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05.03.2014 | 09:38 | Bio-Produktion 

Biobewirtschaftung lohnt sich auch langfristig

Zürich - Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe prüfen, ob sich die Umstellung von konventioneller auf biologische Produktion lohnt. Dabei sind Ertrags- und Um-weltleistungen zentral.

Unkrautprobleme im Bio-Anbau
(c) proplanta
Agroscope hat auf 34 Betrieben die Auswirkungen langjähriger biologischer Bewirtschaftung untersucht.

Mit den richtigen Massnahmen waren auch lange nach der Umstellung die Bodennährstoffgehalte weiterhin hoch und die Biodiversität teilweise sogar erhöht. Der Unkrautdruck nahm nach einer anfänglichen Erhöhung bei der Umstellung in den Folgejahren nicht weiter zu, und die Erträge der Ackerparzellen nahmen mit der Dauer der Biobewirtschaftung nicht weiter ab.

Der Ertrag ist einer der Schlüsselfaktoren für die landwirtschaftliche Produktion und ist meistens die wichtigste Entscheidungsgrösse für Betriebsleitende. „Diverse Studien zeigen, dass im biologischen Landbau insgesamt geringere Erträge erzielt werden. Bis anhin war aber unklar, ob die Erträge mit langjähriger Biobewirtschaftung weiter abnehmen", erklärt Raphael Wittwer, Mitarbeiter der Forschungsgruppe Pflanzen-Boden-Interaktionen von Agroscope am Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH.

In der Studie von Agroscope wurden mit zunehmender Dauer der biologischen Bewirtschaftung stabile Silomais- und Winterweizenerträge festgestellt. Auf Bio-Parzellen wurden dabei um ein Fünftel kleinere Winterweizen- Erträge erzielt, als auf konventionell bewirtschafteten Ackerflächen. Die Silomais- Erträge dagegen waren in etwa gleich hoch wie die konventionell produzierten.

Unkrautdruck über längere Zeit stabil



Laufend werden neue und geeignete Unkrautregulierungsmassnahmen im Bioackerbau entwickelt. Dennoch bleiben Unkräuter eines der grössten Probleme, die eine Umstellung von konventioneller auf biologische Landwirtschaft behindern: Wird auf biologische Bewirtschaftung umgestellt, nimmt der Unkrautdruck bereits kurze Zeit nach der Umstellung zu. Dieser verstärkt sich aber nicht in jedem Fall mit der Dauer der biologischen Bewirtschaftung: Tatsächlich haben „ältere" Biobetriebe im Ackerbau oft nicht mehr Unkrautprobleme als kürzlich umgestellte oder „jüngere" Biobetriebe.

Es gibt Bio-Betriebe, die seit über 15 Jahren biologisch bewirtschaftet werden und die den Unkrautdruck auch langfristig gut unter Kontrolle halten. Wichtig dafür sind einerseits geeignete Standortvoraussetzungen. Dazu gehören etwa Bodenart, Niederschlagsintensität und Unkrautsamenpotenzial. Zentral ist anderseits eine angepasste Unkraut-Management-Strategie. Diese umfasst verschiedene vorbeugende Massnahmen wie eine diverse Fruchtfolge, das Vermeiden von zu frühen Aussaatterminen bei Wintergetreide, das Verhindern des Verschleppens von Unkrautsamen mit Maschinen oder mehrfaches Striegeln und Hacken.

Bodenfruchtbarkeit erhalten



Um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, ist es wichtig, die Nährstoffversorgung langfristig sicherzustellen und humusreiche Böden zu bewahren. Ob im Biolandbau die Nährstoffverfügbarkeit in den Böden im Laufe der Zeit abnimmt, ist in Fachkreisen umstritten. Auf den untersuchten Bio-Betrieben, die alle über eigene Hofdünger verfügen, konnte keine Unterversorgung für die Nährstoffe Phosphor, Kalium und Magnesium festgestellt werden.

Auch die auf den untersuchten Parzellen gefundenen Mengen an mikrobieller Biomasse - ein guter Indikator, um Veränderungen in der Bodenfruchtbarkeit anzuzeigen - schneiden im schweizerischen Vergleich gut ab. Die meisten Parzellen wiesen normale bis hohe Werte aus. Zwischen den Betriebsgruppen konnten aber keine bedeutenden Unterschiede festgestellt werden, und ein Trend zur Veränderung der mikrobiellen Biomasse mit zunehmender Dauer der biologischen Bewirtschaftung war nicht erkennbar.

Die Untersuchungen der Pflanzenwurzeln zeigten, dass alle Parzellen mit nützlichen arbuskulären Mykorrhizapilzen (AM-Pilzen) besiedelt waren. Diese Bodenpilze gehen eine Symbiose mit den Wurzeln der meisten Kulturpflanzen ein. Dabei übernehmen Pilzfäden teilweise die Funktion von Wurzelhaaren und unterstützen die Pflanze vor allem bei der Nährstoffaufnahme: hauptsächlich von Phosphor, aber auch von Stickstoff, Kalium und Zink. Beim Winterweizen konnte der positive Einfluss der biologischen Bewirtschaftung beobachtet werden: Auf den biologisch bewirtschafteten Parzellen waren die Getreidewurzeln signifikant stärker von Mykorrhiza-Pilzen besiedelt als auf den gemäss ÖLN-Richtlinien bewirtschafteten Parzellen.

Höhere Biodiversität



Literaturübersichten zeigen, dass die biologische Bewirtschaftung generell einen positiven Einfluss auf die Biodiversität hat. Dies bestätigte sich in dieser Studie für die Anzahl Arten der Ackerbegleitflora. Auf den biologisch bewirtschafteten Parzellen kamen über beide Untersuchungsjahre im Durchschnitt dreimal so viel Arten vor wie auf den ÖLN-Parzellen.

Die Ackerbegleitflora bildet die Nahrungsgrundlage für diverse Insekten. Darunter können sich auch zahlreiche Nützlinge, wie beispielsweise Spinnen, befinden. Spinnen sind Räuber von Schädlingen der Kulturen. Ihre Anzahl und Vielfalt hängt vor allem von der Habitatstruktur ab. Die Bodenbedeckung und Artenzahl durch die Ackerbegleitflora hatte insgesamt eine signifikante und positive Wirkung auf die Spinnen-Individuenzahl über alle Betriebsgruppen.

Die biologische Bewirtschaftung unterscheidet sich von der ÖLN-Bewirtschaftung am markantesten durch ein höheres Aufkommen von Beikräutern, eine höhere Artenzahl sowie durch die Förderung von nützlichen Bodenpilzen, was zu einer höheren Biodiversität führt. (PD)
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