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16.05.2020 | 03:53 | Sars-CoV-2 

Auch andere Organe von Coronavirus betroffen

Hamburg - Das neuartige Coronavirus befällt laut einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) neben der Lunge auch zahlreiche andere Organe.

Virenforschung
Erst vor wenigen Monaten nachgewiesen, beschäftigt das neuartige Coronavirus weltweit die Wissenschaftler. Immer neue Erkenntnisse bringt die Forschung - auch am Hamburger UKE. (c) dgrilla - fotolia.com
«Sars-CoV-2, das neuartige Coronavirus, ist nicht nur ein Lungenvirus, sondern ein Multiorganvirus», sagte der Leiter der Studie, Tobias Huber, am Donnerstag in Hamburg. Das hätten Untersuchungen von 27 an Covid-19 gestorbenen Patienten gezeigt.

In einer weiteren Studie werden am UKE Häufigkeit und Schwere von Infektionen bei Kindern untersucht. Daten von rund 6.000 gesunden und chronisch kranken Kindern und Jugendlichen mit und ohne Covid-19-Symptomen sollen einbezogen werden.

Das bei Erkrankten nach der Lunge am zweithäufigsten betroffene Organ seien die Nieren, «nicht selten bis hin zum totalen Organausfall», sagte Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik am UKE. Außerdem habe man den Erreger in Herz, Leber, Gehirn und Blut der Patienten nachweisen können. Die höchsten Konzentrationen hätten sich aber in den Zellen der Atemwege gefunden.

Der Befall der Organe sei vermutlich die Ursache dafür, dass Covid-19-Erkrankte häufig Auffälligkeiten im Urin aufwiesen, sagte Huber. «Zudem könnte dies die extrem hohe Rate von bis zu 50 Prozent an akuten Nierenversagen bei Covid-19-Patienten erklären.»

Der mögliche Befall weiterer Organe müsse bei der Behandlung von Corona-Patienten berücksichtigt werden. «Wir müssen alle Symptome im Blick haben, nicht nur die Luftknappheit», sagte Huber. In weiteren Studien solle auch geklärt werden, inwieweit Urinveränderungen als Frühwarnsystem für schwere Covid-19-Verläufe dienen könnten.

Wie häufig sich Kinder und Jugendliche infizieren und wie anfällig sie für einen schweren Verlauf der Infektion sind, soll die neue Studie C19.CHILD Hamburg zeigen, an der sich neben dem Kinder-UKE auch alle anderen Hamburger Kinderkliniken beteiligen.

Zugleich solle erforscht werden, «wie groß das Risiko einer Verbreitung des neuartigen Coronavirus durch asymptomatische Kinder ist und ob chronisch kranke Kinder ein größeres Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Infektion haben als gesunde Kinder», sagte die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des UKE, Ania C. Muntau.

Die in der Öffentlichkeit häufig mit großer Sicherheit vertretene Meinung, dass Kinder nicht oder nicht schwer an Covid-19 erkranken, habe sie verwundert, sagte Muntau, «weil wir einfach keine Evidenz dazu haben». Es sei bisher gar nicht umfassend untersucht worden. «Insofern ist das eine absolut offene Frage, ob Kinder und wie häufig und wie schwer sie erkranken.»

Kinder seien auch nur sehr restriktiv getestet worden. «Und möglicherweise haben wir dort eine sehr hohe Dunkelziffer und haben einen sehr hohen prozentualen Anteil von positiven Kindern ohne Symptome, die für das Geschehen in der Bevölkerung, die Ausbreitung der Pandemie, eine ganz wichtige Rolle spielen.» Für Hamburg könne sie jedenfalls sagen: «Wir haben keine schwer erkrankten Fälle gesehen. Und ich glaube, die wären uns aufgefallen.»

In einer ersten Phase der nur durch Spenden finanzierten Studie sollen zunächst über einen Zeitraum von sechs Wochen Daten zur Häufigkeit von Covid-19-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen erhoben werden. Dabei sollen die Daten von gesunden Kindern und Jugendlichen mit Daten von Risikogruppen verglichen werden. Hierzu gehörten chronisch kranke Kinder mit Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen oder etwa Stoffwechselstörungen sowie Kinder nach Stammzell- oder Organtransplantationen.

Positiv getestete Kinder würden danach über einen Zeitraum von sechs Monaten eingehend nachuntersucht und medizinisch begleitet. Hierbei würden insbesondere die immunologischen und biochemischen Folgen der Interaktion des Virus mit dem kindlichen Immunsystem erforscht sowie Risikogruppen unter chronisch kranken Kindern identifiziert, sagte Muntau. «Das ist das Besondere, dass die Forschung unmittelbar in die Versorgung eingeht.»
dpa/lno
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