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26.08.2019 | 05:17 | Waldschutz 

12-Punkte-Plan gegen Waldsterben in Hessen

Wiesbaden - Stürme wie «Friederike» im vergangenen Jahr, zwei sehr trockene Sommer und hohe Temperaturen setzen dem hessischen Wald zu.

Waldschutz in Hessen
Hessens Wald ächzt unter der Hitze und kämpft gegen Schädlinge wie den Borkenkäfer. Nach starken Schäden durch Stürme und Dürre soll nun ein Maßnahmenpaket der Regierung helfen. (c) proplata
Viele Bäume sind geschwächt und daher wehrlos gegen Schädlinge. Mit einem Zwölf-Punkte-Plan will das Land Hessen dem hitzegebeutelten Wald jetzt und in Zukunft helfen.

«Trockenheit und Borkenkäfer haben dazu geführt, dass der Wald in einem bedrückenden Zustand ist», sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Freitag in Wiesbaden. Das Paket sieht unter anderem Maßnahmen zur Aufforstung, die Unterstützung von Waldbesitzern bei der Beseitigung von Schäden sowie den Aufbau eines klimastabilen Mischwaldes vor.

Das Land will bis 2023 insgesamt rund 170 Millionen Euro investieren, 30 Millionen Euro steuert der Bund bei. Hessen ist mit Rheinland-Pfalz das waldreichste Bundesland. 42 Prozent der Fläche sind mit Wald bedeckt.

In den kommenden Jahren werden laut Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) gut 100 Millionen Bäume zur Wiederaufforstung benötigt. Etwa 20.000 Hektar Wald seien beschädigt. Nicht nur die Fichte wurde Hinz zufolge durch den Borkenkäfer in Mitleidenschaft gezogen. «Fast alle Baumarten sind von unterschiedlichen Krankheiten betroffen», erklärte Hinz, «selbst unsere Buche, für die der hessische Wald steht.»

Die Landesregierung will private und kommunale Waldbesitzer dabei unterstützen, die Schäden aus den Stürmen und Dürren des vergangenen und dieses Jahres zu beseitigen. Ein Fonds in Höhe von je einer Million Euro für die kommenden zwei Jahre soll ihnen helfen, ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen - also etwa versperrte Wege freizuräumen oder umsturzgefährdete Bäume zu fällen.

In Zukunft brauche es Mischwälder mit an ihren Standort angepassten Baumarten, erläuterte Hinz. Für den Staatswald will das Land ein entsprechendes Programm erarbeiten. Privatbesitzer und Kommunen sollen sich anhand von «Klimarisikokarten» für entsprechende Laub- oder Mischwälder entscheiden. Die Karten sollen zeigen, welche Baumarten an welchen Standorten überleben. Nach Angaben der Umweltministerin sollen weiter vorrangig heimische Baumarten wachsen.

Allerdings müssten dann andere Höhenlagen als Standorte in Betracht kommen. Parallel dazu gebe es Versuche etwa mit südeuropäischen Arten. «Wir gehen da nicht ideologisch dran», meinte Bouffier.

Für Kommunen werden die bisher jährlich steigenden Beförsterungskosten bis 2023 ausgesetzt. Diese Kosten stellt der Landesbetrieb Hessen Forst Städten und Gemeinden in Rechnung, wenn er die Pflege des Waldes übernimmt. Durch die Streichung werden Kommunen laut Landesregierung um insgesamt sechs Millionen Euro entlastet.

Dem Naturschutzbund Hessen (Nabu) geht das Maßnahmenpaket noch nicht weg genug. Er fordert acht große Klimaschutzwälder mit einer Fläche von 9.600 Hektar auszuweisen, in denen eine natürliche Waldentwicklung zugelassen wird. Hier solle weder gepflanzt noch gepflegt oder Holz eingeschlagen werden. Sie sollten künftig als Vergleichsgebiete dienen, in denen beobachtet werden kann, welche Baumarten in Zukunft noch stabile Wälder bilden, teilte Waldexperte Mark Harthun mit. Die Erkenntnisse könnten dann auf die bewirtschafteten Wälder übertragen werden.

In Hessen sind zehn Prozent der gesamten Staatswaldfläche von 342.000 Hektar stillgelegt und als Naturwald ausgewiesen. Es gebe Hinweise darauf, dass diese artenreichen Mischwälder die Feuchtigkeit besser halten, legte Hinz dar. «Wir müssen das aber langfristig beobachten», sagte die Ministerin.
dpa/lhe
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