darunter seine Stadtwerke-Holding Thüga, die nach Branchenschätzungen knapp 4 Milliarden Euro bringen könnte. Dafür interessieren sich brennend wiederum Stadtwerke, die stärker ins Stromgeschäft vordringen und den «4 Großen» (Big Four) Marktanteile abjagen wollen.

Das entscheidende Stichwort für die Preise lautet damit mehr Wettbewerb, der auch die Stromtrassen berührt. Die mehr als 700 Kommunal-Unternehmen sind im Aufbruch. Sie verspüren in der Bevölkerung - nach zügellosem Zocken an den Finanzmärkten - eine Sehnsucht nach öffentlich-rechtlicher und vor allem sicherer Energieversorgung. Den privaten Unternehmen können sie dagegen nur das Wasser reichen, wenn sie durch Kooperationen und Beteiligungen Stärke am Markt erreichen. Dazu müssten dringend Gesetze geändert werden, die den Kommunalunternehmen überregionale Märkte öffnen.

Stadtwerke wollen verstärkt Energie-Dienstleistungen. Auch eignen sie sich für die geplante zunehmend örtliche Strom-Wärme-Erzeugung. Großbetreiber von Kohlekraftwerken wollen sie dagegen bisher nicht werden. Die sind im übrigen teuer. Und Neubauten haben wegen der vielen Bürgerproteste immer weniger Chancen. Die Kommunalwirtschaft hat ehrgeizige Ziele, die im Wahlkampf eine Rolle spielen könnten. (dpa)
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