«Die Trends sind beunruhigend, aber Nachhaltigkeitsziele lassen sich mit Umsteuern erreichen», sagte Mitautor und Landschaftsökologe Ralf Seppelt vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, am Dienstag in Berlin. Dafür müsse allerdings ein generelles Umdenken von der Politik über Unternehmen bis hin zu jedem Einzelnen einsetzen.
Nach dem Weltbericht sind bis zu eine Million von geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. «Es geht um eine großflächige
Umstrukturierung, auch von Werten», sagte Seppelt.
Die Frage sei, was die Vision eines guten Lebens ist. «Positiv, nicht apokalyptisch», betonte der Wissenschaftler. Für ihn gehörten dazu zum Beispiel der Abbau von
Subventionen bei nicht nachhaltigem Wirtschaften, mehr Zusammenarbeit der Bundesministerien bei Umweltthemen und ein Ende des Lagerdenkens.
Naturschutz müsse auch in genutzten Landschaften stattfinden. Flächenverlust sei eines der großen Probleme - angefangen bei Insekten. Sie machen 5,5 Millionen der geschätzt 8 Millionen Arten aus.
Für Mitautorin und Klimaforscherin Almut Arneth geht es neben einer proaktiven
Umweltpolitik, die weltweit auf
Nachhaltigkeit setzt, auch um einen Wandel im Produktions- und Konsumverhalten. «Denn ein Akteur allein wird nicht reichen», betonte sie.
Es gehe dabei nicht um Verbote. Es gebe andere Wege, um zum Beispiel verantwortlicheren
Fleischkonsum zu erreichen. Dazu sei Schulbildung wichtig - über
Massentierhaltung oder das Abholzen des Regenwaldes für immer mehr Weideflächen. Wenn mehr Menschen automatisch darüber nachdächten, ob sie am Wochenende zu einem Grillabend nach Prag fliegen, sei auch viel gewonnen, ergänzte Seppelt. Es gehe in Sachen Natur um neue Wertvorstellungen.
Initiativen wie die Fridays for Future-Bewegung von Schülern oder das Volksbegehren gegen
Bienensterben in Bayern beschleunigen nach Ansicht der Mitautoren politische Entscheidungen. Es gehe aber immer ums Ganze. «Sonst bekämpfen wir den
Klimawandel und fischen gleichzeitig die Meere leer», sagte Mitautor und Meeresökologe Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut.
Ebenso wenig nutze ein Zaun um Ökosysteme, wenn sie der Klimawandel dann kaputt mache. «Es reicht auch nicht, Plastikstrohhalme zu verbieten», ergänzte er. «Wir sollten nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen. Wir brauchen die Natur.»