Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
15.06.2022 | 00:55 | 1.000-Meter-Abstandsregel 

Windstreit: Ministerium legt Kompromissvorschlag auf den Tisch

Erfurt - Im Streit um Abstandsregeln für Windräder in Thüringen und die zunächst verhinderte Abstimmung über ein CDU-Gesetz mit AfD-Unterstützung im Landtag sind die Beteiligten weiter aufeinander zugegangen.

Windkraftausbau
Der Thüringer Windstreit um eine 1.000-Meter-Abstandsregelung sorgte vergangene Woche bundesweit für Wirbel. Jetzt legt das Energieministerium einen Regelungsvorschlag vor. Die 1.000 Meter sollen demnach kommen - aber nicht überall. (c) proplanta
Das Energieministerium von Anja Siegesmund (Grüne) formulierte einen konkreten Regelungsvorschlag, wonach der von der CDU geforderte Mindestabstand von Windrädern zu Wohngebäuden von 1.000 Metern fast überall in Thüringen festgeschrieben werden könnte - allerdings mit Ausnahmen. Das Papier liegt der Deutschen Presse-Agentur in Auszügen vor.

Auf einen ähnlichen Kompromiss hatten sich zuvor Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und CDU-Fraktionschef Mario Voigt verständigt. Teile der Regierungskoalition, vor allem die Grünen, fühlten sich vergangene Woche von dem Kompromiss überrumpelt.

Es gehe darum, dem Wunsch der CDU nach einer festen Abstandsmarke Rechnung zu tragen, und gleichzeitig den Kommunen, die den Ausbau vorantreiben wollen, eine «Ermöglichungsplanung» an die Hand zu geben, sagte Siegesmund nun der dpa. Sie sei zu konstruktiven Gesprächen bereit, aber: «Ich werde nicht akzeptieren, wenn es weiterhin eine Windverhinderungstaktik ist.»

Der energiepolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Gottweiss, erklärte: «Es ist gut, dass die Umweltministerin den Kompromiss von Mario Voigt und Bodo Ramelow zum 1.000-Meter-Abstand unterstützt.» Detailfragen zum Repowering und dem richtigen Umgang mit der Brandenburger Lösung müssten jetzt geklärt werden.

Voigt und Ramelow hatten sich darauf geeinigt, dass der Gesetzentwurf der CDU nach dem Vorbild einer Regelung in Brandenburg um eine Öffnungsklausel und einen Passus zum Ersatz und der Nachrüstung alter Windräder (Repowering) ergänzt werden soll. Damit bliebe die 1.000-Meter-Regelung, es gebe jedoch Ausnahmen.

Dem Papier aus dem Energieministerium zufolge sollen Ausnahmen etwa möglich sein, wenn die umliegenden Gemeinden einem geringeren Abstand zustimmen.

Außerdem soll die 1.000-Meter-Abstandsregel nicht in sogenannten Windvorranggebieten gelten. In Thüringen sind derzeit 0,4 Prozent der Landesfläche für den Ausbau von Windenergie ausgewiesen. Dieser Anteil soll auf 2,2 Prozent erhöht werden. Auch für das Repowering soll kein Mindestabstand von 1.000 Metern gelten. Das generelle Verbot von Windenergie im Wald könnte dem Vorschlag zufolge aufgehoben werden.

Gottweiss mahnte an, die Kompromisssuche jetzt auf die Novelle der Bauordnung zu konzentrieren und nicht mit weiteren Regelungsbereichen zu überfrachten. «Nur so kommen wir schnell zu einer Lösung.»

Siegesmund nannte als Voraussetzung für weitere Gespräche, dass die Ergebnisse die Verfahren rechtssicherer machen, den Ausbau der Erneuerbaren Energien beschleunigen und die Menschen stärker beteiligen. Sie verwies darauf, dass etwa beim Bergtagebau, wo gesprengt wird, nur Abstandsgrenzen von 300 Metern gelten, bei Mülldeponien seien es 500 Meter.

Sollte die CDU dem Vorschlag zu einer Aufhebung des Windkraftverbots im Wald zustimmen, wäre das aus ihrer Sicht ein «absoluter Offenbarungseid» und ein «Frontalangriff auf den Thüringer Wald», sagte hingegen die energiepolitische Sprecherin der AfD-Fraktion, Nadine Hoffmann. «Es ist unfassbar, dass die CDU erneut Verrat am ländlichen Raum übt.»

In der vergangenen Woche hatte ein Gesetzesentwurf der CDU wegen der angekündigten Unterstützung der AfD für bundesweiten Wirbel gesorgt. Darin hatte die Partei eine pauschale 1.000-Meter-Abstandsregel festschreiben wollen. Dafür sollte die Bauordnung geändert werden.

Weil der rot-rot-grünen Koalition vier Stimmen für eine eigene Mehrheit fehlen, hätten CDU, AfD und FDP das Gesetz durch den Landtag bringen können. Erst nach der Intervention von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wurde das Thema vertagt. Es soll nun in der kommenden Landtagssitzung am 13. bis 15. Juli behandelt werden.
dpa/th
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Windrad-Genehmigungen dauern in MV am längsten

 EU-Parlament billigt stärkere Förderung von klimaneutraler Technologie

 EU-Ziel für Offshore-Windenergie noch in weiter Ferne

 Anwohner neuer Windräder sollen finanziell profitieren

 Nordex startet mit deutlichem Auftragsplus ins neue Jahr

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet