Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
05.07.2008 | 08:59 | Schweiz 

Gemischter Weidegang als Möglichkeit für Bergbetriebe

Nyon - Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW wird demnächst im Waadtländer Jura und im Wallis je einen gemischten Weideversuch durchführen. Diese in der Schweiz noch wenig verbreitete Praxis besteht im gemeinsamen Weidegang von Tieren verschiedener Gattungen.

Weidegang
(c) proplanta
Der gemischte Weidegang fördert die Gesundheit und die Leistungen der Tiere sowie die botanische Zusammensetzung des Grases und seiner Dichte. In den nordeuropäischen Ländern, insbesondere den angelsächsischen, erfreut sich der gemischte Weidegang grosser Beliebtheit. In der Schweiz hingegen ist diese Praxis mit Ausnahme der Jura-Weiden, wo Pferde und Rinder die Flächen nach alter Tradition gemeinsam beweiden, nur wenig bekannt.

Das Hauptinteresse des gemischten Weidegangs liegt in der Senkung des Befalls durch Magen-Darm-Parasiten. Diese stellen nämlich insbesondere bei Kleinwiederkäuern ein grosses gesundheitliches aber auch wirtschaftliches Problem dar. Die mit dem gemischten Weidegang beobachteten Verbesserungen erklären sich durch die relativ grosse Spezifität der meisten Parasiten für ihre Wirte; so sind beispielsweise Schafe auf andere Fadenwürmer anfällig als Rinder. Dies führt zu einem Verdünnungseffekt, indem die Schafe die Parasiten für die Rinder "säubern" und umgekehrt. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sich der Rückgang des Parasitenbefalls günstig auf die Tierleistungen auswirkt. Die Tiere nehmen allgemein stärker an Gewicht zu, was insbesondere bei den Schafen der Fall ist, die anfälliger auf Parasiten sind als Rinder.

Der gemischte Weidegang hat auch zahlreiche phytotechnische Vorteile: Die Abweidung ist homogener, die Ergänzung der Tiergattungen bei der Pflanzenauswahl verbessert die botanische Zusammensetzung, die Verluste auf den Weiden (nicht verzehrte Pflanzen) sind geringer.

Der gemischte Weidegang hat aber auch einige Nachteile. Er erfordert beim Anbringen der Zäune (4 Drähte statt deren 2) mehr Arbeit. Zudem können möglicherweise Krankheiten (insbesondere das bösartige Katarrhalfieber) übertragen werden. Diese Praxis leidet zudem manchmal an der Geringschätzung und an den Vorurteilen der Grossviehhalter gegenüber den Kleinwiederkäuern.


ACW-Versuche im Waadtländer Jura und im Wallis

ACW wird in den Jahren 2008 bis 2011 in Zusammenarbeit mit Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP) und dem Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer (BGK) zwei gemischte Weideversuche durchführen. Der erste Versuch wird im Waadtländer Jura, am Standort La Frêtaz, stattfinden, und der extensiven Rind- und Schaffleischproduktion gewidmet sein. Dabei soll beurteilt werden, ob ein gemischter Weidegang zwischen Schafen und Rindern im mittleren Berggebiet machbar ist. Die untersuchten Aspekte betreffen die Grasproduktion und -qualität, den Gesundheitszustand der Tiere (Kontrolle der Parasiten und verminderter Einsatz wurmlähmender Medikamente) und ihre Leistungen (Zunahmen).

Der zweite Versuch wird auf dem Sömmerungsbetrieb auf der Alp Larzey, in der Nähe von Sembrancher (VS), durchgeführt. ACW möchte abklären, ob das Gebiet mit einer gemischten Rinder- und Ziegenherde unterhalten werden kann. Die Beobachtungen richten sich hauptsächlich auf die Beziehung Pflanze-Tier im Zusammenhang mit der Verbuschung und Vergandung.  

Die Weiterführung der Weidetätigkeit im Berggebiet muss durch die Entwicklung neuer Betriebsarten gefördert werden. Der gemischte Weidegang geht voll in die aktuelle Richtung einer nachhaltigen und multifunktionalen Landwirtschaft. Ausserdem vermittelt die Weide ein höchst positives Image, sei dies bezüglich der sich daraus ergebenden Produktionen oder ihrer Rolle zum Erhalt der Pflanzenvielfalt. Die vorgesehenen Versuche werden auch diesen nichtmonetären Aspekten Rechnung tragen. Die ersten Ergebnisse werden für 2009 erwartet. (ACW)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet