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17.04.2009 | 17:59 | Milchwirtschaft Österreich 

Landwirtschaftskammer: Appell zur Verringerung der Milchanlieferung

Wien - Zur aktuell schwierigen Situation am Milchmarkt hat die bäuerliche Interessenvertretung gemeinsam mit den Branchenexperten eine kritische Analyse über die Ursachen der laufenden Preisrückgänge vorgenommen.

Landwirtschaftskammer: Appell zur Verringerung der Milchanlieferung
(c) proplanta
"Die Erzeugerpreise sind in vielen EU-Mitgliedstaaten und einigen österreichischen Molkereien bereits deutlich unter 30 ct/kg Milch gesunken. Nach Analyse der schwierigen Situation haben wir verschiedene Maßnahmen zur Entschärfung der kritischen Marktlage diskutiert. Als einhellig akzeptierter Vorschlag wird festgehalten, einen Appell an die Milchlieferanten zur Verringerung der Milchanlieferung zu richten", erklärte Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, zu der mit dem Bauernbund und Vertretern der Molkereien gemeinsam beschlossenen Vorgangsweise.


Rundschreiben der Molkereien an ihre Milchlieferanten

Die Molkereien werden dieser Tage ein Rundschreiben an alle bäuerlichen Milchlieferanten aussenden mit dem dringenden Aufruf, dass die spürbare Reduktion der Milchanlieferung an die Molkereien die naheliegendste und dringlichste Maßnahme sei, um unmittelbar beginnend zumindest bis Ende Juni 2009 die saisonale Anlieferung zu reduzieren, berichtete der LK-Präsident. 


Reduzierung der Anlieferung ist rasch umzusetzen und effektiv

Die Situation auf dem europäischen und österreichischen Milchmarkt sei nach wie vor "äußerst kritisch", weil Absatzrückgänge im Inland, der Austausch von Milch durch andere billigere Rohstoffe als auch eine überaus schwierige Exportsituation den Milchmarkt kennzeichnen. 
"Bisher ist es den österreichischen Molkereien gelungen, trotz der Preisrückgänge das Milchgeld-Auszahlungsniveau deutlich über dem ausländischen Durchschnitt zu halten. Angesichts dieser Voraussetzungen haben wir nun Lösungsvorschläge diskutiert, wobei sich die Verringerung der Milchanlieferung als kurzfristig wirksame Maßnahme zwischen Mitte April und Ende Juni 2009 am sinnvollsten herausgestellt hat. Eine spürbare Senkung der Anlieferung ist daher als eigenverantwortliche Maßnahme kurzfristig notwendig, um wesentlich drastischere Maßnahmen am Milchsektor zu vermeiden. Gerade das zweite Quartal ist naturbedingt immer mit Milchanlieferungsspitzen in den Grünlandgebieten verbunden und heuer verträgt der Markt diese Mengen offensichtlich nicht", appellierte Wlodkowski in diesem Zusammenhang auch an die Eigenverantwortlichkeit der bäuerlichen Milchlieferanten.

 
Verstärkter Konsumpatriotismus belebt Nachfrage

"Wir müssen künftig auch den Konsumpatriotismus verstärken, denn nur durch eine deutliche Belebung der Nachfrage nach österreichischen Milchprodukten durch die Verbraucher als auch durch die Verarbeiter in der Lebensmittelwirtschaft können schließlich unsere 6000 Arbeitsplätze in der österreichischen Molkereiwirtschaft erhalten und in der Folge vor allem auch die Existenz der über 40.000 bäuerlichen Milchwirtschaftsbetriebe in Österreich abgesichert werden", unterstrich Wlodkowski.

 
Verbraucher sind wichtige Verbündete der Milchbauern

"Unbestritten hoch ist auch die Spitzenqualität der heimischen Milchprodukte und dies wird auch von Österreichs Konsumenten geschätzt, denn sie haben bisher den österreichischen Milchprodukten die Treue gehalten. Dies ist natürlich auch auf die hervorragende Arbeit des AMA-Milchmarketings zurückzuführen, die den Österreichern immer wieder auf Plakaten, Inseraten und ORF-Werbespots Gusto auf heimische Joghurts, Milch und Käse macht. Das ist für uns ein gewaltiger Vorteil, denn schließlich sind Österreichs Konsumenten die wichtigsten Verbündeten der heimischen Milchbauern und dieses gute Vertrauensverhältnis gilt es auch künftig zu sichern. Mit einem überaus breiten Produktangebot in absoluter Spitzenqualität - die Palette reicht hier von Bio- bis Heumilch, von gentechnikfrei bis zur regionalen Spezialität - wird dies auch künftig gelingen. Voraussetzung dafür sind aber Milcherzeugerpreise, die sowohl die Existenz vieler österreichischer Milchbauern als auch tausender Arbeitnehmer in der österreichischen Molkereiwirtschaft langfristig absichern und nicht gefährden, wie dies derzeit bei Erzeugerpreisen unter der Marke von 30ct pro Kilogramm der Fall ist", gab Wlodkowski abschließend zu bedenken. (lk österreich)
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