bioSicherheit: Kommen wir zu einem konkreten Beispiel, der Trockentoleranz. Wie sollte man dieses Ziel züchterisch angehen?
Bernd Müller-Röber: Trockentoleranz ist ein komplexes Phänomen. Eine Pflanze hat ja unterschiedliche Wachstumsphasen, und die sind unterschiedlich anfällig für Trockenheit. Das muss man erstmal genauer verstehen, und dann muss man versuchen, die Gene zu identifizieren, die dabei eine Rolle spielen. Dazu wird man neue Technologien, wie zum Beispiel ultraschnelle Sequenzierung, nutzen.
Um dann einen Kausalzusammenhang zwischen der Anwesenheit eines Gens oder einer Genvariante und einer veränderten Trockentoleranz nachzuweisen, muss man funktionelle Studien machen, das heißt, man muss sehr viele transgene Pflanzen herstellen oder sehr viele Kreuzungen machen und die entsprechenden Pflanzen sowohl physiologisch als auch hinsichtlich der molekularen und biochemischen Veränderungen charakterisieren.
Gene oder Genvarianten, die für eine verbesserte Trockentoleranz sorgen, kann man dann entweder über markergestützte Selektion oder auch mit Hilfe der
Gentechnik in Nutzpflanzen einbringen. Nun ist Trockentoleranz, wie ich schon sagte, ein komplexes Phänomen; ob da die Veränderung eines einzigen Gens ausreichend ist, mag man fast bezweifeln. Wahrscheinlich muss man multiple Veränderungen durchführen und sich auch genau anschauen, wie die Gene reguliert sind und wann man sie in der Pflanze aktivieren und inaktivieren sollte.