Mit großen Messern haben Experten am Wochenende die vor der Nordseeküste angeschwemmten toten Pottwale zerlegt. Im Magen eines der Meeressäuger fanden sie Reste eines Fischernetzes. (c) The Photos - fotolia.com
Die letzte Reise der riesigen Pottwale
Der Schwerlastkran am JadeWeserPort hievte den tonnenschweren Kadaver des ersten Pottwals spätabends aus dem Wasser. Die reißfesten Schlaufen wurden herabgelassen und dann von einem Boot aus um den massigen Körper bugsiert.
Gegen 23.00 Uhr war am Freitagabend auch der zweite Pottwal an Land. «Wir haben es geschafft, innerhalb relativ kurzer Zeit, mit Teams und Einzelpersonen ... eine Aufgabenstellung zu meistern, die alles andere als alltäglich war und für die es hoffentlich auch nicht so schnell eine Wiederholung gibt», sagte Niedersachsens Umweltstaatssekretärin Almut Kottwitz, als sie Samstag nach Wilhelmshaven kam. Dort lagen die Meeresriesen in großen Wannen.
Das Schicksal dieser beiden Wangerooge-Wale und auch das ihrer zehn Artgenossen, die an den Nordseeküsten von Deutschland und den Niederlanden verendeten, hatte viele Menschen berührt. Die Todesursache der Meeressäuger? Vermutlich hatten sie sich schlicht und ergreifend auf dem Weg von der Arktis zu den Azoren verschwommen und kamen nicht mehr aus der «Nordsee-Falle» raus.
Die Überreste der Wale müssen fachgerecht entsorgt werden, in der Tierkörper-Beseitigungsanstalt von Friesoythe. Ein Skelett der «Wanger-Wale» soll aber sorgsam aufbereitet werden. Am Samstag ging der niederländische Tierpräparator Aart Walen mit seinem Team ans Werk. Zunächst wurden «Stufen» in die dicke Fettschicht der Wale geschnitten, damit die Zerleger auf den Kadaver klettern konnten.
Der Niederländer hatte die Tiere bereits auf Wangerooge angestochen, um eine Explosion der Kadaver zu verhindern. Die Organe zerfallen schnell und entwickeln Verwesungsgase, die den Körper platzen lassen können. Die Entsorgung des in der Wesermündung bei Bremerhaven gefundene dritten Wals ist nicht geplant. Das tote Tier liege im Bereich des Nationalparks, der nicht betreten werden darf.
In Schleswig-Holstein kam unterdessen nach tagelanger Reise auch der dritte vor der Landesküste entdeckte tote Pottwal in Nordstrand an. 150 Menschen sahen am Samstag an der Kaimauer zu, wie Experten das zehn Meter große Tier zerlegten. Der tote Jungbulle war zeitweise abhandengekommen, nachdem ein Abschleppseil zum Schlepper gerissen war. Doch der Kadaver war nach kurzer Suche wiedergefunden.
Äußerlich fanden die Experten keine Auffälligkeiten an dem Meeresriesen. In seinem Inneren entdeckten sie aber etwas Ungewöhnliches: «Er hatte im Magen Reste eines mehrere Quadratmeter großen Fischernetzes, aber das war nicht die Todesursache», sagte ein Sprecher des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz. Diese müsse in den kommenden Wochen geklärt werden.