Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.03.2010 | 01:21 | Meeressäuger 

NABU und WDCS kritisieren Baupraxis bei Offshore Windkraftanlagen

Berlin/München - Nach Einschätzung des NABU und der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS gefährdet die derzeitige Baupraxis bei Offshore Windkraftanlagen lärmsensible Meeressäuger wie den an deutschen Küsten heimischen und in der zentralen Ostsee stark bedrohten Schweinswal.

NABU und WDCS kritisieren Baupraxis bei Offshore Windkraftanlagen
Mit Blick auf den weiteren Ausbau der Windenergie auf dem Meer fordern die Umweltschützer die Industrie zu mehr Engagement und erheblichen Nachbesserungen beim Lärmschutz auf.  Bei der Gründung der Windräder im Meeresboden werden die Stützpfeiler in der Regel mit einem riesigen Hammer und Tausenden von Schlägen in den Meeresboden getrieben. „Der dabei entstehende Unterwasserlärm ist kaum vorstellbar.

Spitzenschallpegel von mehr als 200 Dezibel können insbesondere das empfindliche Gehör von Walen verletzen, aber auch Fische und die Lebewesen des Meeresbodens gefährden“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Um die Meeresbewohner zu schützen, fordern die Umweltverbände die intensive Erforschung schonender Gründungsverfahren, effektive Schallschutzmaßnahmen wie z. B. Blasenvorhänge sowie die zeitliche und räumliche Koordination der Arbeiten bei Beachtung der Reproduktionszeiten. 

Seit Ende 2009 liefert der erste deutsche Windpark, das Testfeld „alpha ventus“, Strom aus dem Meer. Zur Zeit beginnt der Bau für die beiden kommerziellen Windparks „Baltic 1“ und „BARD Offshore 1“. Insgesamt hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) bereits 26 Genehmigungen erteilt, für weitere 68 Windparks liegen Anträge vor. „Für Wale ist das Gehör der wichtigste Sinn, sie brauchen es zur Nahrungssuche, zur Kommunikation und zur Orientierung. Beim Bau einer Windkraftanlage kann der Schall so laut sein, dass nach einem Tag Dauerbeschallung das Gehör der Wale selbst in vielen Kilometern Entfernung geschädigt wird“, so WDCS-Meeresschutzexperte Karsten Brensing.

Das BSH veranstaltete am vergangenen Sonntag einen Workshop zum Thema in Stralsund. Mehr als 130 Vertreter von Behörden, Wissenschaft, Industrie und Naturschutzverbänden diskutierten über alternative Bauverfahren und Risikominimierung beim Ausbau der Offshore Windkraft.

NABU und WDCS forderten dabei, den notwendigen Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels nicht auf Kosten der Meeresumwelt zu führen.

„Insbesondere Genehmigungsbehörden und Industrie sind in der Pflicht, die Offshore Windkraft zu einer wirklich ‚grünen Technologie‘ zu machen“, so die Verbände. (nabu)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Zahl der Windrad-Genehmigungen in MV im Jahr 2023 gestiegen

 Windrad-Genehmigungen dauern in MV am längsten

 EU-Parlament billigt stärkere Förderung von klimaneutraler Technologie

 EU-Ziel für Offshore-Windenergie noch in weiter Ferne

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

  Kommentierte Artikel

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa