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07.07.2011 | 22:35 | Energiepolitik  

Deutsche Hochschulen für Energiewende gewappnet

Berlin - An diesem Freitag besiegelt der Bundesrat die Energiewende. Der Abschied von der Atomkraft verschiebt auch den Bedarf an Fachkräften im Energiesektor. Die Unis sind längst dafür gerüstet - und angehende Nukleartechniker hoffen auf Jobs im Ausland.

Windenergie
Der Ausstieg aus der Atomkraft schlägt auch auf den Arbeitsmarkt durch. Der Bedarf an Solar- und Windkraftechnikern wird in Zukunft stark wachsen. Für die deutschen Universitäten und Fachhochschulen jedoch kommt der Kurswechsel in der Energiepolitik nicht überraschend. Sie haben sich längst auf die Energiewende eingestellt.

«Die Hochschullandschaft hat sich bundesweit für die Erneuerbaren Energien geöffnet. Es gibt keine Region, die in dem Bereich gar nichts zu bieten hat», sagt Theo Bühler, Geschäftsführer des Bonner Wissenschaftsladens. Nach Angaben des Vereins hat sich die Zahl der grünen Energie-Studiengänge in den vergangenen Jahren verdoppelt. Im Wintersemester 2007/2008 seien es 144 gewesen, Ende 2010 bereits 300.

Darunter sind viele Studienrichtungen, die sich übergreifend mit dem Thema Zukunftsenergien beschäftigen. Der Trend gehe jedoch in Richtung Spezialisierung, so Bühler. «Am Anfang gab es noch keine spezialisierten Studiengänge für Windenergie, Solarthermie, Geothermie - das nimmt zu.»

Einer dieser Studiengänge ist die Windenergietechnik. Seit dem Wintersemester 2008/2009 wird der Master an der Hochschule Bremerhaven angeboten, auch im Bachelor können die Studenten eine Vertiefung in dem Bereich wählen. Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen - «diese Disziplinen kommen hier zusammen», erklärt Jörn Böcker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl. Das Interesse am Wind-Bachelor habe stetig zugenommen - so stark, dass die Zahl der Studienplätze vor kurzem begrenzt werden musste.

Des einen Freud, des anderen Leid? Energiewende heißt schließlich nicht nur: mehr Erneuerbare. Sondern auch: keine Atomkraft mehr. Was passiert in Zukunft mit den Studiengängen, die auf Bau, Betrieb und Sicherheit der Meiler ausgerichtet sind? Werden sie hierzulande genauso auslaufen wie die Atomkraftwerke?

«Ich denke, die Studierendenzahlen werden sich deutlich verringern», sagt Professor Hans-Josef Allelein vom Lehrstuhl für Reaktorsicherheit und -technik an der Universität Aachen. Gute Perspektiven für Absolventen sieht er entweder im Ausland - oder im Rückbau der Meiler. «Ich habe allen empfohlen, jetzt intensiv Französisch zu lernen. Belgien, Frankreich und selbst in der Schweiz - da ist sicherlich Bedarf für deutsche Kernkrafttechniker.»

An der Uni Aachen wird der Master «Nuclear Safety Engineering» angeboten. Im Diplom-Studiengang Maschinenbau kann die Vertiefung Reaktorsicherheit und -technik gewählt werden. Alexander Hundhausen sich vor zweieinhalb Jahren dazu entschieden - und bereut den Schritt nicht. «Ich gehe davon aus, dass es in Deutschland in den nächsten 20 bis 30 Jahren auch noch Jobs im Bereich der Kerntechnik geben wird», sagt der 25-Jährige. Er stehe mit seinem Optimismus nicht alleine da: «Bisher ist mir kein Kommilitone bekannt, der sagt: Oh, ich hab jetzt was Falsches studiert.»

Auch Professor Thomas Schulenberg vom Institut für Kern- und Energietechnik am Karlsruher Institut für Technologie nimmt den Kurswechsel in der Energiepolitik gelassen. «Es ist nicht so, dass dadurch, dass wir hier in Deutschland beschließen, kein Kernkraftwerk mehr zu haben, der Markt zusammenbricht», sagt der Experte. «Die einzige Schwierigkeit, die wir öfter mal haben, ist den Studenten zu erklären, dass diese politische Entscheidung mit der wirtschaftlichen Lage in Deutschland nichts zu tun hat.»

Was auf lange Sicht mit den Kerntechnik-Studiengängen hierzulande passiert, bleibt dennoch ungewiss. Werden sie das Ende der deutschen Atom-Ära überdauern? «Wenn die Nachfrage eines Tages nicht mehr da sein sollte, machen wir was anderes», sagt Schulenberg. «Ich bin da flexibel. Ich kann auch andere Vorlesungen geben.»

Sein Aachener Kollege Allelein sieht das ähnlich: «Ich habe für mich entschieden: Wir machen jetzt inhaltlich und von der sonstigen Ausrichtung zumindest ein Jahr weiter und werden im Sommer 2012 sehen, wie die Nachfrage aussieht», erläutert der Physiker. «Aber es wird nicht besser - da hab ich gar keine Illusionen.» (dpa)
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