Mit einem Oberflächenwasser von 9,5 Grad Celsius sei der Rekordwert aus dem Dezember 2006 eingestellt worden, sagte der Abteilungsleiter für Meereskunde im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Bernd Brügge, am Mittwoch.
Im Unterschied zu 2006 sei es aber nicht der Sommer gewesen, der das Wasser so aufheizte, sondern der warme Herbst. Besonders ungewöhnlich sei der Anstieg um 0,1 bis 0,2 Grad zwischen dem 22. und 24. Dezember gewesen. «Das haben wir noch nie beobachtet», sagte Brügge.
Im Jahresmittel sei 2015 für die Nordsee mit 10,6 Grad aber lediglich das elftwärmste Jahr seit 1969 gewesen. Bisheriges Rekordjahr war 2014 mit 11,4 Grad gewesen. In den vergangenen 40 Jahren habe sich das Oberflächenwasser der Nordsee um etwa 1,5 Grad erwärmt, sagte die Präsidentin des Bundesamtes, Monika Breuch-Moritz. Die Forschung müsse aber noch klären, ob das nur Schwankungen seien oder ob es einen Trend gebe, der dem
Klimawandel entspreche.
Die Erwärmung des Oberflächenwasser gehe mit einer Veränderung der Arten einher. Brügge verwies auf Forschungen von Biologen, wonach kälteliebende Fischarten wie der Dorsch weiter nach Norden wanderten, während die in wärmeren Meeren beheimatete Sardelle schon in der Nordsee gefangen worden sei. Ursache der Erwärmung sei eindeutig das Wetter, nicht die Meeresströmung. Tendenziell werde auch das Wasser der Ostsee wärmer.
Für die Ostsee meldete das Bundesamt einen weiteren großen Salzwassereinbruch im vergangenen November. Dabei seien 1,4 Gigatonnen Salz in die Ostsee gespült worden. Bereits im November 2014 hatten das Bundesamt den größten Salzwassereinbruch in das Binnenmeer seit 50 Jahren beobachtet. Damals waren 3,98 Gigatonnen Salz eingeleitet worden.
Das Nordseewasser sei salzhaltiger, damit aber auch sauerstoffreicher als das Brackwasser der Ostsee, erklärte Breuch-Moritz. «Das ist für die Ostsee also jedesmal eine sehr gute Durchlüftung.» Genauere Ergebnisse der neuen Messungen sollen auf dem Ostseetag am 8. Juni in Rostock vorgestellt werden.
Positiv bewertete die Präsidentin des Bundesamtes auch den Rückgang von Schadstoffen im Meer und von Emissionen in der Schifffahrt. Messungen der Abgasfahnen auf der Insel Neuwerk in der Elbmündung und in Wedel bei Hamburg zeigten, dass die überwiegende Mehrzahl der Schiffe die seit einem Jahr geltenden strengeren Schwefelwerte einhalten würden. Die Beobachtungen deckten sich mit ähnlichen Messergebnissen aus Dänemark.
Ein Problem für die Meere sei weiterhin die Einleitung von Paraffin ins Wasser. Bislang dürften Schiffe ihre Tanks noch legal auf hoher See spülen. Das führt dazu, das Klumpen der wachsartigen, aber nicht giftigen Masse immer wieder an Stränden angeschwemmt werden.