Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
12.02.2011 | 11:38 | Gentechnisch veränderte Bäume 
Diskutiere mit... 
   1   2

Matthias Fladung: In der Diskussion um gentechnisch veränderte Bäume sollten die Vorteile auch berücksichtigt werden

Aachen - Gentechnisch veränderte (gv-)Bäume werden seit 1986 entwickelt. Mehr als 700 Versuchsfreisetzungen fanden bisher statt. Doch wie sicher sind transgene Bäume, welche Erfahrungen liegen bisher vor?

Dr. Matthias Fladung
Dr. Matthias Fladung (c) bioSicherheit.de
Biosicherheit sprach darüber mit Matthias Fladung vom Johann-Heinrich von Thünen-Institut (vTI). Dr. Matthias Fladung ist Leiter des Forschungsbereiches Genomforschung und Stellvertretender Institutsleiter am Institut für Forstgenetik des Johann-Heinrich von Thünen-Institutes (vTI). Im Rahmen eines BMBF-Projektes überprüft er neue Methoden zur Verhinderung der Ausbreitung von gentechnisch veränderten Bäumen.


Zwei gv-Bäume werden bisher kommerziell angebaut:

Insektenresistente Pappeln in China. In China werden seit 15 Jahren auf mittlerweile einer Fläche von ca. 500 Hektar 1,4 Millionen Bt-Pappeln angebaut. Die gentechnisch veränderten Bäume sollen ein „grünes Schild“ gegen die sich ausdehnenden Wüsten bilden und enthalten als Schutz vor Schadinsekten ein Bt-Toxin. Großflächige Abholzungen haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass Wüsten bis kurz vor die Hauptstadt Peking vorgerückt sind.

Virusresistente Papaya-Bäume auf Hawaii. Die Verbreitung einer Viruserkrankung (Papaya Ringspot-Virus) auf Hawaii seit 1992 führte zu einem Einbruch der Papayaproduktion um mehr als 50 %. Mit der Einführung der virusresistenten gv-Papaya erholte sich die Produktion deutlich.

Die bisher entwickelten gentechnisch veränderten Bäume haben neue Eigenschaften wie Kältetoleranz, Insektenresistenz, Virusresistenz oder veränderte Holzeigenschaften, etwa einen reduzierten Ligningehalt. Die gv-Bäume sollen die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen und Biotreibstoffen effizienter und umweltverträglicher machen. Doch verstärkt regt sich auch Widerstand gegen die Freisetzung von gv-Bäumen. Bei den UN-Konferenzen zur Biologischen Sicherheit (COP MOP) wurden Forderungen nach höheren regulatorischen Hürden für Freisetzungen laut. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bezeichnete die langfristigen Folgen des Anbaus von gentechnisch veränderten Bäumen als unabsehbar für Natur und Umwelt und verweist auf eine im Dezember 2010 erschienene Studie des Vereins Testbiotech.


bioSicherheit: Gentechnik-Kritiker bezeichnen die Freisetzung transgener Bäume als unkalkulierbares ökologisches Risiko. Welche negativen ökologischen Auswirkungen hat man bei transgenen Bäumen bisher wissenschaftlich nachweisen können?

Matthias Fladung: Gentechnisch veränderte Bäume werden bereits seit mehr als zwanzig Jahren im Freiland getestet. Wissenschaftlich konnten bisher keine konkreten Umweltgefahren durch gv-Bäume belegt werden. Es gibt keine Anhaltspunkte, dass durch gv-Bäume die Artenvielfalt oder die menschliche Gesundheit negativ beeinflusst werden. Es gibt bislang auch keine Hinweise auf einen horizontalen Gentransfer der übertragenen Gene auf Bodenpilze. Die neuen Gene in den Bäumen waren in allen Untersuchungen stabil und unerwartete Effekte durch die gentechnische Modifikation bei den Bäumen nicht feststellbar. Das ist das Ergebnis unserer Auswertung der weltweit öffentlich zugänglichen Studien zu diesem Thema, das wir im letzten Jahr im Fachmagazin Nature Biotechnology veröffentlicht haben. Selbst kritische Studien wie die im Dezember letzten Jahres veröffentlichte Studie vom Verein Testbiotech kommen zu dem Schluss, dass es keinen wissenschaftlichen Nachweis negativer Auswirkungen gibt. Die dort beschriebenen Risiken sind durchweg postuliert und ohne wissenschaftliche Belege.
zurück
Seite:123
weiter
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Alfred schrieb am 15.02.2011 00:04 Uhrzustimmen(68) widersprechen(85)
Im Bericht heißt es, Dr. Matthias Fladung prüfe im Rahmen eines BMBF-Projektes neue Methoden zur Verhinderung der Ausbreitung von gentechnisch veränderten Bäumen. Ferner sei er der Meinung, in der Diskussion um gentechnisch veränderte Bäume sollten die Vorteile auch berücksichtigt werden. Leider nennt er aus seinem Forschungsbereich keinerlei Vorteile dazu. Aber, wenn Vorteile auch berücksichtigt werden sollten, was gibt dann wohl neben auch?
  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Saatgutverordnung: Pflanzenzuchtverband kritisiert Ausschuss-Vorschläge

  Kommentierte Artikel

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger