Tag und Nacht haben Forscher und Regierungsvertreter um die Kernaussagen im neuen Weltklimabericht gerungen. An diesem Freitag wollen die Parteien mit einer Kurzfassung des Reports an die Öffentlichkeit gehen. Darin präsentiert der
Weltklimarat IPCC den aktuellen Stand in Sachen
Klimawandel und gibt etwa einen Ausblick darauf, wie stark sich die Lufttemperatur in den kommenden Jahrzehnten erwärmen und der
Meeresspiegel steigen könnte.
Auch wenn in der Klimaforschung vieles weiter nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, erhoffen sich Beobachter von dem neuen Bericht Antworten auf einige wichtige Fragen - etwa die, warum die Erde sich seit 15 Jahren nicht mehr so schnell erwärmt wie in den Dekaden zuvor. Dass der Mensch seit einigen Jahrzehnten der wichtigste Einflussfaktor für das Klima ist, darin ist sich die Forschung dagegen weitestgehend einig.
Um den genauen Wortlaut der Kernaussagen werde konstruktiv verhandelt, ist von Teilnehmern in Stockholm zu hören. Die Nacht müssten sich die Forscher und Regierungsvertreter aber wohl um die Ohren schlagen, um rechtzeitig fertig zu werden.
«Der Klimawandel schreitet weiter voran, die
Klimapolitik gehört endlich wieder ganz nach oben auf die politische Agenda in Deutschland», forderte Grünen-Klimaexperte Hermann Ott am Donnerstag. «Die Erwärmung ist nicht gestoppt, sie hat sich nur verlangsamt», betonte WWF-Klimaexperte Stephan Singer. «Der Klimawandel findet statt, und er wird schlimmere Auswirkungen haben als befürchtet», betonte auch Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Welt dürfe im
Klimaschutz nicht zögern. «Längeres Warten wird für alle sehr, sehr teuer.»
Die Verhandlungen zwischen Regierungen und Forschern in dieser Woche bildeten die letzte von vielen Stufen der Überarbeitung, der sich der Report des Weltklimarates IPCC unterziehen muss. Über sechs Jahre haben Hunderte Wissenschaftler Zehntausende von Studien gesichtet. Schließlich ist das aus insgesamt drei Teilen bestehende und 2.000 Seiten umfassende Dokument wichtige Grundlage für die politischen Klimaverhandlungen.
Während der erste Teil des Reports wissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels behandelt, konzentrieren sich Teil zwei und drei auf dessen Auswirkungen und die politischen Möglichkeiten, den Wandel zu bremsen. Sie werden im Frühjahr 2014 in Japan und Berlin vorgestellt. Ein Synthesereport aus den drei Teilen folgt im Oktober in Kopenhagen. Für den Inder Rajendra Pachauri (73) wird das in jedem Fall der letzte Report als Vorsitzender des Weltklimarates sein. Seine zweite Amtszeit endet nach der Präsentation des Berichts, und nach den IPCC-Regel ist eine dritte nicht erlaubt. (dpa)