An diesem Erfolg, der neue Wege in der
Pflanzenzüchtung eröffnen soll, war auch ein Team um Prof. Wilfried Schwab der TUM beteiligt.
Die Walderdbeere, Fragaria vesca, ist eine Modellpflanze für die besser bekannte Kulturerdbeere. Die beiden Arten sind sich genetisch ähnlich, doch die Walderdbeere hat ein wesentlich kleineres Genom und ist daher einfacher zu handhaben – und auch zu sequenzieren, was nun in Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus elf Ländern gelungen ist.
Das
Erbgut der Walderdbeere wurde zunächst in sehr kurze Fragmente geteilt. Diese wurden separat vervielfältigt und sequenziert. Die Sequenzinformationen wurden anschließend am Computer wieder zum ganzen Genom zusammengesetzt. Darin suchten die Forscher nach Gensequenzen, die bestimmten Pflanzenproteinen und -eigenschaften zugrunde liegen.
Als einzige deutsche Gruppe unterstützte das Team von Prof. Wilfried Schwab vom Fachgebiet Biotechnologie der Naturstoffe der Technischen Universität München das Projekt. Die Forscher beschäftigen sich schon lange mit den Genen der Kulturerdbeere und ihren Funktionen. Sie verglichen die Gensequenzen von Wald- und Kulturerdbeere – beide Arten haben einen gemeinsamen Pflanzenvorfahren und daher zahlreiche übereinstimmende Gene. Sind sich diese sehr ähnlich, haben sie vermutlich auch die gleiche Funktion. Das Team um Prof. Schwab konnte damit den Walderdbeergenen, welche die ausländischen Kollegen gefunden hatten, Funktionen zuweisen.
Die Walderdbeere kann nun als Modellsystem für die Pflanzenfamilie der Rosaceen verwendet werden. Zu dieser gehören viele Obstarten wie Apfel, Birne, Pfirsich, Kirsche und Himbeere. So ist es nun möglich, im kleinen Genom der Walderdbeere die Funktion bestimmter Gene aufzuklären, die für gute Eigenschaften verantwortlich sind, zum Beispiel für Geschmack, Geruch oder Krankheitsresistenz. Findet man Verwandte dieser Gene in anderen Vertretern der Rosaceen-Familie, lässt sich ihr Einfluss durch Züchtung relativ einfach verstärken und dadurch die Qualität der Pflanze verbessern. (tum)