Institutsleiter Dr. Reinhard Töpfer (li) mit Peter Morio-Preisträger Dr. Ludger Hausmann, beide Julius Kühn-Institut, Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof (c) jki
Mit dem Preis werden seine Arbeiten gewürdigt, die Wurzelreblaus-Resistenz im Genom der Reben zu analysieren. Die Züchtung von Keltertrauben, die gegen die Wurzelreblaus resistent sind, rückt so wieder in den Blickpunkt. Sie war nach jahrzehntelangen vergeblichen Versuchen vor 40 Jahren aufgegeben worden.
„Dadurch, dass genetische Fingerabdrücke bereits an wenigen Wochen alten Rebsämlingen die Diagnose resistent oder nicht resistent möglich machen, erlebt die Rebenzüchtung enormen Auftrieb und kann bis zu 10 Jahre beschleunigt werden.
Mit der von Dr. Hausmann entwickelten Diagnostik kann jetzt erstmals begonnen werden, resistente Edelreissorten zu züchten, die nicht den Umweg der Propfung auf eine meist tolerante Unterlage benötigen“, betonte Dr. Reinhard Töpfer, der Geschäftsführer der „Gemeinschaft der Förderer und Freunde des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof“ in seiner Laudatio bei der Preisverleihung am vergangenen Freitag (5.3.). Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre an Praktiker oder Wissenschaftler vergeben.
Nachdem 2007 erstmals das Genom einer Weinrebe entschlüsselt wurde, begann für die Rebenzüchter eine neue Ära. Es ist damit möglich, auch in verwandten Wildarten die Abschnitte im Rebengenom aufzuspüren, die für bestimmte Merkmale verantwortlich sind, wie zum Beispiel die Resistenz der Pflanzen gegenüber Krankheiten oder Schädlingen.
Hausmann, der seit 1996 am JKI-Institut für Rebenzüchtung arbeitet, konnte aufgrund bereits abgeschlossener Vorarbeiten des Instituts in kürzester Zeit die Region auf dem Genom eingrenzen, die für die Reblausresistenz verantwortlich ist. Die von ihm an der resistenten Unterlagssorte ´Börner´ entwickelten Marker (so bezeichnen die Wissenschaftler genetische Signalflaggen, die auf die gesuchte Eigenschaft hindeuten) ermöglichen rasche Aussagen darüber, ob die Eigenschaft ’Wurzelreblaus-Resistenz’ vorhanden ist oder nicht. Es können bereits wenige Wochen alte Rebsämlinge getestet werden. Bisher erforderte ein vergleichbarer Nachweis vier bis fünf Jahre.
Mit den Arbeiten Hausmanns sind die Grundlagen vorhanden, auch den Mechanismus der Resistenz aufzuklären - die Arbeit der kommenden Jahre. Es wird sicher noch einige Zeit vergehen, bis resistente Edelreis- oder neue Unterlagssorten in der Weinbaupraxis genutzt werden können. In der Züchtung wird das neue Wissen jedoch bereits jetzt intensiv genutzt.
Und der Weg geht weiter: Der neue Test ist bisher für die Unterlagssorte ´Börner` und alle über Kreuzung mit ihr abgeleiteten Zuchtstämme gültig. Hausmann sucht jetzt nach weiteren, unabhängigen Genen, die für die Wurzelreblaus-Resistenz verantwortlich sind. Sind diese identifiziert, lassen sich mit großer Wahrscheinlichkeit Rebsorten züchten, die dauerhaft resistent gegen den gefürchteten Schädling sind.
Vor dem Hintergrund, dass die bisher in der Weinbaupraxis verwendeten Unterlagen lediglich Toleranz aufweisen, kommen die neuen Diagnosemöglichkeiten genau zur richtigen Zeit, um die Reblaus auch weiterhin in Schach zu halten.
Reblausproblematik in Europa
Die Reblaus erreichte Europa gegen 1863 und wurde 1868 als Großschädling erkannt, der großflächig die Weinbauregionen Europas zerstörte. Schaden verursacht die Reblaus am Wurzelsystem unserer einheimischen Reben, die innerhalb weniger Jahre absterben. Dank des Einsatzes wurzelreblaustoleranter Unterlagen konnte die drohende Katastrophe (die komplette Aufgabe des Weinanbaus) gegen Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts abgewendet werden. Seither lebt der Weinbau mit der Reblaus, indem auf eine tolerante Unterlage gepfropfte Reben angebaut werden. Züchter versuchten bis 1970 jahrzehntelang, bei neuen Rebsorten Weinqualität mit Mehltau- und Reblaus-Resistenz zu kombinieren, blieben jedoch aufgrund der Komplexität der Merkmale erfolglos.
Peter Morio-Preisträger der Vorjahre
2008: Jörg Wolf, Weingut und Rebenveredlung, Bad Dürkheim-Ungstein, und Hermann Jäger, Weingut und Rebenveredlung, Ockenheim, für ihr Engagement im Versuchswesen und der Züchtung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten.
2006: Dr. Alain Bouquet, wissenschaftlicher Direktor am INRA Forschungszentrum Montpellier, Frankreich, für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Züchtungsforschung bei Reben und seinen Bemühungen zur Verbesserung der Resistenz gegenüber Uncinula necator. (JKI)