Biosicherheit sprach darüber mit Matthias Fladung vom Johann-Heinrich von Thünen-Institut (vTI). Dr. Matthias Fladung ist Leiter des Forschungsbereiches Genomforschung und Stellvertretender Institutsleiter am Institut für Forstgenetik des Johann-Heinrich von Thünen-Institutes (vTI). Im Rahmen eines BMBF-Projektes überprüft er neue Methoden zur Verhinderung der Ausbreitung von gentechnisch veränderten Bäumen.
Zwei gv-Bäume werden bisher kommerziell angebaut:
Insektenresistente Pappeln in China. In China werden seit 15 Jahren auf mittlerweile einer Fläche von ca. 500 Hektar 1,4 Millionen Bt-Pappeln angebaut. Die gentechnisch veränderten Bäume sollen ein „grünes Schild“ gegen die sich ausdehnenden Wüsten bilden und enthalten als Schutz vor Schadinsekten ein Bt-Toxin. Großflächige Abholzungen haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass Wüsten bis kurz vor die Hauptstadt Peking vorgerückt sind.
Virusresistente Papaya-Bäume auf Hawaii. Die Verbreitung einer Viruserkrankung (Papaya Ringspot-Virus) auf Hawaii seit 1992 führte zu einem Einbruch der Papayaproduktion um mehr als 50 %. Mit der Einführung der virusresistenten gv-Papaya erholte sich die Produktion deutlich.
Die bisher entwickelten gentechnisch veränderten Bäume haben neue Eigenschaften wie Kältetoleranz, Insektenresistenz, Virusresistenz oder veränderte Holzeigenschaften, etwa einen reduzierten Ligningehalt. Die gv-Bäume sollen die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen und Biotreibstoffen effizienter und umweltverträglicher machen. Doch verstärkt regt sich auch Widerstand gegen die Freisetzung von gv-Bäumen. Bei den UN-Konferenzen zur Biologischen Sicherheit (COP MOP) wurden Forderungen nach höheren regulatorischen Hürden für Freisetzungen laut. Der Naturschutzbund Deutschland (
NABU) bezeichnete die langfristigen Folgen des Anbaus von gentechnisch veränderten Bäumen als unabsehbar für Natur und Umwelt und verweist auf eine im Dezember 2010 erschienene Studie des Vereins Testbiotech.
bioSicherheit: Gentechnik-Kritiker bezeichnen die Freisetzung transgener Bäume als unkalkulierbares ökologisches Risiko. Welche negativen ökologischen Auswirkungen hat man bei transgenen Bäumen bisher wissenschaftlich nachweisen können?
Matthias Fladung: Gentechnisch veränderte Bäume werden bereits seit mehr als zwanzig Jahren im Freiland getestet. Wissenschaftlich konnten bisher keine konkreten Umweltgefahren durch gv-Bäume belegt werden. Es gibt keine Anhaltspunkte, dass durch gv-Bäume die
Artenvielfalt oder die menschliche Gesundheit negativ beeinflusst werden. Es gibt bislang auch keine Hinweise auf einen horizontalen Gentransfer der übertragenen Gene auf Bodenpilze. Die neuen Gene in den Bäumen waren in allen Untersuchungen stabil und unerwartete Effekte durch die gentechnische Modifikation bei den Bäumen nicht feststellbar. Das ist das Ergebnis unserer Auswertung der weltweit öffentlich zugänglichen Studien zu diesem Thema, das wir im letzten Jahr im Fachmagazin Nature Biotechnology veröffentlicht haben. Selbst kritische Studien wie die im Dezember letzten Jahres veröffentlichte Studie vom Verein Testbiotech kommen zu dem Schluss, dass es keinen wissenschaftlichen Nachweis negativer Auswirkungen gibt. Die dort beschriebenen Risiken sind durchweg postuliert und ohne wissenschaftliche Belege.