Trotzdem fordert der Landesjagdverband Mecklenburg-Vorpommern, dass dem Verantwortlichen die Jagderlaubnis entzogen wird. «Die vorliegenden Erkenntnisse reichen dafür aus», sagte Verbandspräsident, Volker Böhning, der Nachrichtenagentur dpa.
Bei den Großjagden im November 2012 war 27 Prozent mehr Damwild geschossen worden als erlaubt. Jäger beklagten zudem Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, sprachen von einem «blutigen Gemetzel».
Umweltminister Till
Backhaus (
SPD) versetzte danach im März den Jagdleiter des Schutzgebietes in das Landesforstamt, wo er noch immer tätig ist. Backhaus ließ auch die Jagden neu organisieren. So wird es 2013/2014 mehrere kleinere Jagden mit maximal 50 Jägern, statt der Großjagden mit 160 Jägern geben.
«Der Teilnehmerkreis wurde gegenüber dem Vorjahr halbiert», sagte Backhaus. Die Jagd in dem 310 Quadratkilometer großen Schutzgebiet sei aber weiter unverzichtbar.
Geplant ist diesmal bis Ende Januar der Abschuss von 215 Rot- und 1099 Damhirschen, 660 Rehen und 335 Wildschweinen. Ziel ist, den natürlichen Baumaufwuchs im Wald zu gewährleisten.
Die Neubrandenburger Staatsanwaltschaft hat nach einem Bericht des «Nordkurier» (Dienstag) ihre Ermittlungen gegen den Jagdleiter beendet. Ob das Verfahren eingestellt wird oder es einen Strafbefehl geben wird, soll im Dezember entschieden sein. «Wir prüfen noch», sagte Oberstaatsanwalt Gerd Zeisler. Es sehe aber bisher so aus, als ob die Masse der Vorwürfe «eher ordnungsrechtlichen Charakter hat».
Für diese Fälle ist der Ordnungsamtsleiter beim Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, Rainer Plötz, zuständig. Seine «untere Jagdbehörde» hat sich parallel zur Polizei schon mit den Vorwürfen befasst: Ein Ordnungswidrigkeitsverfahren läuft deshalb gegen den Ex-Nationalpark-Jagdleiter. Über ein Bußgeld werde aber erst entschieden, wenn der Anwalt des Ex-Jagdleiters Stellung genommen habe.
«Und über einen Entzug des Jagdscheins können wir erst entscheiden, wenn die Staatsanwaltschaft sich festgelegt hat, ob es strafrechtliche Verstöße gegeben hat», sagte Plötz. Sollte der Staatsanwalt die Ermittlungen einstellen, wäre das vom Tisch.
Im Jahr werden im Nordosten üblicherweise fünf bis zehn Jägern die Jagderlaubnis entzogen, entweder weil ihre Zuverlässigkeit nicht mehr gegeben sei oder auch wegen Fahrens unter Alkohol. Laut Landesjagdverband gibt es im Land rund 10.000 Jäger.
Ob es nach der Aufarbeitung der umstrittenen Großjagd noch disziplinarrechtliche Konsequenzen für den Ex-Jagdleiter gibt, ist laut Ministerium auch noch unklar. «Dieses Verfahren kommt ganz zum Schluss», sagte eine Sprecherin. Als Jagdleiter zurück komme der Mitarbeiter vermutlich aber nicht. Die Stelle wurde bundesweit neu ausgeschrieben: Es gab mehr als 100 Bewerbungen. (dpa/mv)