Das ist zwar deutlich weniger als in der Saison vor Corona, aber dennoch die dritthöchste Jagdstrecke seit Aufzeichnungsbeginn der Jagdstatistik vor rund 100 Jahren, wie der Deutsche Jagdverband (DJV) der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Im Winterhalbjahr 2020/2021 waren demnach corona-bedingt wegen Kontaktbeschränkungen und Beherbergungsverboten mehr als die Hälfte aller Drückjagden ausgefallen. Dabei treiben Menschen und meist auch Hunde die
Wildschweine auf die
Jäger zu.
In der Jagdstrecke von Anfang April 2020 bis Ende März 2021 werden insgesamt 687.581 Wildschweine ausgewiesen. Das sind insgesamt 194.650 Tiere oder rund 22 Prozent weniger als noch in der Rekordsaison 2019/2020. In den meisten Bundesländern ging die Zahl zurück. Allein in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein stiegen die Zahlen im Vergleich zur Vorsaison an.
Einen Rekord und die höchste landesweite Jagdstrecke mit 106.803 Tieren registrierte die Jägerschaft im von der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) betroffenen Mecklenburg-Vorpommern. Dahinter folgte das ebenfalls von der
Tierseuche betroffene Brandenburg mit 90.306 Wildschweinen.
Angesichts der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest besonders im Osten Deutschlands nahm der Jagdverband die Zahlen zum Anlass, um mehr Anreize für die Wildschweinjagd zu fordern. Demnach sollten Behörden bundesweit etwa die Kosten für die vorgeschriebene Trichinenuntersuchung getöteter Wildschweine übernehmen. Zudem sollte die Ausbildung von speziellen Kadaversuchhunden nach Angaben des Jagdverbandes vereinheitlicht und finanziell gefördert werden.
Die
Afrikanische Schweinepest ist eine schwere Virusinfektion, die ausschließlich Wildschweine und Hausschweine betrifft. Sie verläuft fast immer tödlich und ist unheilbar. Für den Menschen oder für andere Tierarten ist die Krankheit nicht ansteckend. Zunächst hatte sie sich in Osteuropa verbreitet.
2019 wurden kranke Wildschweine auch in Deutschland festgestellt. Schwere wirtschaftliche Schäden werden befürchtet, falls die Krankheit in Zuchtbetriebe eingeschleppt wird. Mitte Juli vergangenes Jahres wurde die Tierseuche erstmals in einem Schweinemastbetrieb in Deutschland registriert.
Aus Sicht der Jägerinnen und Jäger ist die intensive
Jagd nötig, um das Risiko einer flächigen Verbreitung der ASP beim
Schwarzwild einzudämmen. «Wenn über die Jagd die Dichte der Tiere reduziert wird, verringert sich die Chance, dass das Virus von Tier zu Tier überspringt», sagte Jagdverbandssprecher Torsten Reinwald. Bislang hat das für Tierseuchen zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (
FLI) mehr als 3.200 infizierte Wildschweine in Deutschland registriert.
Nach Angaben des Jagdverbandes profitiert die Wildschweinpopulation von sich ändernden Klimabedingungen und einem noch größer werdenden Nahrungsangebot etwa auf Maisfeldern und in Wäldern mit Eicheln und Bucheckern. Mittlerweile seien die Tiere wegen milderen Wintern auch in Regionen mit mehr als 1.000 Metern Höhe zu finden, sagte Reinwald.