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14.03.2010 | 13:07 | Pflanzenbiotechnologie. 

In-vitro-Kultur erweckt alte Schweizer Kartoffelsorten zum Leben

Nyon - 17 alte Kartoffelsorten konnten 2009 wieder auf den Schweizer Markt gebracht werden. Sie wurden wegen der Anfälligkeit für verschiedene Krankheitserreger nicht mehr angebaut.

In-vitro-Kultur
(c) Shawn Hempel - fotolia.com

Nun haben Fachleute der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW diese alten Sorten saniert und vermehrt - mittels In-vitro-Kultur, denn ACW ist eine Pionierin im Bereich Pflanzenbiotechnologie.

Im UNO-Jahr der Biodiversität hat die Kartoffel den Mais entthront und belegt jetzt neu Rang 3 der weltweit wichtigsten Grundnahrungsmittel, hinter Weizen und Reis. Ihre Sortenvielfalt ist aber stark gefährdet. Ein Blick in die Gemüse-Auslage der Schweizer Supermärkte reicht aus, um festzustellen, dass den Konsumentinnen und Konsumenten bloß vier oder fünf Sorten angeboten werden. Tatsächlich existieren aber Tausende von Kartoffelsorten.

Sanierung, Vermehrung, Konservierung



Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW arbeitet am Erhalt der genetischen Ressourcen der Kartoffel. Dies beinhaltet die Sanierung alter, kranker Sorten, sowie deren Vermehrung und Konservierung. Seit Beginn der Arbeiten vor zwölf Jahren vermochten Biotechnologie-Experten von ACW mehrere hundert Kartoffelsorten zu «retten», deren Anbau aufgrund von stark virusverseuchten Knollen aufgegeben worden war. 2009 wurden 17 alte Sorten als Nischenprodukt wieder im Markt eingeführt, mit Namen wie Benedetta, Christa, Saskia, Franceline, Jakobi, Weltwunder usw. Dieses Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara, einer Stiftung, die die Sorten an die Produzenten ausgibt, mit dem Ziel eines großräumigen Anbaus.

Die Trümpfe der In-vitro-Kultur



Für diese Sanierungs- und Erhaltungsarbeit greift ACW auf die In-vitro-Kultur zurück. Dabei werden kleine Pflanzenstückchen als Ausgangsmaterial verwendet (Blattteile, Sprossspitzen, Knospen usw.) und auf verschiedenen Nährböden kultiviert. Durch die Nutzung dieser Pflanzenfragmente kann der Reproduktionszyklus der Kartoffel verkürzt und dessen Frequenz erhöht werden. Auf diese Weise können in relativ kurzer Zeit (einige Monate) Tausende von Pflanzen produziert werden. Die In-vitro-Kultur hat folgende Vorteile:

  • schnelle Vermehrung
  • neue Pflanzen sind identisch mit der alten Sorte
  • garantiert guter Gesundheitszustand

Die Vermehrung von gesundem Pflanzmaterial kann zudem ganzjährig erfolgen, unabhängig von Wetterlaunen und Viruskontaminationen. Die herkömmliche Vermehrung von Kartoffeln wird nämlich häufig durch Bakterien-, Virus- und Pilzbefall beeinträchtigt. Pilze und Bakterien lassen sich bekämpfen, doch gegen Viren existiert noch keine praxistaugliche Methode. Die einzige Möglichkeit ist, abgesehen von der Züchtung resistenter Sorten, viruskranke Pflanzen mittels Meristemkultur zu regenerieren (Meristeme sind Gewebe am Ende der Sprossspitzen) oder diese Methode mit einer Wärmebehandlung (Thermotherapie) zu kombinieren.

Konservierung von Genotypen



Die Pflanzenbiotechnologie ermöglicht es den ACW-Forschenden darüber hinaus, die Kartoffeln vor Verlust aufgrund von Krankheiten zu schützen. Durch Verkleinerung der Vermehrungseinheiten auf die Größe von Mikropflanzen, Mikroknollen, Achselknospen, Apexen oder Meristemen ist es möglich, auf einer kleinen Fläche eine Vielzahl von Sorten zu konservieren. Als so genanntes künstliches Saatgut (Einkapselungstechnik) könnten beispielsweise tausend Kartoffelexemplare pro Quadratmeter konserviert werden. (ACW)

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