„Deutschland trägt entscheidend zur globalen Versorgungssicherung von Qualitätsgetreide bei", erklärte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA), Arnim Rohwer, anlässlich der Jahrespressekonferenz am Dienstag in Berlin.
Vor allem wenn andere Exporteure wie beispielsweise Russland, Ukraine, Australien nicht mehr liefern können, zeigt sich die Zuverlässigkeit des deutschen Agrarhandels. Neben der Belieferung der einheimischen Getreide- und Futtermittelmühlen versorgt Deutschland dann zügig auch den internationalen Markt mit der geforderten Getreidequalität.
„Grundlage für diese zentrale Rolle Deutschlands sind unsere ertragreichen Böden und optimalen klimatischen Voraussetzungen, die im Vergleich zu vielen anderen Ländern kontinuierlich hohe Getreideerträge mit guten Qualitäten sicherstellen", führt Rohwer weiter aus. So stehen einem Durchschnittsertrag von rund 80 dt/ha Weizen in Deutschland zwischen 22 dt/ha (Russland), 31 dt/ha (USA) und 35 dt/ha in der Ukraine gegenüber.
D.h., jeder Hektar Weizen, der in Deutschland nicht für den Anbau zur Verfügung steht, erfordert für den Ausgleich dieser Lücke eine zusätzliche Weizenanbaufläche von 3,6 ha etwa in Russland. Länder die durch klimatische Bedingungen und den fortschreitenden
Klimawandel mit Ernteausfällen kämpfen, profitieren damit von den ausgewogenen Wetter- und Bodenverhältnissen in Deutschland. Vor diesem Hintergrund fordert BVA-Geschäftsführer Rohwer: „Wir brauchen höchste Priorität für einen gesicherten Qualitätsweizen-Anbau in Deutschland."
Eine Kernforderung des BVA ist das Sicherstellen von praxisgerechten gesetzgeberischen Bedingungen für die gesamte Kette der Getreidewirtschaft, um die wichtige Funktion der Versorgungssicherung mit hochwertigen Qualitäten auch weiterhin ausfüllen zu können.
Bedarfs- und standortgerechte Ausrichtung der neuen DüngeVO
Eine bedarfs- und standortgerechte Nährstoffversorgung der Ackerkulturen muss auch weiterhin zur zuverlässigen Erreichung erforderlicher Qualitätsparameter pflanzlicher Erzeugnisse möglich sein. Dafür muss die Möglichkeit geschaffen werden, in Abstimmung mit der zuständigen Behörde bei Nachweis besserer Getreidequalitäten auch höhere Stickstoff-Überschüsse bei der Düngeplanung festlegen zu können.
Die Handhabung der
Sperrfrist für die Ausbringung von stickstoffhaltigen Düngemitteln im Herbst muss flexibel gestaltet werden. Möglich wäre das beispielsweise durch regionale und einzelbetriebliche Ausnahmeregungen bei Beleg des Nährstoffbedarfs.
Nachhaltiger Pflanzenschutz braucht breites Wirkstoffspektrum
Um auch künftig wettbewerbsfähig zu sein, benötigt die Landwirtschaft ein breites Spektrum an Pflanzenschutzmitteln. Und damit die Landwirte einen nachhaltigen, integrierten Pflanzenschutz umsetzen können, ist eine bestimmte Auswahl an Wirkstoffen notwendig.
Die restriktive Pflanzenschutzpolitik in der EU wird dazu führen, dass der Praxis immer weniger Mittel zur Verfügung stehen werden. Dadurch entstehende Pflanzenschutz-„Lücken" werden von der Industrie nicht mehr geschlossen werden können.
Der BVA fordert alle beteiligten Akteure auf, stärker als bisher auf eine differenzierte Diskussion in den einzelnen Sachverhalten zu fokussieren. Die gesellschaftspolitische Diskussion in diesen Themenbereichen prägt ein Schwarz-Weiß-Denken, das die realen Handels- und Produktionsbedingungen nicht angemessen spiegelt.
Politische Entscheidungen müssen auf Basis fachlicher/wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden. Populismus darf hier nicht weiterhin das Leitmotiv sein. (bva)