Bayreuth - Eine dreiwöchige Dürreperiode hat auf manche heimische Pflanzen ähnliche Auswirkungen wie eine kontinuierliche Erwärmung über einen Zeitraum von zehn Jahren.
Das haben Forscher um Carl Beierkuhnlein, Inhaber des Lehrstuhls für Biogeografie der Universität Bayreuth und Mitglied des Bayreuther Zentrums für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER), entdeckt. Die Wissenschaftler wollen im Rahmen des Projekts EVENT herausfinden, wie heimische Pflanzen und die gesamte Flora auf Extremwetterereignisse, wie sie durch den Klimawandel immer häufiger auftreten, reagieren.
"Wissenschaftliche Studien prognostizieren auch für Europa einen spürbaren Klimawandel und damit eine Zunahme extremer Wetterereignisse", erklärt Beierkuhnlein im pressetext-Interview. "Die Untersuchungen, die bereits vor einigen Jahren begonnen haben, zeigen bereits jetzt sehr überraschende Ergebnisse, die wir so nicht erwartet haben", meint der Wissenschaftler.
Fatale Folgen von Extremerereignissen
"Einzelne Extremereignisse ziehen Folgen mit sich, die deutlich über die bisher vorstellbaren Auswirkungen hinausgehen", erklärt der Forscher. Diese Extremereignisse greifen massiv in die Phänologie - dem Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen - der Pflanzen ein. Ein Beispiel dafür ist die dreiwöchige Dürre im Vergleich zur langsam kontinuierlichen Erwärmung, auf die sich eine Pflanze eher anpassen kann.
Auch der häufige Wechsel der Bodenverhältnisse zwischen Frost und Tau, hat das erhebliche Folgen für die Vegetation. "Das konnten wir am Beispiel von Grünlandflächen wie Mähwiesen und Heiden nachweisen", erklärt der Forscher. "Dabei stellte sich heraus, dass einzelne Pflanzenarten sehr unterschiedlich auf den Bodenfrostwechsel reagieren. Einzelne Populationen brechen nach unterbrochenen Frostphasen regelrecht zusammen." Weitere Untersuchungen sollen helfen, diese Zusammenhänge genauer aufzuklären.
Unterschiedliche Reaktionen gleicher Arten
"Ein überraschendes Ergebnis lieferte auch die Untersuchung gleicher Pflanzenarten mit großer Verbreitung von verschiedenen Standorten. Sie reagierten auf Extremereignisse sehr unterschiedlich", so Beierkuhnlein. Das lege nahe, dass der Standort große Bedeutung darauf hat und es besser angepasste Herkünfte gibt. Das konnten die Forscher bei heimischen Gräser- und Baumarten beobachten.
"Diese Entdeckungen haben Auswirkungen auf die Forstwirtschaft, die bisher sehr konservativ in Baumschulen Jungpflanzen von lokalen Herkünften vorzug und diese für Aufforstungen einsetzte. Dies könnte ein interessanter Anknüpfungspunkt für Strategien sein, die darauf abzielen, die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen zu stabilisieren", meint Beierkuhnlein.
"Die Forschungsarbeiten im Projekt EVENT sind vielfältig. Sie umfassen stark kontrollierte Untersuchungen an Topfpflanzen, Experimente auf Versuchsfeldern mit ausgewählten pflanzlichen Arten, aber auch besonders naturnahe Experimente in etablierten Lebensgemeinschaften", meint der Forschungsleiter. "Die Forschungsflächen sind technisch so ausgestattet, dass man eine Vielzahl möglicher Klimaszenarien mit hoher Präzision nachahmen kann." (pte)